Buffy – The Vampire Slayer 1: Die Rückkehr der Jägerin

Kinder, wie die Zeit vergeht. Schon fünf Jahre ist es her, seit Buffy, einst die naive Highschool-Blondine, doch im Laufe von sieben TV-Serienstaffeln zur schlagkräftigen Dämonenjägerin gereift, auf der Mattscheibe dem Bösen unter ihrer Heimatstadt Sunnydale den finalen Schlag verpasste. Das Fazit: ein gewaltiger Krater, wo zuvor eine amerikanische Kleinstadt gewesen war, und Hunderte überall auf der Welt erwachte Mädels mit Jägerinnenfähigkeiten. Das war das Ende. Oder nicht? Jetzt gibt’s die achte Staffel von „Buffy“ als Comic – geschrieben vom Serienschöpfer Joss Whedon himself!

von Frank Stein

Ich weiß noch genau, was für ein Heulen und Zähneklappern 2003 im Fandom laut wurde, als die letzte Schlacht schließlich geschlagen war, das Böse unter Sunnydale vernichtet, die Welt plötzlich voller Jägerinnnen und die eine, die uns über sieben Jahre ans Herz gewachsen war (wobei ich persönlich Willow immer lieber mochte), somit unvermittelt in der Situation, in Rente gehen zu können. Und dann war es vorbei. Aus. Der Mittwochabend lag für viele in Trümmern.

Und auch für Joss Whedon dürfte 2003 das nicht das beste Jahr gewesen sein, denn nicht nur „Buffy“ wurde nach dem Weggang von Hauptdarstellerin Sarah Michelle Gellar eingestellt, auch sein Herzensprojekt „Firefly“ stand nach nur 15 Episoden bereits vor dem Aus. Ein Jahr später endete dann auch die Spin-Off-Serie „Angel“, und sein „Firefly“-Kinofilm „Serenity“ gilt zwar unter Fans als ganz großes Kino, aus finanzieller Sicht aber war es er ein veritabler Flop, der 2005 mit Ach und Krach seine Kosten wieder einspielte.

Was macht ein Mann in so einer Situation? Er erinnert sich der guten alten Tage, in der noch alles rund lief und in der er ein Franchise in der Hand hatte, das die Kassen klingeln und die Augen der Fans leuchten ließ. Und dann findet er ganz zufällig die Notizen zu einer achten „Buffy“-Staffel in seinem Schreibtisch und denkt sich: „Wer braucht Sarah Michelle Gellar vor der Kamera, wenn ich Buffys Abenteuer auch ohne sie erzählen kann – im Comic!“ So, und da wären wir also…

„Die Rückkehr der Jägerin“, der bei Panini Comics erschienene deutsche Auftaktband, umfasst die ersten fünf Episoden der neuen „Buffy“-Staffel, wobei „Der lange Weg nach Hause“ ein Vierteiler ist und „Die Kette“ eine in sich abgeschlossene Einzelhandlung erzählt. Dabei merkt man der Geschichte durchaus an, dass ein Comic den Schöpfer von den Kosten für Schauspieler, Ausstattung und Spezialeffekten befreit. Hier wird sichtlich aus den vollen geschöpft. Und der geneigte Wiedereinsteiger in die „Buffy“-Geschichte muss gleich mit einem ganzen Sack voll neuen Tatsachen und Ideen abfinden.

Die Comic-Handlung spielt etwa eineinhalb Jahre nach der finalen Episode der „Buffy“-TV-Serie. Mittlerweile sind um die 1800 Jägerinnen gezählt worden, 500 von ihnen kämpfen in etwa zehn Einheiten für die Organisation, die Buffy, Xander, Giles und Andrew nach der Schlacht um Sunnydale aus dem Erdboden gestampft haben und deren Zentrum in Schottland in den Highlands liegt. Willow ist zu Beginn des Comics verschollen, Dawn ist eine Riesin – anscheinend ist ihr das „Erste Mal“ mit einem so genannten „Gefräßigen“ nicht bekommen – und ansonsten wird der Comic von neuen Figuren, vor allem jungen Mädels, der mit Lipgloss und Streitaxt auf Monsterhatz gehen, bevölkert.

Die achte Staffel wird mit einem sehr vagen Mysterium und einem sehr konkreten Problem eröffnet. Ein rätselhaftes Symbol auf der Brust zweier junger Männer, die gemeinsam mit drei Dämonen in einer alten Kirche entdeckt werden, gibt Buffy und ihren Freunden eine harte Nuss zu knacken auf. Könnte hier ein Hinweis auf eine neue Geheimorganisation vorliegen, der Dämonen und Jäger gegeneinander aufhetzen will? Als sehr konkret erweist sich dagegen die Gefahr, die vom Militär ausgeht. Nach der Sprengung von Sunnydale und der Gründung der Jägerinnern-Truppen ist ein grimmiger General voll der Paranoia und setzt wirklich alles dran, um Buffy, die er als Rädelsführerin sieht, auszuschalten.

Der One-Shot „Die Kette“ erzählt davon unabhängig von einer der beiden Buffy-Doubles, die im Vierteiler nur im Nebensatz als existent erwähnt werden. Ihre Origin Story, ihr kurzer, harter Werdegang und ihr Ende auf 23 Seiten – hier spürt man deutlich, dass es vor allem um die Pointe und die „Moral von der Geschicht“ geht. Die Handlung selbst ist eher unspektakulär.

Zwischendurch gibt’s immer wieder zur Würze Liebe, Hiebe und einen guten Sack voll Peinlichkeiten für die Herren der Schöpfung – man kennt das aus dem Whedonversum, egal ob „Buffy“, „Angel“ oder „Firefly“ draufsteht. Macht aber nix. Ist trotzdem immer wieder gut. Nur die gigantomanische Dawn ist doch etwas zu viel des Guten gewesen. Und vielleicht die tanzenden Untoten…

Fazit: Buffy is back – und ihr Einstand in gezeichneter Form kann sich sehen lassen. In den USA läuft das Format so gut, dass 40 Episoden geplant sind und auch bereits ein „Angel“-Spin-Off in der Mache ist. Der Fan bekommt, was er kennt: coole Sprüche, Frauenpower, Magie, Dämonen und viele Verwicklungen. Und das alles auf einem Level, das sich eine TV-Serie nur unter erheblichen Budget-Aufwendungen hätte leisten können. Stellenweise etwas over-the-top, aber ansonsten für Freunde von Joss Whedon höchst unterhaltsame Lektüre!


Buffy – The Vampire Slayer 1: Die Rückkehr der Jägerin
Comic
Joss Whedon, Georges Jeanty, Paul Lee
Panini Comics 2008
ISBN: 978-386607477-4
128 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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