Collector: Operation Vade Retro

Der Blick zurück auf „Collector“: Das Weltall ist erobert, die Galaxis in Maßen erforscht, aber dann fällt die Menschheit einem unheimlichen Feind zum Opfer: den Collectors. Außerirdische, die kaum bezwingbar erscheinen, die Planet um Planet in ihre Gewalt bringen und dabei die Menschen als eine Art Schlachtvieh zu züchten beginnen. Doch es regt sich Widerstand und ein gefährlicher Plan zur Befreiung wird geschmiedet … Im nun vorliegenden 2. Teil (die „Justifiers“-Romane mal ausgeklammert) „Operation Vade Retro“ erzählt Bestsellerautor Markus Heitz vom Freiheitskampf der Menschheit in den Weiten des Alls und steuert dabei einen grandiosen Höhepunkt seines Weltraum-Epos an.

von Tufir

Wir schreiben das Jahr 3043. Nachdem bereits zahlreiche Planeten von den feindlichen Collectors, genannt „Collies“, in ihre „Obhut“ genannte Gefangenschaft genommen wurden, fassen die interstellaren Staaten und Konzerne endlich den Mut und versuchen zurückzuschlagen. Dabei müssen die Menschen feststellen, dass die ihnen so fremde wie unheimliche Zivilisation der Collectors in sich gespalten ist, und der Kampf in ihren eigenen Reihen auch für die Menschheit zu einer tödlichen Falle zu werden droht. Drei Menschen – ein ehemaliger Gefangener der Collectors, ein draufgängerischer Priester der Church of Stars und eine Söldnerin mit ungeahnten Fähigkeiten – finden auf abenteuerlichen Wegen zu einer Lösung, die zum Neubeginn der Galaxis führen könnte: eine Geheimoperation namens »Vade Retro«.

Der Krieg gegen die Collectors geht in seine letzte, entscheidende Phase. Mit Hilfe der Wyvers, ebenfalls Collectors, die sich jedoch gegen ihre Artgenossen gestellt haben, gelingt es der verbündeten Flotte der interstellaren Konzerne, erstmals die Collectors zurückzuschlagen und besetzte Planeten zu befreien. Die Collectors, die Gefallen am Verzehr menschlichen Fleisches gefunden haben, befinden sich somit auf dem Rückzug. Doch bereits einmal zuvor haben sie es geschafft, einen Konzern mit Hilfe angebotener Technologietransfers dazu zu bringen, sie zu unterstützen. Der 2OT wuchs so über Nacht zu einem der machtvollsten Konzerne der menschlichen Einflusssphäre heran.

Nun bieten sie erneut den Menschen, die sie vor der Vernichtung bewahren sollen, ihr Wissen an. FTL-Antriebe, medizinisches Wissen und andere den Menschen unbekannte Dinge sollen im Austausch gegen Schutz geliefert werden. Ein lange Jahre gefangen gehaltener Mensch soll ihnen als Botschafter dienen, die Zerstörung des Planeten Groß-Paris ihrem Angebot die nötige Dramatik und Druck verleihen. Währenddessen suchen zwei Priester auf einem Agrarplaneten nach einer gekidnappten Missionarin. Der eine ist ein junger Karriere-Christ, der sich in seinem Glauben von nichts beirren lässt, und der andere scheint ein alter, merkwürdiger Mann zu sein, der sich jedoch bestens mit Waffen und dem Tod auskennt. Als diese so unterschiedlichen Parteien an Bord eines unbekannten, ahumanen Raumschiffes aufeinandertreffen, warten weltbewegende Neuigkeiten auf sie …

Erneut ist auch der zweite Collector-Titel aus Heitz’scher Feder eine Geschichte, die nicht jedem seiner Fans gefallen wird. Schon seit dem Erscheinen von Band 1, „Collector“, diskutieren Heitz’ Fans seine SF-Schöpfung durchaus kontrovers. Den Fantasy-Fans kommen zu wenig Zwerge und andere Fantasy-Gestalten darin vor, die Thriller- und Horror-Leser vermissen die vielen Opfer und den typisch Heitz’schen Toten des ersten Kapitels, aber der Rest seiner Leserschaft preist die Entdeckung der abenteuerlichen SF durch den Autor.

Zum Abschluss der von ihm initiierten Romanreihe um die Justifiers (die es immerhin auf zehn Bände brachte) greift also der Serieninitiator nochmals selbst zur Feder. Während in den Romanen seiner Autoren-Kolleginnen und -Kollegen der Konflikt der Menschheit mit den Collectors eher im Hintergrund lief, darf Meister Heitz sich nun erneut ganz den wohl gerüsteten Aliengourmets mit dem Appetit auf menschliches Fleisch widmen. Er beleuchtet dabei die Situation voller Dramatik, Aktion und Tempo aus mehreren Blickwinkeln. Dabei führt er neue Geheimnisse, Völker und Verwicklungen ein, die dem Roman das gewohnte hohe Tempo eines Heitz verleihen. Der Rückgriff auf vertraute Charaktere, welche wenig überraschend agieren, ist dabei zwar nicht unbedingt ein Glücksgriff, aber sie zerstört weder Faszination noch die Dramatik der Geschehnisse im Roman.

Fazit: Das Buch bietet prinzipiell all das, was Fans und Leser von Markus Heitz so schätzen – eng und dicht gepackte Action, unerwartete Wendungen und Geheimnisse zuhauf, die erst in der Rückschau zeigen, wie sorgfältig sie vorbereitet wurden. Ob es dafür reicht, das Ganze eine „Space Opera“ zu nennen, muss jeder für sich selbst entscheiden, aber es ist durchaus ein Buch, das auch PC- und Konsolen-Gamer dazu bringen kann, ihren Joystick beiseite zu legen und zum altbewährten Medium Buch zu greifen – Zwerge-Fans mal ausgenommen.


Collector: Operation Vade Retro
Science-Fiction-Roman
Markus Heitz
Heyne 2013
ISBN: 978-345-352651-8
592 S., broschiert, deutsch
Preis: EUR 16,99

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