Ein Sprichwort sagt: „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.“ Das scheint sich Joss Whedon als Motto über den dritten Comic-Band seiner 8. „Buffy“-Staffel „Wölfe“ gestellt zu haben. Entsprechend beschert er seinen Helden einmal mehr eine Achterbahnfahrt der Gefühle und der Gefahren, in der es durchaus zu dramaturgisch wilden Überschlägen und Wendungen kommt.

Auf der Herzschmerz-Seite muss sich Buffy mit einer Jägerin auseinandersetzen, die sich in sie verliebt hat. Natürlich fühlt sie sich geschmeichelt und entdeckt sogar gewisse eigene Gefühle für das asiatische Mädchen. Aber die Erfahrung hat sie gelehrt, dass all ihre Liebeleien nicht gut ausgehen, und nun sorgt sie sich um das Schicksal ihrer „Untergebenen“. Gleichzeitig kommen sich Xander und die Jägerin Renee zaghaft näher, wobei es sich für die beiden als gar nicht so leicht herausstellt, sich zu einem Date zu verabreden. Das Leben als Kämpfer gegen die Finsternis lässt einen eben kaum zu Atem kommen.

Das zeigt sich auf der Seite der Herausforderungen wieder mehr als deutlich. Während sich die paramilitärische Organisation „Dämmerung“, die in den Jägerinnen eine Bedrohung sieht und diese auszuschalten versucht, von einem kurzen Auftritt abgesehen, im Augenblick ruhig verhält, machen Buffy und ihren Freunden stattdessen unerfreuliche Bekanntschaft mit einer Gang japanischer Vampire und Diebe. Denn im Gegensatz zu normalen Vampiren besitzen diese Untoten die Macht, sich in Wölfe – daher auch der Titel des Comic-Bandes –, in Nebel und mehr zu verwandeln, Gaben, die eigentlich nur der Eine unter den Blutsaugern, Dracula, haben dürfte. Während Xander sich auf den Weg zum Schloss des Fürsten der Finsternis macht, um dem alten „Meister“ einen kleinen Höflichkeitsbesuch abzustatten und ein paar nicht ganz so höfliche Fragen zu stellen, folgen die Jägerinnen geschlossen einer Spur nach Tokio, um dem Geheimnis und den Absichten dieser Vampire auf den Grund zu gehen.

Auch im 3. Comic-Band der 8. „Buffy“-Staffel schöpfen Serienerfinder Joss Whedon und sein Co-Autor Drew Goddard aus den Vollen und bescheren dem Leser nicht nur humorvolle Soap-Momente, die das Herz von Fans höher schlagen lassen, sondern leisten sich auch all das, was in der TV-Serie aus Budgetgründen schlicht nicht möglich war, darunter einen Ausflug nach Tokio, eine Massenschlacht und eine riesenhafte Robo-Dawn! Das alles ist noch ein bisschen mehr „over the top“, als schon das filmische Vorbild, aber wenn man sich an dieses neue Level episch-soapigen Erzählens gewöhnt hat, macht es wirklich Spaß, den lieb gewonnen Helden auf ihren weiteren Abenteuern zu folgen. Nette Gastauftritte, wie der Cameo von Dracula, sorgen dabei für weitere Verknüpfungspunkte zu sieben Staffeln Serienleben und bringen zusätzlich frischen Wind in die Handlung.

Eine sehr hilfreiche Einleitung („Was bisher geschah“) und eine Covergalerie runden den Comic ab.

Fazit: „Buffy“ mag heute nicht mehr so in aller Nerd-Munde sein, wie noch vor ein paar Jahren – völlig ungerechtfertigt, denn die Serie ist besser, als vieles, was in jüngster Vergangenheit an Spitzzahn-Romantik veröffentlicht wurde –, aber wer bereit für eine kleine Reise in die Prä-„Twilight“-Zeit ist, wird hier eine Serie für sich entdecken, die es wirklich in sich hat. Humorvoll, actionreich, voller Wendungen und mit einigen Schauwerten weiß auch „Wölfe“, wie schon seine Vorgängerbände, gut zu unterhalten.