von Oliver Adam
Das 150 Seiten starke Softcover-Heft unterteilt sich in vier Hauptkapitel, die vollkommen unterschiedliche Ausprägungen klassischer B- und C-Movies aufgreifen und spielrelevant umsetzen.
Das Abenteuer – oder um im Jargon des Bandes zu bleiben – das Drehbuch „Showdown in Dry Gulch“ verschlägt die Schauspieler in den Wilden Westen und baut auf den Western-Regeln der Erweiterung „Das Monster aus der Spätvorstellung 2 – Spiel mir das Lied vom Tod“ auf. Die verschlafene Stadt Dry Gulch platzt im Sommer förmlich aus allen Nähten, wenn die Rinder in die Stadt getrieben und vom Bahnhof Dry Gulch Station in alle Richtungen in die weit entfernten Städte transportiert werden. Einen derartigen Viehtrieb haben die Schauspieler beendet und stoßen in der Stadt auf den boshaften Plan eines reichen Ranchers, der mithilfe eines bestechlichen Bahnbeamten eine Verlegung der Bahnlinie um rund 20 Meilen nach Norden anstrebt. Die neue Bahnlinie soll nämlich über dessen ausgedehnte Ländereien führen und Dry Gulch langsam vor die Hunde gehen lassen. Sie werden es mit tödlichen Duellen, beinharten Schlägereien, schmierigen Sheriffs und lüsternen Witwen zu tun bekommen, um den tückischen Plan aufdecken zu können. Am Ende steht natürlich eine mustergültige Schiesserei. Der Ablauf ist dabei sehr linear gehalten, sodass auch Anfänger wenige Probleme beim Enthüllen der Machenschaften haben dürften. Bei erfahrenen Spielern liegt es am Spielleiter, den gradlinigen und durchschaubaren Plot mit der einen oder anderen Sackgasse anzureichern und zu erschweren.
„Angriff der Aggro-Ameisen auf Antishill“ von Sebastian Oswald ist der Sieger des Drehbuch-Wettbewerbs des Verlages und greift die Stimmung schlechter Gruselfilme auf. Die Spieler übernehmen die Rollen von Musikern der Band „The Yeehaaas“, die – neben anderen aufstrebenden Rockbands wie „Living-Dead“ oder „Satan’s Brides“ – das Line-Up des Rock-the-Hill-Festivals bilden. Einem ausgelassenen Festival (oder zumindest was die haarigen, übergewichtigen und tätowierten Besucher darunter verstehen) steht jedoch eine schreckliche insektoide Bedrohung entgegen. Eine illegale Giftmülldeponie hat die örtlichen Ameisen mutieren lassen, und die entstandene Ameisen-Prinzessin ist nun auf Männerfang, da sie einen potenten Geschlechtspartner zur Verbreitung ihrer Rasse sucht, und lässt darum männliche Festival-Besucher entführen. Zum Finale werden es die Schauspieler nicht vermeiden können, den Höhlen-Bau der Aggro-Ameisen zu erkunden und schließlich der wollüstigen Prinzessin gegenüberzustehen. Für mich handelt es sich aufgrund der abgefahrenen Ideen und überraschenden Wendungen um das beste Drehbuch des Bandes.
Neben dem Wilden Westen und Horror-Streifen nimmt sich der Band im Kapitel „Making Of: PizzAgent – Spionage auf Italienisch“ klassischer Spionage-Streifen an und bietet hierzu ein ausgearbeitetes Setting inklusive aller notwendiger Regeln. Dies kann der Spielleiter (Regisseur) beim Drehbuch „PizzAgent – Der chinesische Kandidat“ zur Anwendung bringen. Die Spieler haben darin als PizzAgenten die Möglichkeit, eine politische Verschwörung der Gegenpartei „WOKonnection“ aufzudecken, die den Präsidenten durch einen Doppelgänger austauschen wollen. Liebhaber von Agentenstreifen, die das Metier nicht allzu ernst nehmen, können bei dieser Story voll auf ihre Kosten kommen und einige nette Überraschungen erleben. Als Beispiel seien Reiskanonen oder die Kampfvarianten von Essstäbchen und Sambal Olek (extrascharf) genannt.
Fazit: „Das Monster aus der Spätvorstellung 3 – Die unnötige Fortsetzung“ trägt diesen Namen vollkommen zu unrecht. Auf 150 Seiten bietet das Heft mit drei vollkommen ausgearbeiteten Drehbüchern und einer Setting-Beschreibung viel abgefahrenes Lesevergnügen für nur 14,50 Euro. Jeder, der vergnügte Stunden mit den ersten beiden Teilen dieses Rollenspiels verbracht hat, wird sehr viel Spaß mit dem vorliegenden Band haben und die Anschaffung keinesfalls als „unnötig“ einordnen.
Das Monster aus der Spätvorstellung 3
Quellenbuch
Ralf Sandfuchs, Sebastian Oswald
Krimsus Krimskrams Kiste 2006
ISBN: 3-932932-07-2
150 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,50
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