Banedons Auftrag

Es tut sich was in der Welt des Einsamen Wolfes! Nicht nur, dass die alten Bände in überarbeiteter Version neu herausgegeben werden, es erscheinen auch neue Spielbücher, in denen sich der Leser in andere Figuren als den Einsamen Wolf versetzen und Abenteuer in Magnamund, der Welt des Einsamen Wolfes, erleben kann. „Banedons Auftrag“ ist das erste Spielbuch der so genannten „Magnamund“-Spielbuch-Reihe.

von Morgath

 

Banedon ist ein Zauberer aus dem Universum des Einsamen Wolfs. Wie dieser ist er zu Beginn (Band 1 – „Flucht aus dem Dunkeln“) ein junger Novize, der sich im Laufe der Geschichte zu einem mächtigen Zauberer und guten Freund des Einsamen Wolfes entwickelt. In dem ersten Spielbuch der „Magnamund“-Reihe schlüpft der Leser in die Rolle des jungen Zauberers und kann die erste Begegnung zwischen ihm und dem Einsamen Wolf nachspielen.

Das Abenteuer beginnt damit, dass Banedon den Auftrag erhält, einen wichtigen Brief des Magierordens von Toran in die Abtei der Kai-Lord zu bringen. Kenner der Serie wissen, dass es dabei um eine Warnung der Magiergilde geht, dass ein Zauberer namens Vonotor die Gilde verraten und die Schwarzen Lords ein Herr aufgestellt haben, mit dem sie jeden Moment in Sommerlund (das Königreich, in dem der Einsame Wolf lebt) einfallen können.

Die Reise gestaltet sich schon bald als lebensgefährlich, denn die Schwarzen Lords fallen just in diesem Moment in Sommerlund ein. Die Straßen sind unsicher, und Banedon muss so manchen Umweg gehen, um die Botschaft überbringen zu können. Das Abenteuer endet mit der Begegnung des Einsamen Wolfes in einer alten Ruine – einer Szene also, die der Leser auch in Band 1 „Flucht im Dunkeln“ aus Sicht des Einsamen Wolfes spielen kann.

Das Spielbuch ist geradlinig und bietet wenig Spektakuläres. Man vermisst insbesondere Informationen über den Magierorden oder die Magie im Allgemeinen. Das Buch lebt mehr von dem Wissen des Lesers über die kommenden Ereignisse als von dem tatsächlich Erlebten. In maximal einer Stunde ist man mit dem Abenteuer durch, und dabei sind mehrere Neuanfänge berücksichtigt. (Tatsächlich bin ich auf den ersten zehn Abschnitten zweimal gestorben, weil ich die falschen Zaubersprüche ausgesucht hatte.)

Das Buch erscheint im für Spielbücher ungewohnten A4-Format. Ungewohnt ist auch die sehr geringe Anzahl an Abschnitten (80 an der Zahl), die das Abenteuer ausmachen. Dementsprechend dünn ist auch das Gesamtwerk mit gerade einmal 42 Seiten, wobei hiervon nur 18 Seiten das Abenteuer ausmachen. Die restlichen Seiten beinhalten die Regeln (12 Seiten) sowie einen Artikel zur Sprache der Giak (12 Seiten). Das Buch ist schön aufgemacht und reichhaltig bebildert. Das Bild des Einsamen Wolfes ist besonders gut gelungen. Die herausnehmbare Farbkarte ist ebenfalls praktisch.

Regeltechnisch bleibt alles beim alten, mit der einzigen Ausnahme, dass Banedon keine Kai-Fertigkeiten hat, sondern sich stattdessen Zaubersprüche auswählen kann, wobei diese teilweise vergleichbare Wirkungen wie die Kai-Fertigkeiten entfalten. Kenner können daher einen Großteil der Regeln überspringen.

Der Artikel über die Sprache der Giaks (dumme Kampfkreaturen, mit einer einfachen und sehr militärisch geprägten Sprache) ist äußerst interessant zu lesen. Trotz aller Kürze gelingt es, der Sprache Farbe einzuhauchen und ermöglicht dem Leser tatsächlich, die Sprache soweit zu erlernen, dass einfache Sätze gebildet werden können. Einige Übungsbeispiele helfen, die Sprache zu verstehen. Zudem kann der Leser – beim erneuten Durchlesen des Abenteuers – auf die Worte der Giaks achten und dadurch einigen Szene nachträglich besser verstehen. Ein Wörterbuch mit über 300 Begriffen rundet die Darstellung der Giaksprache ab.

Allerdings stellt sich trotzdem die Frage, was man mit einem solchen Artikel anfangen soll? Kein Leser – außer vielleicht einem Sprachwissenschaftler – wird sich tiefgründiger mit der Sprache beschäftigen. Rollenspieler werden diese Sprache vielleicht noch in eigene Abenteuer einbauen, wobei auch hiervon vermutlich nur wenig Gebrauch gemacht werden dürfte. Ansonsten bleibt es schönes Machwerk mit wenig Nutzem.

Fazit: Insgesamt hinterlässt das erste Spielbuch der „Magnamund“-Reihe einen etwas zwiespältigen Eindruck. Obwohl es schön aufgemacht und für 9,95 Euro verhältnismäßig preiswert ist, hat es doch nur wenig zu bieten. Das Abenteuer ist zu kurz und zu gewöhnlich. Informationen über den Magierorden sucht man vergebens. Der Artikel über die Giak-Sparache ist interessant, aber für sich genommen aber zu speziell. Das Werk ist daher letztlich nur etwas für Sammler und echte Fans.


Banedons Auftrag
Mangnamund-Spielbuch – Abenteuer in der Welt des Einsamen Wolfes
Joe Dever
Mantikore-Verlag 2010
ISBN: 978-3-9812812-6-2
42 S., DIN-A4, Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,95

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