B.U.A.P. 2: Die Froschplage

Hellboy, der rothäutige Dämon mit den abgesägten Hörnern, der Steinfaust und der Vorliebe für Pfannkuchen, ist zurück. In dem Film „Hellboy II – Die goldene Armee“ wird er im September übersinnlichen Schurken mit einem lockeren Spruch auf den Lippen wieder kräftig eine aufs Dach geben. Doch der Dämon ist nur einer im Team der B.U.A.P., der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen“. An seiner Seite stehen die Pyrokinetin Liz Sherman, der Wassermann Abe Sapien, der Homunkulus Roger und der „Geist“ Johann Kraus. Auf der großen Leinwand mögen sie nur Nebendarsteller sein, doch in den Comic-Vorlagen von Mike Mignola wurde ihnen längst eine eigenständige Reihe gewidmet: „B.U.A.P.“.

von Frank Stein

Mea Culpa. „B.U.A.P. 2: Die Froschplage“, der zweite Band der mittlerweile vierbändigen „B.U.A.P.“-Reihe um die paranormalen Verbrechensbekämpfer Abe Sapien, Liz Sherman, Roger und Johann Kraus, liegt schon eine halbe Ewigkeit auf meinem Schreibtisch herum. Band 1 hatte mir damals zwar ganz gut gefallen, aber irgendwie fehlte mir Hellboy, und das Konzept mehrerer, zum Teil recht kurzer Geschichten, war nicht unbedingt mein Format. Dies mögen wohl die Gründe sein, warum ich den Nachfolgeband so ungewöhnlich lange habe – wortwörtlich – links liegen lassen. Erst jetzt, mit dem neuen „Hellboy“-Film am Horizont, wurde die Neugierde plötzlich immer stärker – und ich stelle fest: Ich habe damals einen großen Fehler gemacht!

Denn „B.U.A.P. 2“ macht gleich zwei Qualitätssprünge nach vorne. Zum einen ist der 184-seitige Hardcoverband mittlerweile voll in Farbe – und alle schwarz-weiße Comic-Kunst hin oder her: Mir gefällt eine farbige Bildergeschichte einfach noch besser. Zum anderen beginnt nach dem ersten Drittel, das durch zwei weitere Kurzgeschichten (genauer: eine Kurz- und eine Sehr-Kurz-Geschichte) bestritten wird, die titelgebende Story „Die Froschplage“, mit der Mignola den Dreh weg vom Experiment (Stories ohne Hellboy) hin zum eigenständigen Spin-Off geschaffen und geschafft hat. Denn mit „Die Froschplage“ beginnt ein lang laufender Handlungsbogen, der nicht nur fünf Kapitel in diesem Band umfasst, sondern auch in den Folge-Comics weitergeführt wird. Hier entsteht endlich Raum für episches Cthulhu-meets-Akte-X-Feeling!

Aber zum Inhalt: Nachdem Abe Sapien und Roger in der amerikanischen Provinz die Geister einst unschuldig verbrannter Hexenwahnopfer zur letzten Ruhe gebettet („Dunkle Wasser“) und Abe und Johann in Moldawien eine Truppe Zombies und deren besessenen Obermotz zum Frühstück verspeist haben („Im Osten nichts Neues“), sorgt das Entweichen eines monströsen Pilzes aus einem geheimen Hochsicherheitslabor für Aufregung. Beinahe zeitgleich bricht über Crab Point, Michigan eine bizarre Froschplage herein. Die „Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen“ nimmt die Ermittlungen auf und kommt einer Sekte auf die Spur, die fest entschlossen scheint, die Alten Götter zu wecken und die Menschheit zu vernichten. Ein harter Job für Abe und Co.

Mit dem Feldzug gegen die Froschkreaturen schöpft „Hellboy“-Schöpfer Mike Mignola aus den Vollen und verknüpft das „B.U.A.P.“-Spin-Off dicht mit seinen früheren „Hellboy“-Geschichten. Mindestens ein halbes Dutzend Mal erwähnen die Protagonisten Ereignisse, die in den „Hellboy“-Bänden #1, #2, #4 und #6 zu erleben waren, wobei vor allem an den ersten Band, „Saat der Zerstörung“, um den wahnsinnigen Mönch Rasputin angeknüpft wird. Die Kenntnis dieser Comics ist zwar dankbarerweise nicht zwingend nötig, um das Geschehen hier zu verstehen, aber es wird deutlich die Neugierde geschürt (zumindest „Saat der Zerstörung“ werde ich mir in naher Zukunft mal zu Gemüte führen).

Sehr cool sind auch die Einblicke in die Vergangenheit von Abe Sapien, die gewährt werden. Von Visionen verfolgt, die wohl auf einer alten Prophezeiung Rasputins von seinem Tod basieren, bewegt sich der geheimnisvolle Amphibienmensch, der dereinst in einem Wassertank in einem Keller gefunden worden war, von düsterer Vorahnung erfüllt durch das Abenteuer. Am Ende dann lässt Mignola die Bombe platzen und enthüllt ein großes Puzzleteil aus Abes bislang unbekannter Vergangenheit – nur um ein noch größeres Rätsel aufzuwerfen.

Neben einem interessanten Nachwort zur Entwicklung der „B.U.A.P.“-Serie von Mignola selbst, finden sich als Bonusmaterial erneut ein Sketchbook mit zahlreichen Entwurfszeichnungen sowie die schon zur Tradition gewordene „B.U.A.P. & Hellboy Gallery“, innerhalb derer namhafte Comic-Zeichner ihre meist sehr humorvolle Vision der Schöpfungen Mike Mignolas darbieten dürfen.

Fazit: Auf der großen Leinwand kann niemand gegen die abgebrühte Coolness Hellboys anstinken. In gezeichneter Form hat sich die „B.U.A.P.“-Truppe in Band 2 der Spin-Off-Reihe mit Bravour von ihrem rothäutigen Anführer gelöst und funktioniert als paranormale Ermittlertruppe so gut, dass sie mir fast noch besser gefällt, als das, was ich von den Abenteuern des kultigen Dämons im Comic-Format kenne. Dabei sollten Zweifler unbedingt mit diesem zweiten Band ihren Einstieg in die Welt von Abe, Liz, Roger und Johann vollziehen – damit ihnen nicht der gleiche Fehler unterläuft wie mir! (Und jetzt muss ich sofort Band 3 lesen!)


B.U.A.P. 2: Die Froschplage
Comic
Mike Mignola, Guy Davis, Dave Steward u. a.
Cross Cult 2006
ISBN: 3-936480-20-6
184 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,80

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