Cuba

Cuba ist ein strategisches Brettspiel aus dem Hause Eggertspiele. Der Verlag steht für strategische und taktische Gesellschaftsspiele mit minimalem Glücksfaktor. Die Spieleautoren Michael Rieneck und Stefan Stadler sind 2006 mit ihrem Werk „Die Säulen der Erde“ berühmt geworden. Welchem Spieler gelingt es, Rohstoffe und Waren gewinnbringend zu verschiffen und die Gesetze zu seinem Vorteil zu nutzen?

von Peter Berneiser

 

Das umfangreiche Spielmaterial ist erstklassig. Die Illustrationen sind detailreich und versetzen den Spieler in das sonnige Cuba. Die Spielfiguren und -steine aus Holz hinterlassen ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Das Regelwerk ist übersichtlich und bis auf wenige Regelpassagen gut verständlich. Die angegebene Spieldauer von 75 bis 120 Minuten wird aufgrund der Rundenbeschränkung nur selten überschritten.

Spielvorbereitung

Die Gebäudeplättchen werden neben den Spielplan ausgelegt und die Rohstoffe und Waren werden auf dem Markt platziert. Die übrigen Rohstoffe, Waren, Baustoffe und Pesos bilden einen allgemeinen Vorrat. Schiffskarten werden auf die Liegeplätze im Hafen und die Gesetzeskarten nach Gesetzesgruppen sortiert über das Parlamentsgebäude gelegt. Jeder Spieler stellt seinen Spielstein auf die Siegpunktanzeige und verschiebt diesen, wenn er Siegpunkte erhält. Die Spielfiguren werden in die Lager auf den Plantagenplänen der Spieler gesetzt. Nachdem sich jeder je zwei Roh- und Baustoffe, zehn Pesos und seinen Satz Personenkarten genommen hat, kann es losgehen.

Spielablauf

In der ersten Phase einer Runde werden die obersten Karten der Gesetzesstapel aufgedeckt. Bis zur 4. Phase handelt es sich lediglich um Gesetzesvorschläge. Anschließend folgt die Aktionsphase, in der die Spieler reihum Personenkarten ausspielen. Jede Personenkarte ermöglicht Aktionen und steht zudem für eine Stimmenzahl im Parlament. Außerdem können drei dieser Personenkarten alternativ verwendet werden. Dies ist für alle Spieler pro Runde jedoch nur zweimal möglich.

Wer den Arbeiter (1 Stimme) spielt, kann die Spielfigur auf dem Plantagenplan versetzen und Roh- (Zitrusfrüchte, Zuckerrohr und Tabak) und Baustoffe (Holz, Stein und Wasser) sammeln und im Vorhof lagern. Nicht genutzte Rohstoff verfallen am Ende der Runde, wenn sie nicht im Lager untergebracht werden. Das Ausspielen der Händlerin (2 Stimmen) ermöglicht es den Spielern, Handelsgüter (Rohstoffe und Waren) auf dem Markt zu kaufen oder zu verkaufen. (Je mehr Handelsgüter einer Art auf dem Markt sind, desto niedriger ist der Preis. Im vorrevolutionären Cuba kannte man noch keine Planwirtschaft.) Alternativ kann man einen beliebigen Baustoff oder den derzeit günstigsten Rohstoff kostenlos vom allgemeinen Vorrat nehmen. Wer den Architekt (3 Stimmen) spielt, darf ein Gebäude auf seinem Plantagenplan errichten, nachdem er die angegebenen Baustoffe bezahlt hat. Gebäude haben vielfältige Funktionen, blockieren allerdings ein Bau- oder Rohstofffeld. Alternativ kann man auf den Bau eines Gebäudes verzichten und erhält dafür zwei Siegpunkte (oder einen Siegpunkt, wenn ein anderer Spieler den Architekt bereits alternativ eingesetzt hat). Mit dem Vorarbeiter (4 Stimmen) können Spieler die Funktionen ihrer errichteten Gebäude nutzen. Wer den Bürgermeister (5 Stimmen) spielt, kann ein Schiff im Hafen mit Handelsgütern aus dem eigenen Vorhof oder Lager beliefern. Jedes der drei im Hafen liegenden Schiffe hat fünf unterschiedliche Plätze für Handelsgüter. Je nach Position des Schiffes erhält ein Spieler für jedes eingelagerte Handelsgut einen, zwei oder drei Siegpunkte. Alternativ erhält man beim Ausspielen des Bürgermeisters vier beziehungsweise zwei Pesos.

