Buffy – The Vampire Slayer 9.03: Buffyguard

Und das Leben der Jäger in San Francisco geht weiter. Zornige Ex-Jägerinnen, Dämonen, Zompire … das sind Probleme, mit denen sie umgehen kann. Deutlich schwieriger gestaltet sich einmal mehr der Alltag. Auch eine Auserwählte braucht Geld zum Leben – und als Kellnerin macht Buffy keine sehr gute Figur. Zum Glück erhält sie von Kennedy, einer ihrer Ex-Mitstreiterinnen ein unschlagbares Angebot: als Bodyguard in einer von ehemaligen Jägerinnen gegründeten Sicherheitsagentur für spezielle Kunden.

von Frank Stein

Im dritten Band der neunten Staffel von „Buffy – The Vampire Slayer“, der erneut exklusiv in Comic-Form erzählten Fortsetzung von Joss Whedons Grusel-Soap, die um die Jahrtausendwende im TV lief, schmeißt sich Buffy ins Business-Kostüm, um bei ihrer Freundin Kennedy als Bodyguard zu arbeiten. Was sollen Ex-Jägerinnen, die nichts als kämpfen können und Erfahrung mit übernatürlichen Wesenheiten haben, sonst auch machen? Die meisten hatten, wie sich herausstellt, nicht einmal die Schule abgeschlossen, bevor sie sich in der achten Staffel Buffys Armee anschlossen.

Da ist der Plan von Kennedy, der Ex-Freundin von Willow, genau der richtige. Sammle die Jägerinnen und nutze ihren Ruf, um reichen und schutzbedürftigen Kunden das große Geld aus der Tasche zu ziehen. Gleich der erste Job, die Bewachung eines jungen IT-Durchstarters namens Theo Daniels, der eine Social-Media-Plattform namens TinCan entwickelt hat – die Facebook-Parallelen sind unübersehbar –, erweist sich als Auftrag mit einem enormen Haken, denn wie es aussieht, ist TinCan eine der wenigen Verbindungen, ja, vielleicht sogar die einzige, die noch in die Höllendimensionen besteht. Und die Dämonen sind bereit, für die Kontrolle darüber über Leichen zu gehen.

Im Anschluss an das dreiteilige Abenteuer gibt es mit dem Zweiteiler „Billy, der Vampirjäger“ einen Schauplatzwechsel in eine amerikanisches Kaff und eine Geschichte, die eine typische Außenseiter/Selbstfindungsstory erzählt. Der Protagonist wird von seiner Umwelt gemieden, weil er andere Jungs liebt. Die Schulbullies tragen natürlich Baseballjacken. Fernweh wird gestillt, indem man abends im Sommer auf der Motorhaube des eigenen Wagens liegt und startenden Flugzeugen zuschaut. Doch dann kommen plötzlich Zompire in die Stadt, und der Junge, Billy, kann zeigen, was wirklich in ihm steckt. Dabei findet er die große Liebe und am Ende die Kraft, aus dem Mief seiner alten Heimat auszubrechen.

Ich muss gestehen, dass sich langsam erste Ermüdungserscheinungen einschleichen. Die Geschichten an sich – vor allem das dreiteilige „Buffyguard“-Abenteuer – sind unterhaltsam, aber doch merklich episodisch. Von einem übergeordneten Handlungsbogen ist nichts zu bemerken, und auch ein neuer Gegner, der etwas Format hätte, fehlt nach wie vor. Das Vorliegende liest sich doch merklich wie die „Bedrohung des Tages“, die natürlich durch kleine Details in eine fortlaufende Lebensgeschichte von Buffy eingebunden ist, aber am Ende der zwei bis drei Kapitel umfassenden Erzählung auch seinen Abschluss gefunden hat.

Der zweiteiligen „Billy, der Vampirjäger“-Story mangelt es sogar an den bekannten Protagonisten. Stattdessen wird eine sehr klassische Außenseitergeschichte erzählt, nur ist es diesmal kein Nerd, der von seiner Umwelt mies behandelt wird und dann über sich hinauswächst, sondern ein junger Schwuler. Moderne Variante eines alten und etwas ausgelutschten Themas, möchte man sagen.

Zur Optik möchte ich gar nicht mehr viel sagen. Die Zeichner sind die gleichen geblieben, die Probleme auch. Als Massenware geht das Ganze in Ordnung, zumal erneut die Geschichte wichtiger ist als die Zeichnungen (zugegeben: eigentlich ein falscher Ansatz in einem so visuellen Medium wie einem Comic). Aber ein eindrucksvoller Zeichenstil sieht anders aus – wie Jo Chen und Phil Noto in der Covergalerie beweisen.

Fazit: Das Konzept „kleiner, persönlicher, back to the roots“ bekommt langsam Risse. Es war zweifellos richtig, Buffy nach ihren gewaltigen Abenteuern der achten Staffel wieder zurück auf den (amerikanischen) Erdboden zu holen. Aber das, was im Moment geboten wird, ist doch sehr episodisch und – von Abenteuer zu Abenteuer – folgenlos. Man fühlt sich beinahe in die frühen Staffeln der TV-Serie zurückversetzt, bloß dass alle Protagonisten älter sind und reicher an körperlichen und seelischen Narben. Meiner Meinung nach muss jetzt langsam wieder etwas her, das dauerhaft für Spannung sorgt. „Mein Alltag (mit Dämonen)“ wird die Leser nicht ewig bei der Stange halten. Das gilt noch mehr für die mal mehr, mal weniger gelungenen Neben-Episoden, die früher in die „Choniken“-Bände ausgelagert waren, heute aber durch ihre zeitlich enge Verzahnung mit der Haupthandlung in der Hauptreihe mitgeführt werden.


Buffy – The Vampire Slayer 9.03: Buffyguard
Comic
Andrew Chambliss, Jane Esperson, Andrew Z. Greenberg
Panini Comics 2013
ISBN: 978-3-86201-539-9
136 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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