Aventurische Regionen 10: Land des Schwarzen Bären

Das Bornland – einst ein Land der urtümlichen Wildnis zwischen Roter Sichel und Ehernem Schwert, dann Schauplatz der Kämpfe zwischen Goblinhorden unter ihrer Schamanin der Kunga Suula und dem mächtigen Orden der Theaterritter. Heute der Landstrich der Bronnjaren, die als Nachfahren der Ritter ihre Leibeigenen knechten, und der Händler der freien Städte an der Küste. Und doch herrschen oft nicht Menschen, sondern vielmehr die mächtigen Flüsse Born und Walsach und der alte Bornwald mitsamt einem leibhaftigen Riesen über die alten Lande.

von Ansgar Imme

 

Vor den Redakteuren dieses Bandes stand eine schwere Aufgabe, mussten sie doch mit „Rauhes Land im hohen Norden“ eine der besten und umfangreichsten Spielhilfen des „Schwarzen Auges“ überarbeiten, erweitern und zusammenfassen. Die Aufgabe wurde Katharina Pietsch, Lars Feddern und Daniel Jödemann übertragen, die alle schon durch mehrere Beiträge oder gar Redaktionsarbeiten aufgefallen waren. Nachdem schon der Vorgänger Unterstützung durch viele Mitschreiber erhalten hatte und dies bei den letzten Spielhilfen auch immer auf viele Köpfe aufgeteilt worden war, verwundert es nicht, dass auch hier zusätzlich an die zwanzig weitere Autoren Textbeiträge beisteuerten.

Layout, Aufmachung, Illustrationen

Der Band umfasst durchgehend klein und eng beschriebene 200 Seiten inklusive eines ausführlichen Index zum Nachschlagen. Dazu liegen eine DIN-A2-Farbkarte der Hauptstadt Festum, DIN-A4-Farbkarten der Städte Vallusa und Norburg, eine Farbkarte der Region sowie Schwarz-Weiß-Karten zu den Städten Neersand, Firunen, Ouvenmas und Rodebrannt sowie zwei historische Karten bei. Das Layout ist wie immer stimmig und passend und bietet zusätzlich in grau hinterlegten Kästen Hintergrund oder vertiefende Informationen an den passenden Stellen. Die Illustrationen entstammen zum Teil der alten Spielhilfe oder passenden Abenteuern, wurde aber auch in ausreichender Anzahl neu angefertigt. Von der Anzahl und Einordnung her sind sie ideal, sodass man sich als Leser nicht überfrachtet fühlt, andererseits aber auch nichts vermisst. Hier kann man die Publikation also schon mal als gelungen bezeichnen.

Der Inhalt

Das Bornland war immer die Lieblingsregion des einstigen „DSA“-Schöpfers Ulrich Kiesow, und so wurde schon bei der alten Ausgabe von 1998 viel Wert auf stimmige, ausführliche und spannende Beschreibungen gelegt, die hier fortgeführt und erweitert werden. Nach einem kurzen Überblick über die Region, zu der hauptsächlich das Bornland, aber auch die Gegenden des Überwals und der Roten Sichel gehören, folgt, wie in den bisherigen Spielhilfen, ein ausführlicher geschichtlicher Überblick, wie er natürlich nur dem Spielleiter und Spielern, aber keinem aventurischen Gelehrten bekannt sein dürfte. Auf rund 18 Seiten werden dabei auch die geschichtlichen Ereignisse der Norbarden und Goblins aufgearbeitet.

Anschließend folgt mit rund 80 Seiten das größte Kapitel des Bandes, welches sich dem Bornland, seinen Bewohnern und Städten widmet. Hier werden Geographie, die Bornländer an sich und wichtige sowie prägende Merkmale der Region – wie Handel und Wirtschaft, „Bronnjarentum“ und Leibeigenschaft, Heer und Flotte sowie die Kolonialmacht – vertieft. Dazu folgen die obligatorischen Kapitel über die verschiedenen Regionen des Bornlandes, wobei den drei größeren Städten Firunen, der Hauptstadt Festum und der freien Stadt Vallusa eigene Kapitel gewidmet werden. An der Stelle sei schon eine kleine Kritik erlaubt: Die anderen Städte, die einem vielleicht sogar namentlich bekannt, aber geographisch nicht gleich einer Region zuordbar sind, finden sich nicht im Inhaltsverzeichnis. Diese muss man extra über den Index suchen. Dies liegt daran, dass das Inhaltsverzeichnis sich auf zwei Ebenen beschränkt. Eine dritte Ebene für genau solche Fälle wäre aus Sicht des Rezensenten sinnvoll gewesen.

