Die Aufmachung des edlen Hardcover-Bandes reiht sich makellos in die bereits vorliegenden Publikationen aus dem Hause Pegasus ein, und so nimmt Stück für Stück eine gediegene cthuloide Bibliothek im Bücherschrank Formen an. Fast schon schade, dass das hervorragende Cover von Manfred Escher im Regal verdeckt wird.

Auf über 160 Seiten führt die Abenteuerkampagne die Spielercharaktere in drei zusammenhängenden Abenteuern von Berlin über London nach Montreal in Kanada. Das verbindende Element ist dabei der namensgebende Große Alte, der von den Tcho-Tcho auf der Hochebene von Tsang verehrt wird, nun jedoch auch entsprechend einer Prophezeiung des Hohepriesters Mu Sang in der westlichen Welt an Macht gewinnt und dadurch der angestrebten Weltherrschaft einen Schritt näher kommt. Bei zwei der Abenteuer handelt es sich um überarbeitete Übersetzungen aus dem Englischen, die vormals nur locker verknüpft waren, weshalb Jan Christoph Steines ein weiteres Szenario als Bindeglied geschaffen hat.

Den Auftakt macht das Abenteuer „Der Fluch des Chaugnar Faugn“, in dem die ehemalige Geliebte einen Spielercharakter um Hilfe ersucht. Ihr Vater, ein bekannter Orientalist, ist schwer erkrankt, nachdem er von einer Expedition aus Asien zurückgekehrt ist. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen dem merkwürdigen Verhalten des Professors und seiner Entdeckung des Götzenbildes eines Elefantengottes in Tibet. Es entwickelt sich eine turbulente Geschichte mit einer schönen Mischung aus Action, Rollenspiel und Detektivarbeit, die den Charakteren sogar die Möglichkeit gibt, in einem dramatischen Showdown gegen einen Großen Alten persönlich anzutreten.

Deutlich kürzer ist das zweite Abenteuer des Bandes, „Die Prophezeiung“, das vor allem eine Verbindung der Handlungsstränge der anderen beiden Szenarien darstellt. Eine Fotografie in einem Zeitungsartikel führt die Charaktere abermals auf die Spur des Chaugnar Faugn, und es folgt eine rasante Jagd nach Hinweisen durch London, deren drastisches Ergebnis mit großer Sicherheit nicht ganz den Erwartungen oder Hoffnungen der Spieler entspricht.  

Das abschließende Abenteuer „Das Herz des Grauens“ ist die Krönung des gesamten Bandes. Im kanadischen Montreal entfaltet sich ein vielschichtiges Szenario, in dem die Charaktere in lose verknüpften Handlungssträngen auf zwei mörderische Geheimgesellschaften, eine Familie von Gestaltwandlern, Gangster, schreckliche Funde im Keller einer Kirche, heilige Artefakte und natürlich auf den Großen Alten treffen. Die verschiedenen Plotelemente entwickeln sich dabei parallel und beeinflussen sich gegenseitig, sodass es für die Spieler nicht einfach sein wird, die vielschichtigen Verwicklungen aufzudecken.

Alle Abenteuer stellen hohe Anforderungen an den Spielleiter, der eine Vielzahl von NSCs glaubhaft darzustellen hat und gleichzeitig die Fäden einer dramatischen und vielschichtigen Geschichte in der Hand haben muss. Darüber hinaus fordern sie aber auch erfahrene Spieler, wollen sie auch nur den Hauch einer Chance gegen einen übermächtigen Gegner haben. Dafür wird man mit einer hervorragenden „Cthulhu“-Kampagne belohnt.

Fazit: „Chaugnar Faugns Fluch“ ist wieder eine tolle Kampagne für „Cthulhu“, die den Vergleich mit seinen ausgezeichneten Vorgängern nicht zu scheuen braucht. Genau die richtige Mischung aus Action, Rollenspiel und Detektivarbeit sorgt für stetig steigende Spannung und Dramatik, die für einige unvergessliche Spielabende sorgen werden. Aus diesem Grund ist die Publikation für jeden Rollenspieler uneingeschränkt empfehlenswert. Auch unerfahrene Spielleiter und Spieler können mit diesem Band nichts falsch machen, allerdings sollten sie vor dem Auftakt noch das eine oder andere „einfache“ Abenteuer aus dem „Spielleiter-Handbuch“ oder „Kinder des Käfers“ in Angriff nehmen.