Chronicles of Crime Millenium 1900

Schreibmaschinen, Druckerpressen, berühmte Persönlichkeiten, das Rennen auf die heißesten Nachrichten. Aber auch Verbrechen, Diebstahl und sogar Mord. All dies ist die Welt von Victor Lavel. Taucht ein in das glamouröse Paris der Jahrhundertwende und schafft, wozu die Polizei nicht immer in der Lage ist. Findet den Mörder … und macht euren Chef glücklich.

von KaiM

Die Milleniumreihe von „Chronicles of Crime” nahm mit 1400 ihren Anfang und wird 500 Jahre später fortgesetzt. Die Industrialisierung Frankreichs ist weitgehend abgeschlossen, und Wissenschaft und Technik nehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Der Eiffelturm wurde nur wenige Jahre zuvor fertiggestellt, und Paris schickte sich an, im Jahr der Jahrhundertwende eine der erfolgreichsten Weltausstellungen überhaupt auszurichten. Aber damit nicht genug, denn im gleichen Jahr waren auch die olympischen Sommerspiele zu Gast in der Hauptstadt von Frankreich, die auch weiterhin das Zentrum der Handlungen der Milleniumreihe darstellt.

Die Spielegruppe verkörpert Victor Lavel, einen Nachfahren von Ritter Abelard Lavel, der schon vor Generationen seine übersinnlichen Fähigkeiten einsetzte, um Verbrechen aufzuklären. Wie sein überaus geachteter Vorfahre, ist auch Victor ein sehr angesehener Bürger der französischen Hauptstadt. Verdient er normalerweise mit seiner Arbeit als Reporter bei der Zeitung „Les Nouvelles de Paris“ sein Geld, wird er doch immer wieder von seinem Onkel zu Rate gezogen, wenn es um Verbrechen geht, die die überlastete Pariser Polizei alleine nicht zu lösen vermag. Von Zeit zu Zeit ruft der Kommissar seinen Neffen zu besonders kniffligen oder drängenden Fällen, da Victor für seinen Ehrgeiz, sein Geschick und sein Denkvermögen bekannt ist. Nicht zuletzt profitiert auch der Chefredakteur von Victors Talenten, der durch sie immer wieder zu besonders exklusiven Schlagzeilen und Artikeln für die Titelseite kommt.



Die Box enthält wieder vier Fälle, die von ein bis vier Ermittlern ab 12 Jahren in bis zu 90 Minuten gelöst werden wollen. Das Thema rechtfertigt die Altersangabe und die Zeitspanne geht auch einigermaßen in Ordnung. Die Maximalanzahl von vier Spielern kann jedoch nicht jeder Spielegruppe empfohlen werden. Wie schon bei „1400” können sie die Spiele durch zu viel Diskussionen in die Länge ziehen. Zum Glück gibt es in jeder Box auch einen Einführungsfall. Kennt man den Mechanismus noch nicht, kann man das Tutorial anspielen und wird relativ schnell merken, ob sich die Gruppe für diese Art Deduktionsspiel eignet.

Das Material

Das Material entspricht nahezu 100% dem Inhalt der Box „1400”, wenn auch die Karten natürlich anders illustriert sind. Schön beschriftete Karten zeigen alltägliche Gegenstände, die an Tatorten gefunden werden können, während einige Spezialkarten einzigartige Dinge zeigen, die in der jeweiligen Geschichte eine besondere Rolle spielen. Spielplan und Regelheft bedürfen keiner Erklärung, wenn man bereits den Vorgänger kennt, aber die großen Karten machen direkt aufmerksam. Hinter ihnen sollen sich spezielle Rätsel verbergen, die es zu lösen gilt. Der Spielmechanismus scheint also vom ersten Teil abzuweichen, was natürlich recht spannend ist und eine erfreuliche Abwechslung zu bieten scheint. Charaktere und Orte sind der Zeit der Jahrhundertwende angepasst und helfen die Stimmung zu erhalten. Die App tut ihren Dienst und leitet die Spieler mit dezenter akkustischen Untermalung durch jeden der Fälle, wobei die Hauptarbeit natürlich den Spielern selber zukommt, da viele Texte gelesen werden müssen.



Das Spiel

Zum Spielsystem soll an dieser Stelle gar nicht mehr viel gesagt werden, da es bereits in der Rezension des Vorgängers detailliert beschrieben wurde. Sollte Interesse daran bestehen, empfehle ich einen kurzen Sprung in den unten verlinkten Artikel zu „Chronicles of Crime – 1400”. Diese Kritik soll insbesondere die Fälle und Besonderheiten dieser Box beleuchten, denn zwei Dinge fallen auf den ersten Blick auf. Zunächst wurde das Prinzip der Visionen des Vorfahren von Victor durch einen Rätselmechanismus ersetzt und zweitens merkt man bei der Benutzung der App, dass wenigstens zwei Fälle direkt zusammenhängen und wegen der Handlung direkt nacheinander gespielt werden sollten.

Die Visionen der ersten Box waren ein schönes Element, was den Spielern half, den Fall zu rekonstruieren. Es wurden Hinweise auf Personen und Orte gestreut und nach und nach schienen die Bilder immer mehr Sinn zu ergeben. Ein schöner Mechanismus, der gut gefallen hat. Dies wurde aber nun ersetzt und ein kleines Element für Rätsel- und Puzzlefreunde hinzugefügt. Im Laufe eines Falles bekommt man besondere Hinweise, Gegenstände, Zeichnungen, Notizen oder ähnliches, die man benötigt, um bestimmte Aspekte herauszufinden. Im Kern bleibt das Spiel aber unverändert, was die Fans freuen dürfte und trotzdem für Abwechslung sorgt und die ganze Reihe damit auffrischt. Sollte man einmal nicht weiterkommen, bietet das geheime Superhirn der Zeitung, eine Kollegin von Victor, jederzeit ihre Hilfe an. Sie gibt den Ermittlern Hinweise, falls ein Rätsel einmal nicht gelöst werden kann, muss aber in Form von Punkten bezahlt werden, die man bei der Auflösung des Falls abgezogen bekommt.



Die Fälle sind allesamt sehr unterhaltsam und spannend, wobei der Doppelfall ebenfalls eine Besonderheit darstellt, die zu gefallen weiß. Zwar kann der zweite Teil auch ohne Vorwissen gelöst werden, sollte es aber gelingen, beide Fälle mit kurzem Zeitabstand anzugehen, wenn die Erinnerungen noch frisch sind, unterstützt es die Stimmung zusätzlich.

Fazit: Die Rätselkomponente hat das Spielsystem von „Chronicles of Crime” noch weiter bereichert. Zudem sind die Fälle abwechslungsreich und stimmungsvoll. Vier lohnenswerte und abendfüllende Kriminalgeschichten sind garantiert.

Chronicles of Crime Millenium 1900
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 14 Jahren
Tomasz Konatkowski, Wojciech Grajkowski
Corax Games 2021
EAN: 7108444310068
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 27,00

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