Das Geheimnis der Großen Schwerter 3: Die Nornenkönigin

Prinz Josua und seine Anhänger haben auf der Flucht vor dem wahnsinnigen König Elias und den grausamen Nornen den Abschiedsstein erreicht. Aber die Feinde des Prinzen sind nicht fern. Noch ist die Hoffnung nicht verloren.

von Peter Berneiser

 

Osten Ard steht am Abgrund. Die Bewohner leiden unter der Herrschaft des Hochkönigs. Auch seine Gefolgsmänner fürchten sich vor dem wahnsinnigen König und den bleichen Nornen. Nur eine alte Prophezeiung verspricht Hoffnung. Die drei legendären Großen Schwerter sollen den Sturmkönig und die Nornen besiegen können. Im zweiten Teil der Geschichte hat Simon eines der Schwerter gefunden und zu Prinz Josua gebracht, der den Widerstand gegen seinen Bruder anführt.

Der dritte Teil der Geschichte um das Geheimnis der Großen Schwerter führt einige Handlungen wieder zusammen. Die Verbündeten auf dem Abschiedsstein finden heraus, dass das letzte der drei Großen Schwerter in König Johanns Grab und somit außer Reichweite der tapferen Widerstandskämpfer liegt. Mit Mut und einer List des Trolls Binabik erringen die Verteidiger am Abschiedsstein einen Sieg über Prinz Elias’ Soldaten. Auch in anderen Teilen des Landes widersetzen sich die Bewohner der Tyrannei des Königs, und nach der Ermordung ihrer Ältesten greifen die Sithi in den Kampf um Osten Ard ein.

Herzog Isgrimnur erhielt im ersten Band den Auftrag, Miriamel zu finden. König Elias’ Tochter reiste nach Süden, um Unterstützung für den Widerstand gegen ihren Vater zu finden. Der alte Herzog rettet nicht nur die Prinzessin, sondern begegnet auch dem berühmten Ritter Camaris. Zusammen mit einem Gelehrten erreichen sie den Abschiedsstein. Dort erhält Camaris seine Erinnerung und seinen Verstand zurück und schließt sich Prinz Josua an. Außerdem wird das Geheimnis der mysteriösen Nornenkönigin gelüftet. Während Josuas Verbündete Hoffnung schöpfen, flieht Miriamel erneut. Sie will ihren Vater, König Elias, zur Vernunft bringen und wird von Simon auf ihrer Reise zum Hochhorst begleitet.

Tad Williams’ Talent der Charakterdarstellung kommt im dritten Teil besonders zur Geltung. Seine Charaktere haben Ecken und Kanten, Wünsche, Ängste und Hoffnungen. Herzog Isgrimnur ist beispielsweise übellaunig und dickköpfig, wächst aber dem Leser mit seiner ungestümen Art schnell ans Herz. Prinz Josua vereint einerseits viele Tugenden in sich, anderseits verfällt er immer wieder in Selbstmitleid und Rückschläge führen schnell zu Missmut. Während Williams bei den Menschen mit gegensätzlichen Charaktereigenschaften spielt, bleiben die Sithi und Nornen hingegen unergründlich und geheimnisvoll. Allerdings übertreibt es Williams bei einigen wenigen Charakteren. Maegwins Wahnsinn treibt zuweilen auch den Leser in den Wahnsinn.

Die Geschehnisse haben stets Auswirkungen auf die Persönlichkeit der Charaktere. Simon war am Anfang der Geschichte ein Tagträumer und Faulpelz. Im dritten Band reift er zum Mann, übernimmt Verantwortung und handelt selbständig. Die Entwicklungen finden nicht sprunghaft statt, sondern sind glaubwürdig und halten so manche Überraschung für den Leser bereit. Die Darstellung des wahnsinnigen König Elias und seines bösartigen Beraters Pryrates ist besonders gelungen.

Wie in den ersten beiden Bänden betritt der Leser zahlreiche Schauplätze und begegnet vielen Charakteren. Am Abschiedsstein werden einige Handlungsstränge wieder zusammengeführt. Der geheimnisvolle Ort ist der Wendepunkt, an dem die Geschichte kurz innehält, bevor sich im vierten Band das Schicksal von Osten Ard entscheidet.

Fazit: In den ersten beiden Bänden waren Prinz Josuas und seine Verbündeten machtlos und verzweifelt, aber nun gibt es Hoffnung. „Die Nornenkönigin“ überzeugt durch eine dramatische Handlung. Williams zieht das Tempo im dritten Band an und bereitet alles für das große Finale vor.


Das Geheimnis der Großen Schwerter 3: Die Nornenkönigin
Fantasy-Roman
Tad Williams
Klett-Cotta 2010
ISBN: 978-3-608-93868-5
863 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,90

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