Das gläserne Tor

Bei der Ausgrabung eines jungen Berliner Archäologen geschehen seltsame Dinge und seine Verlobte verschwindet. Sabine Wassermann entführt den Leser in das Berlin des späten 19. Jahrhunderts und von dort auf eine faszinierende Reise in ihrem Buch „Das gläserne Tor“.

von Thomas König

 

Der Roman beginnt Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin. Nach dem erfolgreichen Fund von Troja durch Schliemann ist die Archäologie in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens gerückt. Auch auf der Pfaueninsel in der Havel wird ein Grab entdeckt.

Die junge Grazia besucht die Ausgrabungsstätte ihres Verlobten und entdeckt tief unter dem Wasserspiegel ein Licht. Schließlich sieht sie einen nackten Mann unter Wasser. Sie verliert das Gleichgewicht und stürzt in den Fluss. Wenig später erwacht die junge Frau aus gutbürgerlichem Haus in einem Bett und denkt, dass sie nur fantasiert hat und schließlich in Ohnmacht gefallen ist.

Trotz des Verbots ihres Verlobten geht sie noch einmal zur Ausgrabungsstätte. Da entdeckt sie ihr Verlobter Friedrich und vor Schreck fällt sie noch einmal in den Fluss. Doch dieses Mal erwacht sie in einer Wüste. Wilde nehmen sie auf und sie muss erkennen, dass sie an einem ganz fremden Ort ist. Als sie am Himmel zwei Monde entdeckt, wird ihr bewusst, dass sie wirklich weit weg sein muss von zu Hause.

Bei den Nomaden lernt Grazia den Gefangenen Anschar kennen. Er bringt ihr die fremde Sprache bei und gemeinsam gelingt es ihnen zu fliehen. Doch dann trennen sich die Wege. Grazia lernt eine ganze andere Welt kennen. Statt sich in enge Kleider zu zwängen, leben die Menschen hier fast unbekleidet und auch die Moralvorstellungen, mit denen sie groß geworden ist, gelten hier nicht. Dafür gibt es Gewalt und blutige Rituale und ein großes Problem. Die zunehmende Trockenheit bedroht schon seit Jahrzehnten die Zivilisation. Der Sage nach soll der Gott des Wasser gefangen worden sein.

So ist die Überraschung groß, als die Fremden erkennen, dass die Frau aus der fremden Welt köstliches Wasser erschaffen kann und so in der Lage ist, nicht nur Becher zu füllen, sondern ganze Teiche. So steht plötzlich Grazia im Mittelpunkt des Interesses der Mächtigen, doch sie will eigentlich nur wieder nach Hause.

Statt eines Steampunk-Romans, wie man es nach dem Klappentext vermutet, wartet auf den Leser ein klassischer Fantasy-Roman mit einem historischen Ausgangspunkt. Die junge Heldin gelangt auf eine fremde Welt und geht dort aufgrund ihrer erhaltenen magischen Kraft nicht unter, sondern wird ein wichtiger Bestandteil der Welt.

Der Autorin gelingt es, diese einfache Handlung aber sehr gut zu verpacken. Zum einen trifft die Protagonistin auf eine fremde Welt mit völlig anderen Moralvorstellungen. Hinzu kommt, dass sie Gefühle in sich entdeckt, die ihr bisher unbekannt waren. Das Gefühl der Liebe zu einem Mann erwacht in ihr. Ihren Verlobten hatte sie erst wenige Male vor dem Versprechen gesehen, da die Vermählung arrangiert wurde.

So ist es wenig verwunderlich, dass in dem Roman die Gefühle und die Entwicklung der Hauptfigur im Vordergrund steht. Kämpfe werden nun mit dem notwendigsten geschildert. Hinzu kommt die interessante fremde Welt.

Fazit: Der Roman richtet sich an die weiblichen Fantasy-Freunde und schildert die interessante Entwicklung einer jungen Frau. Auf einer interessanten fremden Welt muss sie sich ihrer größten Herausforderung stellen und lernt dabei sehr viel über sich selbst.


Das gläserne Tor
Fantasy-Roman
Sabine Wassermann
Heyne 2008
ISBN: 3453523393
688 S., broschiert, deutsch
Preis: EUR 14,00

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