Bloodlines: The Legendary

Brot und Spiele – oder eher Blut und Spiel –, darum geht es im zweiten Teil der "Bloodlines", einem circensischen Reigen illustrer, exklusiver und abstruser Vampir-Blutlinien für White Wolfs "World of Darkness". Nach "Bloodlines: The Hidden", in welchem vor allem besonders finstere und geheimnisvolle Blutlinien der fünf Clans auftraten, befasst sich "Bloodlines: The Legendary" schon im Prolog passenderweise mit den aus der Römerzeit stammenden, selbst für Vampire mit einem äußerst seltsamen Geschmack ausgestatteten Macellarius.

von Michael Wilhelm

 

 

Neun Blutlinien für den mehr oder weniger täglichen Gebrauch finden sich im vorliegenden Band, der in für White Wolf üblicher, hochwertiger Optik, mit Hardcover, farbigem Einband und Druck auf Glanzpapier wie gewohnt eine gute Figur abgibt. Fast alle Clans wurden bedacht. Einzig die Gangrel gehen leer aus.

Einen fulminanten Einstieg leistet der Prolog, in dem wir einen intensiven Blick auf den widerwärtigen Geschmack der aus dem Kreise der Ventrue stammenden Macellarius-Familie werfen dürfen, deren Disziplin Gustus es ihnen erlaubt, sich nicht nur vom Blut der Lebenden zu ernähren, sondern sich sogar an deren totem Fleisch zu laben.

Auf dem Cover des Bandes lernen wir den Carnival kennen, eine Linie äußerlich und innerlich deformierter Vampire, Freaks genannt, deren Ursprung im finsteren Mittelalter Europas liegt, wo sie als namensgebende Carnivals und Freak Shows durch die Lande zogen, um Ekel und Abscheu zu erregen und sich an Lebenssaft und Wertsachen der gebannten Gaffer gütlich zu tun.

Außerdem finden wir die selbst für Vampire in besonderem Maße von Blut faszinierten Galloi, die vom Selbstmord besessenen und den Selbstmord bringenden Children of Judas, die Gralssucher aus der Linie der Bron und die Gulikan mit dem wahrscheinlich sensibelsten Geruchssinn im Kreise der Untoten. Als Vertreter der Blutsauger aus dem Fernen Osten erhaschen wir einen Blick auf die Mystiker der Kuufukuji, die durch die Perfektion der Kontrolle über das Tier Golconda vielleicht näher sind als die meisten anderen Vampire.

In den meisten Chroniken dürfte es dagegen schwieriger sein, eine Bienenkönigin der Linie der Melissidae unterzubringen, da diese Insektenliebhaberinnen einfach zu fremdartig und unberechenbar für den Durchschnittsvampir sind, um ihre Motive und Hadlungen zu verstehen. Und ob die Players wirklich ernst gemeint sind, da bin ich mir nicht ganz so sicher: Die auch als Wannabes verhöhnte Blutlinie, deren Mitglieder im Schlepptau von Stars und Sternchen, vor allem der kalifornischen Unterhaltungsszene zu finden sind, klingen dann doch ein bisschen zu sehr nach rollenspielerischer Selbstironie.

Fazit: Alles in allem ist "Bloodlines: The Legendary" ein nicht nur optisch ansprechendes, sondern auch inhaltlich überzeugendes, und vor allem spielerisch wertvolles, Werk, das jede Vampire-Chronik durch sein Kabinett an fremdartigen Blutlinien bereichern kann. Prädikat: empfehlenswert.

Bloodlines – The Legendary
Quellenbuch
Wood Ingham, Christopher Kobar, Mur Lafferty u. a.
White Wolf 2006
ISBN: 1588462609
128 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 24,99

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