Das gestohlene Kind

Der in den USA gefeierte Bestseller „Das gestohlene Kind“ von Keith Donohue ist nun auch in Deutschland bei C. Bertelsmann erschienen. Es ist nicht die Fantasy, die man in Rollenspielkreisen landläufig kennt, und doch wieder Fantasy.

von Thomas König

 

Der siebenjährige Henry läuft eines Nachmittags von zu Hause weg. Zu Hause auf der Farm am Stadtrand haben seine beiden kleinen Zwillingsschwestern das Regiment übernommen und stehen im Mittelpunkt der Familie. Henry fühlt sich vernachlässigt.

Am Abend findet ein Suchtrupp den Jungen in einem hohlen Baum. Seine Eltern sind überglücklich und froh. Doch niemand bemerkt, dass der Junge zwar wie Henry aussieht und so spricht, aber nicht Henry ist. Kobolde, jene geheimnisvolle Waldbewohner, haben Henry gegen ein anderes Kind ausgetauscht, dass sie vor langer Zeit gestohlen hatten.

Der neue Henry wächst nun in der für ihn neuen Welt auf. Langsam verblassen die Erinnerungen an sein vorheriges Leben. Nur gelegentlich flackern Bilder aus der Vergangenheit auf, die eine unbestimmte Sehnsucht hervorrufen. Intensiviert wird das Gefühl, wenn Musik erklingt. So ist es wenig verwunderlich, dass Henry Musiklehrer wird. Er heiratet und bekommt einen Sohn, und mit ihm bekommt Henry eine unerklärliche Angst. Da sein Sohn weder ihm noch seiner Frau ähnelt, beginnt er in seiner Vergangenheit zu forschen, und plötzlich ist sein Wissen um das Fremde wieder da.

Der wahre Henry, der nun auf den Namen Aniday hört, erfährt von dem gestohlenen Kind und beginnt nun, seine eigene Geschichte zu erkunden und niederzuschreiben. Dabei findet er den anderen Henry und beobachtet ihn. Henry spürt, dass er beobachtet wird und irgendetwas da ist. Henry hat Angst um seinen Sohn und will ihn und seine Welt schützen. Die einzige Rettung scheint die Musik zu sein, und so arbeitet er verzweifelt an seiner Komposition „Das gestohlene Kind“, in der sich die beiden Wesen treffen, verzeihen und voneinander lösen.

„Das gestohlene Kind“ ist der Debütroman von Keith Donohue und wurde laut Verlag durch W. B. Yeats Gedicht inspiriert. Donohue zeichnet ein interessantes Bild vom Erwachsenwerden, das von der Trauer um das verlorene Kinderglück begleitet wird. Dabei gelingt es ihm, zu verdeutlichen, dass nebenan eine andere Welt existiert und somit in jedem Leben eine anderes steckt.

Die Geschichte ist sehr gut geschrieben. Die Handlung ist spannend, und der Leser kommt nicht mehr los von dem Buch.

Fazit: „Das gestohlene Kind“ ist ein außergewöhnlicher Roman, abseits der normalen Fantasy. Er zeichnet ein interessantes Bild von der Entwicklung in einem Menschenleben.


Das gestohlene Kind
Fantasy-Roman
Keith Donohue
C. Bertelsmann 2007
ISBN: 978-3-570-00936-9
448 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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