Corrinis, Stadt der Abenteuer

Von vielen schon lange erwartet, ist sie nun endlich da, die Stadtbeschreibung zu Corrinis. Der Hardcover-Band von Pegasus ist eine Neuauflage der schon vor vielen Jahren erschienenen Beschreibung von Corrinis. Neben der Stadt sind sogar fünf Abenteuer in dem Band aufgenommen worden. Sie stammen zum Teil auf der Zeitschrift „Spielwelt“.

von Thomas König

 

Die Stadtbeschreibung beginnt mit einer Anleitung für den Spielleiter. Hier werden die grundlegenden Dinge, die den Umgang mit den Beschreibungen erleichtern sollen, erklärt. So gibt es einen Zahlen- und Buchstabencode für die Qualität von Unterkünften und Stallungen, die Volkszugehörigkeit, den Abenteurertyp, die Eigenschaften, den Verhaltensindex, die Fähigkeiten und den Besitz der einzelnen Bewohner.

Bevor die eigentlichen Gebäude beschrieben werden, gibt es eine kurze aber ausreichende Erläuterung zum Drumherum. So wird erklärt, aus welchen Gruppen sich die Bevölkerung zusammensetzt und welche Sprache deshalb gesprochen wird. Es gibt einen Überblick über die Geschichte, die Lage, die Baronie, die Umgebung und die Stadtanlage. Sehr interessant für das Spiel sind mit Sicherheit die soziale und politische Lage sowie die Religion. Die Ausführung zum Wochenmarkt und die Erklärung des Kalenders mit seinen Festtagen komplettieren diesen Abschnitt.

Nun kommen wir zum eigentlichen Herz des Stadtbeschreibung, den Bürgern und Gebäuden. Die Stadt ist in verschiedene Viertel aufgeteilt, die einfach mit großen Buchstaben gekennzeichnet sind. Die Häuser haben nun als Kennung den Buchstaben und sind dann durchnumeriert. Auf einem Kartenausschnitt kann man dann die genaue Lage wiederfinden. Die Beschreibungen sind je nach Wichtigkeit des Gebäudes mehr oder weniger lang, dazu ist auch der oben erklärte Zahlen- und Buchstabencode sehr hilfreich. Nach und nach findet man zu jedem Haus der Stadt eine Beschreibung. Leider gibt es zu den einfachen Häusern keine Bodenpläne. Lediglich zur Burg, die dieses Kapitel abschließt, gibt es einen einfachen Lageplan.

Dafür gibt es bei den wichtigen Örtlichkeiten der Stadt, etwa dem Tempel der Dheis Albi, der Bärenkralle und der Stadtverwaltung, jeweils einen sehr schön gezeichneten Plan. Alle drei Örtlichkeiten und auch die Diebesgilde werden in diesem Kapitel ausführlich beschrieben. Teilweise gibt es Ausführungen zu einzelnen Räumen, und auch die Bewohner werden ausführlich vorgestellt.

In einem weiteren Kapitel werden nun noch die wichtigsten Persönlichkeiten und Charaktere der Stadt kurz beschrieben. Im Anhang befinden sich Ausführungen zu dem Thema Midgard, Midkemia und Erde und die Lernmöglichkeiten in Corrinis. Mithilfe des Index lassen sich die einzelnen Bewohner nach Berufen sortiert wiederfinden. Interessant sind noch die Ausführungen zur Thaumaturgie und dem Bestarium mit seinen gefährlichen Läusen und dem Fleckenfieber. Preislisten und Tabellen zu den Gasthäusern und Ställen komplettieren den Anhang.

Der zweite Teil des 204 Seiten starken Bandes enthält fünf Abenteuer in Corrinis, die man am besten auch in dieser Reihenfolge spielt. Das erste, „Der gefälschte Gildenbrief“, hört sich nach einer sehr einfachen Aufgabe an. Die Helden werden von dem Möbeltischler Helmrod gebeten, ihm seinen Gildenbrief aus dem Haus des Schreibers Mhearwin zu holen. Mhearwin wurde ermordet, und der Tischler möchte ohne die Obrigkeit, einzuschalten, an seinen Gildenbrief kommen. Leider ist nicht alles so wie es scheint. Die Helden sind nicht die einzigen, die sich im Haus des Schreibers umschauen. „Der gefälschte Gildenbrief“ ist ein kurzes, aber sehr gutes Abenteuer, das den Einstieg in die Stadt erleichert.

