B.U.A.P. 6: Garten der Seelen

In der Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen herrscht nach dem Tod von Homunculus Roger, einem Mitglied des Teams um Fischmensch Abe Sapien, Pyrokinetikerin Liz Sherman, „Geist“ Johann Kraus, Wissenschaftlerin Kate Corrigan und dem untoten Captain Ben Daimio, Katerstimmung. In diese Tage der Trauer fällt eine ungewöhnliche Briefsendung, die Abe nach Indonesien lockt. Denn wie es scheint, liegt dort der Schlüssel zu seiner vergessenen Vergangenheit verborgen.

von Frank Stein

Auch im sechsten Sammelband der Comic-Reihe „B.U.A.P.“ konzentrieren sich die Autoren Mike Mignola und John Arcudi verstärkt auf ihre Figuren. Zwar existiert tatsächlich so etwas wie eine globale Bedrohung, doch bewältigt wird sie in sehr regionalem Umfeld. Und im Grunde geht es auch gar nicht darum, dass die hier präsentierten Gegenspieler größenwahnsinnige Irre sind. Viel wichtiger ist ihre Beziehung zu Abe Sapien, der sich nach wie vor fragt, wer dieser Langdon Everett Caul ist, der er einst gewesen sein soll.

Doch von Anfang an: Die Geschichte beginnt mit einem Prolog im London des Jahres 1859. In erlesener Gesellschaft wird eine ägyptische Mumie ausgewickelt – damals offenbar ein ebenso beliebter wie makabrer Zeitvertreib. Diese Mumie soll später noch von Bedeutung sein. Sprung in die Gegenwart. Im Hauptquartier der B.U.A.P., einer Bergbunkeranlage in Colorado, ist nach dem Tod von Homunculus Roger noch immer Katerstimmung angesagt. Die riesige, leere Anlage trägt das ihre dazu bei, dass sich die wenigen menschlichen (und mehr oder weniger menschlichen) Bewohner einsam und unwohl fühlen. Während Liz die Nähe zu Kate Corrigan sucht, vertreibt sich Kraus die Zeit damit, in alten Akten herumzustöbern, wobei er einige sehr seltsame Informationen über den Teamchef Ben Daimio zutage fördert.

Abe Sapien erhält unterdessen mysteriöse Post aus Indonesien, die ihm suggeriert, dass dort jemand seine Vergangenheit kennt. Gemeinsam mit Daimio fliegt er um die halbe Welt, weil er endlich Antworten bekommen möchte. Dabei kommt er einer Gruppe uralter Männer auf die Spur, die begeistert fragwürdige Wissenschaft betreiben, keinerlei Skrupel kennen und nicht weniger als auf die eigene Unsterblichkeit aus sind. Zu diesem Zweck haben sie einen perversen Plan ausgebrütet, der Millionen das Leben kosten könnte. Abe und Daimio müssen an zwei Fronten kämpfen, um das Schlimmste zu verhindern.

„Garten der Seelen“ nimmt das im Genre der Schauerliteratur immer wieder genutzte Thema einer Wissenschaft ohne moralische Grenzen auf und mischt hier ein wenig „Frankenstein“ mit „Die Insel des Doktor Moreau“ und anderen Phantasien um Chimären und Kunstmenschen. Das Ganze erhält durch den Umstand seine Würze, dass Abe Sapien sich auf der Insel der verrückten alten Männer nicht nur deren Wahnvorstellungen, sondern auch seiner eigenen Vergangenheit stellen muss. Die übrigen Mitglieder der B.U.A.P. werden hier ein wenig zu Statisten degradiert. Das trifft vor allem auf Liz, Kate und Johann Kraus zu, die in der Heimatbasis zurückgeblieben sind. Allerdings gelingt es Mignola und Arcudi geschickt, in kurzen Momenten klar zu machen, dass auch diese Figuren keineswegs nebensächlich sind. Erste erschreckende Plotfäden für spätere Verwicklungen werden in diesem Band bereits gesponnen.

Von der Aufmachung und Optik her bleibt sich auch der sechste „B.U.A.P.“-Band treu. Auf ca. 130 Seiten wird die eigentliche Geschichte erzählt. Anschließend folgt Bonusmaterial in Form eines Nachworts von John Arcudi, eines umfangreichen Sketchbooks von Zeichner Guy Davis und eines Artikels zum Thema „Hellboy“-Franchise von Christian Endres. Das sind schöne Zusätze, die den Cross-Cult-Werken immer einen Hauch von Mehrwert verleihen – über die reine Erzählung hinaus.

Fazit: Im Zentrum von „B.U.A.P. 6: Garten der Seelen“ steht Abe Sapien und dessen Suche nach seiner Vergangenheit. Diese hat ein kurzweiliges Inselabenteuer zur Folge, das sich wie eine gute Genre-Kurzgeschichte liest, allerdings weitgehend folgenlos für die Zukunft bleiben dürfte. Dass die Zeichen am Horizont allerdings wieder auf Sturm stehen, wird in einzelnen Momenten bereits angedeutet. Der Kampf gegen die Froschplage – ein irgendwie chtuloides Böses –, der in Band 4 beendet schien, ist noch nicht vorbei. Gute Unterhaltung für alle, die Pulp und Mythos lieben.


B.U.A.P. 6: Garten der Seelen
Comic
Mike Mignola, John Arcudi, Guy Davis, Dave Steward
Cross Cult 2008
ISBN: 978-3-936480-85-6
152 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,80

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