Aventurische Regionen 11: Reich des roten Mondes

„Reich des roten Mondes“ ist die elfte und neuste Regionalbeschreibung für die Welt des Schwarzen Auges. Hier werden das Orkland und das Land am Flusse Svellt mit ihren Bewohnern und deren Kultur beschrieben.

von Morgath

 

Das Werk orientiert sich sowohl hinsichtlich Aufmachung als auch Aufbau stark an den anderen Regionalhilfen.

Zunächst wird die Geschichte der Orks und der von ihnen bewohnten Regionen vorgestellt. Wer dachte, dass die Orks ein tumbes Volk ohne jegliche Kultur wären, muss sich eines Besseren belehren lassen, denn die Geschichte der Orks reicht über 100.000 Jahre zurück. Die Orks haben sogar weit vor den Menschen (etwa vor 40.000 Jahren) ihre erste Hochkultur errichtet, die einige Jahrtausende währte und nur ein durch zufälliges Naturereignis, welches die Orks als „die endlose Nacht des blutenden Mondes“ bezeichnen (vermutlich eine der großen Eiszeiten), endete, sonst würden sie möglicherweise noch heute die herrschende Rasse auf dem Kontinent sein. Ein Gedanke, der auch dem heute lebenden, gottgesandten Götterkönig der Orks „Aikar Brazoragh“ gefallen dürfte – zumindest hat er schon zahlreiche Orkstämme vereint und schmiedet seit Jahren eifrig Pläne, um die Macht der Orks auszubreiten...

Anschließend wird die Region mit ihren Besonderheiten beschrieben. Das Orkland ist im Wesentlichen eine große Steppe, die von himmelstürmenden Gebirgen umringt ist und von fruchtbaren Flüssen durchdrungen wird. Während die Menschen die fruchtbaren Landschaften errungen haben, wo sie Landwirtschaft betreiben können, leben die Orks als wandernde Nomaden in der Steppe von der Jagd und gelegentlichen Überfällen auf ihre Nachbarn. Im Buch werden sowohl die geographischen Gegebenheiten, beispielsweise die Orkschädelsteppe oder das Gebirge die Große Olochtai, als auch die menschlichen Niederlassungen des so genannten Svelltbundes mit seinen zahlreichen kleineren Städten aber auch mit der großes Handelsmetropole Lowangen beschrieben. Zudem wird die einzige echte Orkstadt Khezzaras (erstmals) ausführlich dargestellt.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Darstellung der Orks und ihrer Kultur. Hier erfährt der Leser etwas über die Lebensweise der Orks, ihre Gesetze, ihre Religion, ihre Weltansichten und natürlich ihre von Gewalt geprägte Gesellschaftsordnung. Das dabei entstehende Bild ist farbenfroh und faszinierend zugleich. Die Zeit, in der Orks als „Aufwärmmonster“ herhalten mussten und nur aus spieltechnischen Daten bestanden, sind damit längst vorbei. Der Ork von heute ist ein gefährliches und Kultur schaffendes Wesen.

Anschließend werden noch weitere Bewohner des Orklandes kurz dargestellt, die ebenfalls fest im Orkland verwurzelt sind. Hierzu gehören beispielsweise die Greifen, welche ein uraltes Geheimnis vor den Zugriffen der Orks bewachen, oder die Riesen, die immer wieder mit den Orks aneinander geraten, oder die geheimnisvollen Smaragdspinnen, denen man sogar menschliche Intelligenz nachsagt. Die Beschreibung ist zwar etwas kurz gehalten, aber nicht weniger spannend.

Wie bei „DSA“ üblich, werden zum Schluss noch die Persönlichkeiten der Region vorgestellt und in dem Kapitel „mysteria et arcana“ zahlreiche Geheimnisse gelüftet und interessante Ideen für Abenteuer vorgeschlagen. Die ausführlichen Quellenangaben und Medienhinweise lassen zudem erkennen, dass der Wilde Westen für das Land und asiatische Reitervölker für die Orks Pate gestanden hatten.

Insgesamt bietet das Werk einen umfassenden Überblick über die Rasse der Orks und ihre (meist kriegerischen) Beziehungen zu den Menschen. Dabei werden ausreichend Informationen und Fakten geboten, um das Orkland zu einer farbenfrohen Region und den Ork zu einem facettenreichen Wesen zu machen. Die beigefügten Karten (Farbkarte der Region und der Stadt Lowangen sowie Scharz-Weiß-Karten von diversen Städten) sind ebenfalls nützlich, auch wenn die meisten schon aus früheren Publikationen bekannt sind. Das Werk ist somit ein unentbehrliches Hilfsmittel für alle Spielleiter, die ihre Gruppe ins Orkland führen oder die Orks als abwechslungsreiche Wesen darstellen möchten.

Auch für Eigentümer der alten Orklandbox aus dem Jahre 1991 dürfte das Buch von Interesse sein, denn der Inhalt wurde stark erweitert und das Bild der Orks weiter ausgearbeitet. Außerdem wurden die Auswirkungen des Dritten Orksturms (der spannende Marsch der Orks gegen das Mittelreich, welcher in der Orklandbox erst angekündigt war und über den dann ausführlich im Aventurischen Boten berichtet wurde) und die neusten Entwicklungen (insbesondere die Pläne des Aikar Brazoragh) eingearbeitet.

Der Werk bietet obendrein für die Veteranen der ersten Stunde ein kleines Bonbon, denn erstmals finden sich konkrete Hinweise zu der legendären Orkland-Trilogie, die sicherlich viele alteingesessenen „DSA“-Spieler in ihrer Kindheit gespielt haben (und die immer noch nicht neu aufgelegt wurde trotz starker Nachfrage – daher ein weiterer Aufruf meinerseits an die Redaktion: Macht endliche eine Neuauflage! Ich würde die Bearbeitung sogar freiwillig übernehmen!). Damals war das Orkland noch völlig unerforscht (oder anders ausgedrückt noch nicht von der Redaktion herausgearbeitet), und als dann die Orklandbox erschien, schien die (damals schon alte) Trilogie nicht mehr in das Konzept der Redaktion zu passen; zumindest hat man – wenn mich meine Erinnerungen nicht täuschen – schmerzlich irgendwelche Hinweise zu Schauplätzen der Trilogie vermisst. Dies ist nun anders. Auch wenn die Namen noch immer nicht alle in die Karte aufgenommen wurden, so kann man den Texten doch deren ungefähre Lage entnehmen.

Fazit: „Das Reich des roten Mondes“ ist eine schöne Regionalbeschreibung, die allen Lesern ans Herz gelegt werden kann, die einen Ausflug ins Orkland beabsichtigen oder sich intensiver mit der Verrohung der heutigen Gesellschaft ... pardon mit der orkischen Kultur befassen möchten.


Aventurische Regionen 11: Reich des roten Mondes
Quellenbuch
Stefan Küppers u. a.
Ulisses Spiele 2009
ISBN: 978-3-940424-39-6
192 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 30,00

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