Battlemage – Tage des Krieges

Der verrückte König Taikon überzieht das Reich mit Krieg. Die letzten Magier stemmen sich gegen ihn, aber kämpfen einen aussichtslos erscheinenden Kampf. Denn der Gegner verfügt auch über Magie. Doch die Unterwerfung der Welt wird vor allem vom Magier Balfruss nicht einfach billigend in Kauf genommen.

von Lars Jeske

Der vagabundierende Magier Balfruss hat es die Tage nicht leicht. Er ist einer der letzten im Roten Turm wirklich gut ausgebildeten seiner Zunft, doch fühlt sich nun dem Ruf des Königs verpflichtet. Sein Ehrgefühl ist riesengroß, auch wenn er eigentlich nicht mehr in seine alte Heimat zurückkehren wollte. Doch ein verrückter Tyrann namens Taikon (allerdings ebenfalls König seines Zeichens) überzieht das Land mit Krieg. Noch schlimmer, ihm untersteht nicht nur ein überwältigendes Heer, sondern er hat sich auch die Dienste des sagenumwobenen Hexers gesichert. Dieser ist ein Magier, der aufgrund seiner Macht bereits allein über das Schicksal des Reichs entscheiden könnte. Dennoch tritt das tapfere Heer unter der Führung von Balfruss und wenigen anderen Magiers aus aller Herren Länder an, um diesen Krieg für sich zu entscheiden.

Mit „Battlemage“ präsentiert uns Stephen Aryan einen überaus beeindruckenden und komplexen Weltenentwurf. Ein sehr schöner Anfang, aber im Verlauf hat der Autor stellenweise zu viel gewollt. Oder anders: Er hat einen anderen Stil, der nicht den gängigen Lesegewohnheiten und den erwarteten Geschichten entspricht. Er fokussiert sich wirklich fast ausschließlich auf die Lebensumstände seines Protagonisten. Der omnipräsente Erzähler begleitet primär dem Kriegsmagier Balfruss; selten weichen wir ihm dabei von der Seite. Ganz nebenbei schüttelt er jedoch zusätzlich ein reichhaltiges Portfolio an Figuren, Landschaften, Rassen und Glaubensrichtungen aus dem Ärmel, welche allerdings mehr oder weniger zu kurz kommen. Ein seltener Fall bei dem mehr auch wirklich mehr gewesen wäre und einen echten Mehrwert ohne Geschwafel gehabt hätte.

In der vorliegenden finalen Fassung des Romans kommt es dem Leser jedoch stellenweise so vor, als wenn das Buch initial doppelt so dick gewesen war, nur um dann intensiv gekürzt zu werden. Die Gründe erschließen sich jedoch nicht. Wenngleich es selbstverständlich „nur“ der Auftakt zu einer Romanreihe ist, wird hier bereits etwas Potenzial verschenkt. Es werden ferne Länder und Rassen beschrieben, aber nur in Ansätzen. So werden Personen eingeführt, die sehr fremden Rassen entspringen und ganz andere Lebensauffassungen, sowie physische und psychische Merkmale haben. Aber auch dies bleibt nur grob skizziert. Nicht einmal eine Landkarte wird dem Leser an die Hand gegeben, und somit sind die vielen Details eher Ballast, als eine Vertiefung dieses eigentlich bemerkenswerten Weltenentwurfs. Dabei gibt es durchaus viel Positives und Spannendes zu lesen.

Was nach der Lektüre bleibt, ist dann beispielsweise ein bemerkenswertes Cover der deutschen Ausgabe. Interessanter Weise fliegen Splitter durch die Szenerie, was im Verlauf des Buches anders gemeint ist. Detailliert geht der Autor auf sehr viele Kriegsdetails ein und beschreibt ein ums andere Mal die Gefechte, seien es die magischen oder die physischen des Fußvolkes. Und wenn man denkt, man hat sich in der Welt halbwegs zurechtgefunden, dann offenbart Stephen Aryan dem Leser durch Nebensätze oder Nebenschauplätze noch eine ganz andere Welt. Es gibt nämlich zu allem Überfluss für die Protagonisten so etwas wie die Einmischung von oben. Denn die Götter oder Legenden dieser Welt interessieren sich noch immer für diese. Wenngleich ohne gute Erklärung, ist es ihnen sogar möglich, sich in den Verlauf der Geschichte einzumischen und sie treten in Inkarnationen oder Manifestationen zuweilen aktiv in der Welt auf. Dies ist dann jedoch etwas zu viel des Guten. Es gibt schon so vieles in dieser Welt und dann noch eine Schicht und noch eine ...

Ich will das Buch toll finden, aber entweder hat der Autor zu viele Tiefe gewollt und konnte sie nicht fassen oder es wurde zu viel gekürzt, um mehr Wert auf die Spannung zu legen. Die gleiche Geschichte mit an den richtigen Stellen ergänzten 300 Seiten und dazu eine Landkarte: Fertig wäre der Grundstein einer Romanserie, die man auf alle Fälle lesen sollte.

Fazit: „Battlemage – Tage des Krieges“ beweist Mut zur Lücke. Statt allumfassender, ausführlicher Beschreibungen liegt der Fokus auf dem Voranschreiten der Handlung. Das passt oft, lässt an einigen Stellen aber sehr viel Interpretationsspielraum und hätte auch die Atmosphäre verdichtet, die die geschaffene, komplexe Welt ausmachen sollte. Ein paar überraschende Wendungen und der Ausblick auf weitere Abenteuer in diesem Ambiente lässt einen gern in dieses Reich zurückkommen. Allerdings sollte man wohl immer darauf gefasst sein, dass sich die Beweggründe der Charaktere nicht erklären lassen oder Dinge passieren, die sich in keiner Weise angedeutet haben und leider auch beim Leser Kopfschütteln verursachen können. Untypische Fantasy, die dadurch einen besonderen Reiz hat.


Battlemage – Tage des Krieges
Fantasy-Roman
Stephen Aryan
Piper 2015
ISBN: 978-3-492-28019-8
515?S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 12,99

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