Das Blut der Nibelungen

Das Nibelungenlied erzählt von wackeren Kriegern und starken Frauen. Von Liebe und Verrat, Magie und phantastischen Wesenheiten, von Zwergen und Drachen. Von Wiedergängern war bisher noch nicht die Rede. Doch die altnordische, die germanische Mythologie weiß um rastlos wandelnde Untote, „Draugar“ genannt. Kann es also sein, dass wesentliche Teile der Nibelungensage bislang verborgen geblieben sind? Laut Fantasy-Autor Bernd Frenz ist dem so. Und mit „Das Blut der Nibelungen“ liefert er auch gleich seine ganze Wahrheit über die Nibelungen. Über Zombies bei den Burgundern / darf man sich dabei nicht wundern.

von Simon Ofenloch

 

Aus den Aufzeichnungen eines Mönches erfahren wir sie: die wahre, grauenvolle Geschichte der Nibelungen, wie sie der kühne Recke Hagen von Tronje einst erinnert haben soll. Jene Geschichte, die in Burgund spielt, in längst vergangener Zeit. Am Königshof zu Worms, wo der junge und edle Ritter Hagen die Königstochter Kriemhild zu freien gedenkt, als plötzlich ein gewaltiger Lindwurm am Himmel über der Feste erscheint.

Fafnir, der bisher von Zwergen gefangen gehaltene Drache, ist offenbar befreit worden, um die Macht seines Blutes nutzen zu können. Dieses macht bekanntlich unsterblich. Nun hat es sich über das ganze Reich ergossen, denn als Fafnir übers Land flog, blutete er aus mehreren Wunden. Infolgedessen erheben sich überall Tote aus ihren Gräbern und ziehen nach Worms, um das Königsgeschlecht von Burgund anzugreifen.

In der Zwischenzeit hat Hagen nicht nur den mit einem Tarnmantel ausgestatteten Zwergen Alberich getroffen, sondern auch den rätselhaften Kämpfer Siegfried, den „Draugar-Schlächter“. Mit dessen Unterstützung versuchen die Burgunder Stadt und Hof zu verteidigen. Und während Hagen weiter danach strebt, die Hintergründe um den Angriff auf Fafnir in Erfahrung zu bringen, kommen sich auch Siegfried und Kriemhild näher. Gefährlich nahe.  

Seit „Stolz und Vorurteil und Zombies“ erhebt sich ein Klassiker nach dem anderen im Zombie-Gewand. Von „Mash-Ups“ ist die Rede. Mit „Das Blut der Nibelungen“ ist dem deutschen Fantasy-Autor Bernd Frenz, der sich zuerst mit seinen Romanen um die „Blutorks“ einen Namen gemacht hat, eine raffinierte Variante gelungen. Mit der Integration der „Draugar“ bleibt er dem ursprünglichen Mythenkomplex treu, verwandelt den ersten Teil des Nibelungenlieds so gekonnt in eine Zombie-Mär.

Der überlieferte Ursprungstext wird niemals sklavisch als unabdingbare Vorlage betrachtet. Frenz geht schon sehr frei ans Werk. Im Mittelpunkt stehen rasant erzählte und durchaus mit blutigen Details ausgeschmückte Kampfszenen.

Hinreichend spannend und überzeugend actionreich geht es zur Sache. Das ist nichts für Zartbesaitete. Und auch nichts für literarisch Hochanspruchsvolle. Aber ein kurzweiliges Vergnügen mit Nibelungen und Zombies.

Fazit: Das Nibelungenlied – mal anders: mit Zombie-Gemetzel, was nichts für schwache Nerven ist. Wer’s aushält, dem bietet sich eine unterhaltsame und inhaltlich ohne besondere Mühen überschaubare Variation vom berühmten deutschen National-Epos. 


Das Blut der Nibelungen
Fantasy-Buch
Bernd Frenz
Panini Books 2011
ISBN: 978-3-8332-2255-9
304 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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