Beowulf

Da ich ein großer Fan des Brettspiels „Der Herr der Ringe“ von Kosmos bin, war ich überaus begeistert, als ich hörte, dass sich Reiner Knizia und John Howe ein weiteres Mal zusammengefunden hatten, um ein ähnliches Brettspiel zu gestalten. Doch im Gegensatz zum „Herrn der Ringe“ müssen die Spieler diesmal gegeneinander antreten.

von Dominik Cenia

 

 

In „Beowulf“ übernimmt jeder Spieler die Rolle eines Begleiters von Beowulf dem Drachenkämpfer. Mit Rat und Tat steht man dem Helden zur Seite und begleitet ihn durch sein abenteuerliches Leben. Angefangen bei König Hygelacs Hof, bis hin zum Kampf mit Grendel, der Seehexe und dem Drachen, bewegt sich das Spiel thematisch durch die wichtigsten Ereignisse der Beowulf-Sage. Das Spiel endet mit Beowulfs heldenhaftem Tod. Der Spieler, der bis dahin am meisten Ruhm und Schätze gesammelt hat, wird zum Nachfolger des Helden ernannt.

Schon zu Beginn fällt einem der ungewöhnlich geformte Spielplan auf. Scheinbar fehlt ein Viertel des sonst so typischen quadratischen Spielbrettes. Aber keine Sorge, dass Spiel ist vollständig, was einem übrigens auch in der Spielanleitung versichert wird.

Hat man alles vorbereitet, beginnt der erste Spieler die Figur des Beowulfs über den Spielplan zu bewegen. Ähnlich wie beim „Der Herr der Ringe“-Brettspiel von Kosmos, müssen die Spieler nun einzelne Episoden der Spielhandlung durchspielen. Auf einigen Feldern winken dabei Bonus- oder Aktionskarten, mit deren Hilfe man Beowulf bei seinen Abenteuer unterstützen kann. Es gibt unterschiedliche Aktionskarten, wie etwa Reise, Freundschaft, Klugheit usw. Je nach Herausforderung sind die Spieler gezwungen, ihre Aktionskarten geschickt einzusetzen, um Ruhm- und Schatzplättchen zu erbeuten. Vom Prinzip her müssen dabei jedoch die Spieler sich gegenseitig mit Aktionskarten überbieten. Dies geschieht zu Beginn erst im Geheimen, sodass ein Spieler in der Lage ist zu bluffen oder mit hohen Einsätzen zu spielen. Genau wie bei „Der Herr der Ringe“ kommt es dabei auf einen gesunden Mittelweg und etwas Glück an. Denn wer zu Beginn schon seine ganzen Aktionskarten ausgibt, wird später kaum noch in der Lage sein, seine Mitspieler zu überbieten. Auch besteht das Risiko, später durch fehlende Akionskarten Wunden und Misserfolge zu sammeln. Diese wirken sich natürlich auch wieder auf den Punktestand am Spielende aus.

Nebem dem Grundspiel bietet „Beowulf“ noch eine Variante für Fortgeschrittene mit zusätzlichen Schatzepisoden und Sonderkarten. Eine weitere Variante macht es sogar möglich, dass ein oder mehrere Spieler am Ende aufgrund von Verletzungen ganz ausscheiden und das Spiel mit 0 Punkten beenden.

Das phantastisch illustrierte und solide Spielmaterial von Kosmos ist durchaus gelungen und die übersichtliche Spielanleitung lässt kaum irgendwelche Unklarheiten offen. Trotzdem will der Funke nicht so richtig überspringen. Warum? Zum einen hat „Beowulf“ das Problem, dass beim Spielen irgendwie keine Spannung aufkommen will. Die Spieler arbeiten die einzelnen Episoden ab und versuchen, eben so viele Punkte wie möglich zu machen. Trotz des gegenseitigen Wettbewerbs hat man nicht das Gefühl, mit den anderen Spielern in einem echten Konkurenzkampf zu stehen. Auch die Risikofelder, die zwischen den Episoden für Abwechslung sorgen sollen, wirken sich eher gering auf den Spielverlauf aus. Hinzu kommt, das die spannende Sage aufgrund des Spielkonzeptes schnell in den Hintergrund gerät. Die Spielregeln lassen es kaum zu, großartigen in den Verlauf einzugreifen, geschweige denn irgendwie die Sage plastisch darzustellen. Dadurch kommt vor allem bei zwei Spielern ziemlich schnell eine unglaubliche Langeweile auf, die sich aber auch mit mehreren Mitspielern kaum beheben lässt.

Fazit: Eine phantastische Ausstattung und tolle Illustrationen machen noch lange kein gutes Spiel. Vor allem wenn die Mechanik nicht stimmt. Bei „Beowulf“ habe ich das Gefühl, dass Kosmos versucht hat, an den Erfolg von „Der Herr der Ringe“ anzuknüpfen, ohne dabei auf Atmosphäre und Stimmung zu achten. Dem ganzen Spiel wurde ein extrem schematischer und strukturierter Spielablauf übergestülpt, der es bei weitem nicht mit anderen Abenteuerspielen dieser Art aufnehmen kann.


Beowulf – Der sagenhafte Drachenkämpfer
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler
Reiner Knizia & John Howe
Kosmos 2005
ASIN: B000BBCU2Y
Box mit Regeln, Spielplan, Spielmarkern, deutsch
Preis: EUR 29,99

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