Buffy – The Vampire Slayer 7: Im Angesicht der Dämmerung!

Oh, Mann! Wir haben ja schon einiges während der exklusiv im Comic erzählten 8. Staffel von Joss Whedons TV-Grusel-Soap erlebt. Dawn als Riese. Dawn als Pferd – pardon, Zentaurette. Mörderische Kuschelkatzen. Buffy in einer lesbischen Phase. Harmony mit einer eigenen TV-Show. Aber das dicke Ende kommt in diesem Band, und dieses Ende ist so dick, dass es mancher Fan nur schwer wird verdauen können.

von Frank Stein

Dieser Comic-Band, geschrieben von Brad Meltzer (u.a. „Identity Crisis“ und „Justice League of America“), wird jeden Leser in ein Wechselbad der Gefühle stürzen, da bin ich mir sicher. Die einen lieben die erste Hälfte und hassen die zweite. Die anderen mögen den Herzschmerz im Mittelteil, aber begreifen die Bonusstory überhaupt nicht. Unterm Strich wird sicher niemand diese 160 Seiten lesen und am Ende einfach teilnahmslos zuschlagen können.

Ich versuche zusammenzufassen, ohne zu spoilern. Am Ende des letzten Bandes erwachte Buffy nach dem Kampf gegen die Truppen von Dämmerung ja erstaunlicherweise mit der Kraft zu fliegen. Diese Fähigkeit besitzt sie auch noch zu Beginn von Band 7. Und es wird noch besser: schneller als eine Pistolenkugel, stark genug, eine Dampflok zu stemmen. Kennen wir das nicht irgendwoher?

Xander ist jedenfalls hin und weg von seiner neuen Super-Buffy, und auch ich finde diesen humorvollen Einstieg, dem zugleich etwas Unheimliches anhaftet (denn woher kommen die Kräfte und warum erhält Buffy sie gerade jetzt), sehr gelungen. „Nerd“, würden Dawn und Amy jetzt sagen. Übrigens liegt gleich im Beginn ein Continuityfehler. Am Ende von Band 6 wurden Buffys Jägerinnen von Dämmerungs Truppen mit vorgehaltenem Gewehr abgeführt. Hier haben sie offenbar den Krieg gewonnen, zumindest sind alle beisammen und im Kloster in Tibet ist ein Lazarett sowohl für Jägerinnen und Soldaten errichtet worden.

Wobei ... alle zusammen stimmt auch nicht. Giles, Faith und Andrew wurden von Amy während des Kampfes wegteleportiert und finden sich im Hauptquartier von Dämmerung wieder, das Andrew seltsam bekannt vorkommt. Kunststück, schließlich wurde es von seinem hautlosen Freund Warren entworfen. Doch Amy, Warren und Dämmerungs General wurden von Dämmerung gefeuert, weswegen einige Schutzzauber langsam den Geist aufgeben. Und das enthüllt nicht nur Dämmerungs Hauptquartier, sondern auch seine Pläne und seine Identität!

Bis zu diesem Punkt ist alles super. Doch danach werden Whedon und Meltzer echt größenwahnsinnig. Ich kann nicht mehr sagen, außer dem, dass die Eröffnung, wer Dämmerung ist und warum er die Jägerinnen ein Jahr lang alle umbringen wollte (so mehr oder weniger) sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt. Vor allem die Motivation kommt sehr metaphysisch rüber, etwa nach dem Motto: Man muss durch die Hölle gehen, um die Vergangenheit abwerfen zu können und ein neuer Mensch zu werden. Na, danke für all die Toten auf dem Weg dahin! Als dann noch unter kryptischem Gerede schwere Geschütze wie das Schicksal, der Plan des Universums und das Aufstieg in eine neue Ebene der Realität aufgefahren werden, hat Whedon in meinen Augen endgültig übertrieben. (Oh, und erwähnte ich, dass ein ganzes Kapitel praktisch nur davon handelt, dass Buffy buchstäblich epischen Sex hat?)

Vielleicht hätte er für das Finale auch nicht unbedingt einen Superhelden-Autor engagieren sollen. Denn das Superhelden-Comics bei apokalyptischen Ereignissen voll kryptischer Monologe und nur schwer verfolgbaren Plotwendungen daherkommen, ist nicht unbedingt eine neue Erkenntnis. Vielleicht war auch einfach das nicht mehr beschränkende Fernseh-Budget schuld, das Whedon sich in einem Finale verloren hat, gegen das das Schließen des Höllenschlunds wie ein Kindergeburtstag aussah. Apropos Finale: Einen Band gibt es noch in der 8. Staffel. Ich bin gespannt, welche Wendungen dort noch erzählt werden.

Über die Bonusstory mit Willow, die zwischen Staffel 7 und 8 angesiedelt ist, soll nicht viel gesagt werden. Willow möchte mehr übers Hexen lernen und begibt sich auf eine spirituelle Reise durch die Fantasy-Welt ihres Inneren. Ein ziemlich abgedrehter Trip, bei dem man auch nicht jeden Satz begreift, der von den Figuren geäußert wird.

Fazit: Eins muss man Joss Whedon lassen. Er ist immer wieder für einen Kracher gut. Diesmal lässt er es so sehr krachen, dass viele Fans Mühe haben werden, seiner Geschichte noch zu folgen. Dem Sprichwort „Manchmal ist weniger mehr“ ist er jedenfalls nicht gefolgt, als er sich diese Finale (oder doch erst Vorfinale?) ausgedacht hat. Für Leser der 8. Staffel ist dieser Comic natürlich ein Muss, denn er beendet mehr oder weniger den Handlungsbogen um Dämmerung, auch wenn die gebotenen Enthüllungen – und vor allem die Motive des Superschurken – nicht gänzlich zu überzeugen wissen. Ein Comic, der polarisiert – und schon deshalb eigentlich ziemlich gut!


Buffy – The Vampire Slayer 7: Im Angesicht der Dämmerung!
Comic
Joss Whedon, Brad Meltzer
Panini Comics 2010
ISBN: 978-386607990-8
160 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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