„Des Bettlers Himmelreich“ ist schon ein wenig verzwickter. Die Gruppe oder nur ein Mitglied der Gruppe übernachtet im Gasthaus „Die Bärenkralle“. Dabei beobachtet er, wie der Wirt einen Bettler aus dem Lokal wirft. Anschließend werden der Held und seine Gruppe angeheuert zum Schutz des Gasthauses. Natürlich kommt es zur Schlägerei, die erfolgreich für die Helden verläuft. Doch am Morgen findet eine Razzia statt, bei den Helden findet man illegales Rauschkraut und sie werden verhaftet. Doch nach einem kurzen Aufenthalt im Gefängnis bietet man den stadtfremden Helden an, sie freizulassen, wenn sie sich in die Rauschkrauthandelsorganisation einschleusen lassen und die Hintermänner verraten. Leider endet das Abenteuer zu schnell. Nachdem die Abenteurer mit zwei Prüfungen aufgenommen wurden, können sie schon erfahren, wer die Hintermänner sind. Sonst ist das Abenteuer auch sehr gelungen.

„Sieben kamen nach Corrinis“ fordert den Spielleiter schon etwas mehr. Die Helden können sich frei in der Stadt bewegen und ihre Handlungen beeinflussen das Spiel und die Aktionen der Nichtspielercharaktere. Die Helden werden durch Zufall in das Leben von Corwyn hineingezogen. Ein Mitglied des Abenteuergruppe hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Figur und wird von Corwyns Gegner verwechselt. So gelangen die Helden in ein Abenteuer um den Bärenbund. „Sieben kamen nach Corrinis" ist das längste der fünf Abenteuer, und auch am ausführlichsten sind hier die zahlreichen Figuren beschrieben. Im Anhang befinden sich auch noch zwei sehr interessante Wirthausspiele.

Im Abenteuer „Das zweite Gesicht“ geht es wieder um Drogen. Die Helden werden Zeuge der Ermordung von Breowan. Der Sterbende kann nur noch unzusammenhängende Dinge sagen, doch eins ist klar: Er möchte, dass die Helden seinem Herren helfen. Nun wird es Zeit, hinter die dunklen Machenschaften zu kommen. „Das zweite Gesicht“ ist wieder ein kurzes Abenteuer, aber sehr gut spielbar.

Das letzte Abenteuer „Der geflügelte Ring“ führt die Helden zum alljährlichen Krönungsfest des Barons. Neben zahlreichen sportlichen Wettbewerben gibt es auch einen Wettstreit der Magier und Barden. Die Ereignisse dabei und die daraus resultierenden Verstrickungen führen die Helden schließlich sogar in die Kanalisation. Das Abenteuer ist sehr gut. Es wäre nur schön gewesen, die sportlichen Wettkämpfe etwas näher zu erläutern, dann könnten die Helden daran teilnehmen.

Das Titelbild ist ein Bild von Larry Elmore. Der Text ist gut zu lesen und vernünftig strukturiert. Die Illustrationen und Karten gefallen und passen zum Text. Lediglich der Stil ändert sich, da man ja aus mehreren Publikationen ein Gesamtwerk gemacht hat. Aber das tut der Qualität keinen Abbruch. Sehr schön sind die beiden Karten, die sich in einer Folie am Buchrücken befinden. Die eine zeigt eine farbige Version von Corrinis, die andere ist eine Schwarz-Weiß-Karte und ähnelt den Kartenausschnitten vor den Vierteln.

Fazit: Ich habe lange auf die Beschreibung gewartet und mich gefreut, als es hieß, sie würde neu aufgelegt. Sie ist rundum gelungen und selbst für Nicht-Midgardspieler bestens geeignet, da man eine so gut ausgearbeitete Stadt immer gebrauchen kann.


Corrinis, Stadt der Abenteuer
Quellen- und Abenteuerband
Stephen Abrams, April Abrams, Heinrich Glumpler, Gerd Hupperich u. a.
Pegasus Spiele 2004
ISBN: 3-937826-03-3
204 Seiten, Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,95

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