Cthulhu Spieler-Handbuch – Dritte Edition

„Cthulhu“ gehört zu den beliebtesten und langlebigsten Rollenspielen auf dem deutschen Markt. Eines der wichtigsten Regelbücher der Linie – das „Spieler-Handbuch“ – wurde nun neu aufgelegt und liegt aktuell in der dritten Auflage vor.

von Oliver Adam

 

Zuerst einmal überzeugt die Gestaltung des „Spieler-Handbuchs“. Das schicke Hardcover reiht sich hervorragend in die Serie der bisherigen „Cthulhu“-Publikationen ein. Die 270 Seiten Inhalt sind sehr stimmungsvoll und edel gestaltet. Dabei deckt das Regelwerk alle „Cthulhu“-Epochen ab, eindeutiger Schwerpunkt liegt allerdings auf der traditionellen Kernepoche der 1920er Jahre.

Ein großer Vorteil von „Cthulhu“ war schon immer die Regelkonsistenz über die gesamte Linie. Bei „Cthulhu“ ist alles kompatibel, selbst ein „uraltes“ Abenteuer kann mit den neusten Regeln gespielt werden. Auch das aktuelle „Spieler-Handbuch“ bricht nicht mit dieser Tradition. Regeltechnisch ändert sich mit der vorliegenden dritten Edition nichts Substanzielles. An einigen Berufen wurden kleine Änderungen vorgenommen, und die Berufe Kryptozoologe, Exorzist, Schausteller und Zauberkünstler wurden neu aufgenommen. Dagegen wurde das gesamte Erscheinungsbild weiterentwickelt und neues Artwork aufgenommen.

Beibehalten wurde auch die Trennung in ein „Spieler-Handbuch“ mit allen wichtigen Informationen für die Spieler und ein separates „Spielleiter-Handbuch“, in dem alle geheimen Informationen um das kosmische und uralte Grauen abgedeckt werden.

Betrachten wir nun einmal den Inhalt des umfangreichen Buches:

Das Eingangskapitel „Die Methode im Wahnsinn“ beschreibt die grundlegenden Spielmechanismen und gibt einen Einblick, was Rollenspiele überhaupt sind. Zudem wird ein sehr umfangreicher und hervorragender Überblick über die Zeit des Jazz gegeben – also die 1920er Jahre – die Kernepoche des Rollenspiels „Cthulhu“. Dabei werden sowohl die USA als auch Deutschland betrachtet. Da bei „Cthulhu“ vor allem die Geschichte und die Stimmung im Mittelpunkt stehen, macht es Sinn, in diesem vorderen Teil des Buches einen Schwerpunkt auf historische und stimmungsvolle Hintergründe zu legen und erst in späteren Kapiteln die Regeln einzuführen.

Das folgende Kapitel „Die Charaktere der Spieler“ widmet sich der Charaktererschaffung und Charakterentwicklung. Den Schwerpunkt bildet eine Fülle von weit über 100 verschiedenen Berufen, die sich vom Taschendieb über Privatdetektiv bis zum Staatsanwalt erstrecken. Damit dürfte so ziemlich alles abgedeckt sein, um einen spannenden und vielschichtigen Charakter in die ersten „Cthulhu“-Abenteuer zu führen. Sollte man einen Charakter darstellen wollen, der mit den vorliegenden Schemata nicht abgedeckt ist, lässt es das offen gehaltene Regelwerk auch zu, eigene Berufe zu gestalten.

Die Regeln des Spiels werden dann in „Regeln und Fertigkeiten“ eingeführt. Hier werden die Kernregeln beschrieben, die für „Cthulhu“ nötig sind, wie Kampf, Fertigkeiten, etc. Es ist schön zu sehen, dass die Regeln selbst – trotz des großen Buchumfangs – sehr übersichtlich, kurz und eingängig sind. Vor dem Lernen der Regeln muss daher niemand zurückschrecken, sodass man sich auf die Geschichte konzentrieren kann.

Das folgende Kapitel widmet sich einem wichtigen Element des „Cthulhu“-Spiels „Geistige Stabilität und Wahnsinn“. Denn die geistige Zurechnungsfähigkeit (durch Stabilitätspunkte ausgedrückt) ist bei „Cthulhu“ fast schon wichtiger als die körperliche Fitness. Zudem wird aufgezeigt, welche Folgen Traumata und Wahnsinn für einen Charakter haben, sowie welche – eingeschränkten – Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

In dem Soloabenteuer „Das letzte Opfer“ bekommt der Leser die Möglichkeit, gleich in eine kurze „Cthulhu“-Geschichte einzutauchen und schon mal ohne „Cthulhu“-Gruppe ein erstes Abenteuer zu erleben. Dabei muss zuvor  noch nicht einmal ein Charakter erschaffen oder die Regeln gelesen worden sein. Das Solo-Abenteuer führt den Leser Schritt-für-Schritt in das „Cthulhu“-Rollenspiel ein. Kurz zum Inhalt (Alle, die das Abenteuer noch erleben wollen, sollten den kursiv gedruckten Text nicht lesen!):

Der Spieler schlüpft in die Rolle des Protagonisten Raymond Connel, Doktor der Anthropologie am Bostoner MIT. Ein Besuch des Vaters im Pflegeheim entwickelt sich schnell zu einer Hetzjagd, bei der gekonnt mit den lovecraftschen Motiven Bewusstseinstransfer und Körpertausch gespielt wird und mündet schließlich in einem fulminanten Showdown.
Selbstverständlich kann ein Solo-Abenteuer nicht das Erlebnis eines erfolgreichen Gruppen-Abenteuers ersetzen, das vorliegende Solo-Abenteuer bietet jedoch einen schönen ersten Einblick, der Lust auf mehr (Gruppen-Abenteuer) macht. Wer Interesse an weiteren Solo-Abenteuern hat, der kann mit den Abenteuerspielbüchern der „Hexer von Salem“-Reihe weitere Abenteuer solo erleben. Die beiden Bände „Der Blutstern“ und noch etwas stimmungsvoller „Das schleichende Grauen“ sind aktuell zu einem reduzierten Preis direkt beim Verlag erhältlich.

Abschließend folgt das kurze Kapitel „Tipps zum Einstieg in die Welt Cthulhus“ mit empfohlenen Texten und Medien zum „Cthulhu“-Mythos. Der Anhang listet mögliche Ausrüstungsgegenstände und Waffen der Charaktere und deren weltlichen Widersacher auf. Zudem werden einige vorgefertigte Beispielcharaktere dargestellt.

Fazit: Das „Spieler-Handbuch“ für „Cthulhu“ ist auch in der dritten Auflage ein schön gestaltetes, stimmungsvolles und hervorragend geschriebenes Regelwerk, das jedem Rollenspieler und Rollenspieleinsteiger empfohlen werden kann. Wer noch kein „Cthulhu“-Regelbuch besitzt, sollte unbedingt zuschlagen, Besitzer einer der Vorauflagen müssen nicht unbedingt kaufen, da sich inhaltlich nichts bedeutendes verändert. Das Regelwerk wird schließlich komplettiert durch das „Spielleiter-Handbuch“, das aktuell in einer Neuauflage erschienen ist.


Cthulhu Spieler-Handbuch – Dritte Edition
Grundregelwerk
Frank Heller (Hrsg.)
Pegasus Spiele 2011
ISBN: 9783941976283
272 Seiten, Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,95

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