Buffy – The Vampire Slayer 9.02: Auf eigene Faust

Buffy, die Jägerin, ist zurück. Doch diesmal sind Dämonen, Zombies oder Vampire ihr geringstes Problem. Die Heldin, die sieben Staffeln im TV und bereits eine Staffel lang in Comic-Form die Welt rettete, ist schwanger. Und sie weiß nicht, von wem. Und sie weiß nicht, wie sich das mit ihrem Leben als Auserwählte vereinbaren soll. Will sie überhaupt ein Kind in eine Welt setzen, in der Ungeheuer praktisch zum Alltag gehören? Und wer soll sich darum kümmern, wenn sie ihren „Job“ macht? Antworten darauf finden sich im zweiten Band der neunten „Buffy“-Staffel.

von Frank Stein

Der Auftaktband der neunten und erneut exklusiv in Comic-Form erzählten „Buffy“-Staffel endete mit einem Knaller. Buffy ist schwanger. Für die Jägerin, die gegen Urvampire und zornige Göttinnen gekämpft hat, die gestorben und auferstanden ist und zahllose andere kaum vorstellbare Abenteuer erlebt hat – Stichwort: kosmischer Sex, der eine ganz neue Realität schafft –, ist diese Erkenntnis ein Schock. Sie fühlt sich überfordert, wie selten zuvor in ihrem Leben. Fundamentale Fragen kommen da auf, etwa nach dem Vater – denn sie erinnert sich nur an eine wilde Party, während der es passiert sein müsste – oder wie es nun weitergehen soll.

 

Buffy sucht Rat bei ihren Freunden, etwa bei Dawn und Xander, aber vor allem bei Spike, mit dem sie ja schon immer eine Beziehung der spezielleren Art verbunden hat und die gerade in düsteren Zeiten – und Buffy ist von der Schwangerschaft eher verunsichert als erfreut – für sie zur wichtigen Stütze wird. Er ist auch an ihrer Seite, als die ganze Geschichte eine erneute, noch eigenartigere Wendung nimmt. Und auf einmal klingt selbst Schwangersein wie das kleinere von zwei Übeln.

 

Wer „Buffy“ einst mochte, weil sie sich kämpferisch gegen das Große Böse stellt, der ist in dieser neunten Staffel eindeutig fehl am Platze. Ja, es geht auch um Zompire (das sind Vampire, die nach dem Verschwinden der Magie plötzlich ohne dämonische Führung dastehen und dadurch zu simplen Fressmaschinen degeneriert sind). Und, ja, es wird auch gelegentlich gekämpft. Doch mehr denn je steht Buffy als Mensch im Zentrum, als eine junge Frau, die nach jahrelangem Weltenretten ganz gerne einfach nur ihr Leben in den Griff kriegen würde. Das könnte rasch soapig werden, doch die Autoren Andrew Chambliss und Scott Allie schaffen es durch verrückte Wendungen, Humor und ein ordentliches Erzähltempo, diese Klippe zu umschiffen.

 

Nach den fünf Kapiteln, die die fortlaufende Handlung weitertreiben, findet sich als Bonus am Ende des Bandes noch die augenzwinkernde Story „Im Weltraum hört dich keiner schlachten“, in der es – der Titel deutet es Science-Fiction-Kennern ebenso an, wie das erste Panel – um eine Art „Alien“-Parodie im Buffyversum geht. Was nicht heißen soll, dass es dabei heiter zugehen würde. In Spikes Käferraumschiff kommt es zu einem Zwischenfall, und Buffy muss feststellen, dass es Ungeziefer gibt, dem man mit Insektenvernichtungsmittel nicht zu kommen braucht …

 

Visuell geht der Comic weitgehend in Ordnung. Georges Jeantry und Cliff Richards steuern die Illustrationen bei, wobei mir Jeantrys Figuren diesmal etwas besser gefallen, als im ersten Band. Noch immer laufen ein paar ziemlich hässliche Gestalten durch einige der Panels. In größeren Porträts sind sie jedoch recht schön getroffen. Bei Richards sieht es nicht anders aus. Mal trifft er Buffy, Spike und Co. gut. Mal überhaupt nicht. Letzten Endes fallen diese Makel jedoch kaum ins Gewicht. Man übersieht sie tatsächlich beim Lesen der gelungenen Geschichte. Das ist natürlich eher ein Lob an die Autoren, als dass es die Zeichner freisprechen würde. Aber unterm Strich steht schließlich der Spaß an der Lektüre, und der ist absolut gegeben.

 

Fazit: „Auf eigene Faust“ setzt fort, was in der neunten Staffel das Motto zu sein scheint: „Back to the Roots“. Zurück zu einer Buffy und ihren Freunden, die nicht obermächtige Gottheiten und ähnliches Zeug bekämpfen, sondern bloß ihr Leben im Kleinen in den Griff kriegen wollen und dabei ständig durch übernatürliche Begebenheiten hineingefunkt bekommen. Manchem Leser mag gegenwärtig ein wenig die Bedrohung fehlen, denn tatsächlich gibt es gerade keine spektakulären Gegner für Buffy. Doch wer mit klug platzierten, kleineren Herausforderungen zufrieden und primär an den Figuren interessiert ist, wird einmal mehr sehr gut unterhalten werden.


Buffy – The Vampire Slayer 9.02: Auf eigene Faust
Comic
Andrew Chambliss, Scott Allie
Panini Comics 2012
ISBN: 978-3-86201-364-7
144 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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