Die Waren (Zigarren und Rum), die neben den drei Rohstoffarten zu den Handelsgütern zählen, können aus Rohstoffen hergestellt oder auf dem Markt gekauft werden. Die Herstellung der Handelswaren setzt den Bau der entsprechenden Gebäude voraus. Zigarren können aus Tabak in der Zigarrenfabrik hergestellt werden und Rum wird in der Schnapsbrennerei aus Zuckerrohr gewonnen. Salud!

Nachdem jeder Spieler vier Karten gespielt hat, wird der Startspieler der nächsten Runde bestimmt. Der Stimmenwert der zuletzt gespielten Karte ist ausschlaggebend. Der Startspieler ist im Vorteil, da er beispielsweise zuerst auf dem Markt günstige Waren kaufen beziehungsweise gewinnbringend verkaufen kann. Es kann also entscheidend sein, eine Karte mit einem hohen Stimmenwert – beispielsweise den Bürgermeister – erst an 4. Stelle zu spielen. Spielt allerdings ein anderer Spieler den Bürgermeister vorher, kann dieser zuerst seine Handelsgüter auf dem Schiff einlagern, für dass man am meisten Siegpunkte erhält.

In der Parlamentsphase werden zwei der zu Beginn gezogenen vier Gesetzeskarten vom Spieler mit der höchsten Stimmenzahl ausgewählt und umgesetzt. Zu der Stimmenzahl der 5. Personenkarte werden mit Pesos gekaufte Stimmen hinzugezählt (pro Pesos eine Stimme). Wer die meisten Stimmen hat, darf die neuen Gesetze auswählen. In der letzten Phase einer Runde, der Gesetzesphase, werden die Gesetze schließlich umgesetzt. Steuer- und Abgabengesetze erfordern die Zahlung von Pesos bzw. Bau- oder Rohstoffen. Dafür erhält man Siegpunkte (je erfülltem Gesetz zwei Siegpunkte bzw. fünf Siegpunkte, wenn beide Gesetze erfüllt werden). Durch die Subventionsgesetze erhalten die Spieler weitere Siegpunkte (etwa einen für jedes eigene Gebäude oder für je drei Pesos, die man besitzt). Die sonstigen Gesetze haben unterschiedliche Auswirkungen auf das Spiel. So kann beispielsweise das Rohstoffangebot auf dem Markt erhöht oder verknappt werden.

Am Ende einer Runde müssen die Spieler alle unverbrauchten und nicht eingelagerten (das Lager kann in der Aktionsphase durch den Vorarbeiter genutzt werden) Rohstoffe in den allgemeinen Vorrat zurücklegen. Zudem verlassen vollbeladene Schiffe den Hafen und neue Schiffe rücken nach.

Spielziel

Das Spiel endet nach sechs Runden. Jeder Spieler erhält noch zwei Siegpunkte für jedes eigene Gebäude. Wer die meisten Siegpunkte erreicht hat, gewinnt das Spiel.

Fazit: „Cuba“ ist ein stimmungsvoll gestaltetes Brettspiel mit erstklassigem Spielmaterial. Der Spielverlauf wird nur von wenigen Glücksfaktoren (bis auf die zufällig gezogenen Schiffe und Gesetze) bestimmt. Die Spieler können das Spiel ihrer Konkurrenten allerdings kaum beeinflussen. Ebenso findet kaum Interaktion zwischen den Spielern statt. Dennoch kann „Cuba“ überzeugen. Während des Spiels versucht man gespannt den nächsten Zug seiner Mitspieler vorauszusehen (die eigene Strategie ist stark von den Aktionen der Mitspieler abhängig) und überlegt sich bereits Strategien für das nächste Spiel. Bei fünf Spielern muss man sich in der Aktionsphase oft in Geduld üben, bis man wieder an der Reihe ist. Einige Spielelemente mögen den Spielern aus „Puerto Rico“ oder „Die Säulen der Erde“ bekannt vorkommen. Dennoch ist „Cuba“ ein gelungenes eigenes Spiel mit viel Flair. Viva Cuba!


Cuba
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler
Michael Rieneck, Stefan Stadler
Eggertspiele 2007
ISBN: n. a.
Spielplan, 5 Plantagenpläne, 25 Personenkarten, 15 Schiffskarten, Starterspielkarte, 24 kleine Gesetzeskarten, 25 Gebäudeplättchen, Stimmenplättchen, Vetoplättchen, 5 Spielfiguren, 5 Spielsteine, 54 Rohstoffsteine, 30 Warensteine, 45 Baustoffsteine, 60 Geldmünzen, 6 Markierungssteine, 4 Kurzspielregeln, Regelwerk, deutsch
Preis: EUR 38,00

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