Das vierte Kapitel handelt vom so genannten Überwals, der mystischen und geheimnisvollen Region im Osten des Landes, welches vor allem durch seine Gebirge gekennzeichnet ist und wo immer wieder Menschen verschwinden oder man von seltsamen Phänomen und Gestalten spricht. Nach diesem mit sechs Seiten eher kurzen Kapitel folgt mit fünf Seiten ein noch kürzeres Kapitel über die Rote Sichel und die Stadt Uhdenberg, die – wie extra erwähnt wird – die höchste Stadt Aventuriens ist (nur findet man leider nirgends eine Angabe, wie hoch genau das nun ist). Hier hätte man sogar noch die eine oder andere Seite spendieren können, doch Platz ist ja generell ein Problem bei diesen schon grundsätzlich umfangreichen Spielhilfen.

Kapitel 6 und 7 stellen die beiden Völker der Norbarden und Goblins genauer vor, erläutern Geschichte, Aussehen und Charakter, Gesellschaft, Glaube, Weltsicht, Sprache und Schrift, Magie und Wissenschaft und etliches mehr. Zuammen bekommen die beiden Völker gut 30 Seiten, und auch hier hat man den Eindruck, dass die an sich sehr guten und stimmigen Beschreibungen noch Platz für mehr gelassen hätten. Diesen hätte man durchaus im achten Kapitel schaffen können, wo es um die Persönlichkeiten der Region geht. Natürlich ist es wichtig zu wissen und interessant zu lesen, welche „Promis“ die verschiedenen Gegenden bevölkern und was ihre Ziele sind, was es für gute und eher böse Kreaturen oder Menschen es auch gibt (wobei immer wieder gute Motivationen hinterlegt werden). Ob man dafür aber 17 Seiten veranschlagen muss, ist fraglich. Hier wäre Platz zum Kürzen gewesen, den man in anderen Kapiteln noch gut hätte gebrauchen können.

Den inhaltlichen Abschluss bildet das mit den neuen Spielhilfen eingeführte „Mysteria & Arcana“, in dem es um Geheimnisse, Szenariovorschläge, Ideen für den Spielleiter geht und welches ein Füllhorn an Ideen bietet. Aufgeteilt nach den Regionen (Sewerien, Mark etc.), Völkern (Norbarden, Goblins) oder wichtigen Epochen der Region (Theaterritter) werden unzählige Vorschläge gemacht, die einen Spielleiter fast erschlagen können. Dieser Part hat sich nach und nach zum heimlichen Höhepunkt der Regionsbände gemausert, und man ist meist geneigt, die Lektüre des Bandes an dieser Stelle zu beginnen.

Als Abschluss des Bandes folgt die nunmehr auch schon obligatorischen Empfehlungen zur Vertiefung des regionalen Flairs in Form von irdischer Literatur, Filmen und Musikvorschlägen sowie eine Auflistung aller bisher erschienenen Publikationen der Region. Der Index rundet den Band schließlich ab.

Bewertung

Wie es am Anfang schon hieß: Die Vorgängerpublikation „Rauhes Land im hohen Norden“ hatte einen sehr hohen Maßstab gesetzt, der kaum groß überboten werden konnte. Die Autoren haben es aber in beeindruckender Weise geschafft, das Niveau zu halten und an einigen Stellen sogar noch zu verbessern, sodass man selbst als alter „DSA“-Kenner noch an etlichen Stellen interessiert innehält und über das Gelesene nachdenkt.

Die Kapitel bieten ausführliches Material zu vielen verschiedenen Themen und Regionen und lassen doch immer noch genügend Platz für eigene Ideen. Angesichts der Platzbegrenzung grenzt es fast schon an ein Wunder, dass trotzdem so viel Inhalt zur Verfügung steht. Den Vergleich mit dem Vorgänger braucht die Spielhilfe also nicht zu scheuen. Einzig gestrichen wurden die damals beiliegenden Abenteuer, die jetzt ja immer als Anthologie erscheinen sowie die beigelegten Kurzgeschichten, die das Flair der Region vermitteln sollten. Dazu wurden einzelne Teile aus diesem Band in den noch zu erscheinenden Band für den eisigen Norden (nördlich des Bornlandes bis zum ewigen Eis) umgegliedert, dafür haben manche Kapitel (etwa die Goblins) deutlich mehr Platz erhalten. Verbesserungsvorschläge sind minimal und eher kleine Schönheitsfehler. Zusammenfassend bietet das Buch Spielmaterial und Spielhilfen für Spieler und Spielleiter in großer Bandbreite.

Fazit: Man kann nur eine unbedingte Empfehlung aussprechen! Auch für Besitzer der alten Box werden – allein schon durch die geschichtlichen Änderungen – viele neue Informationen geboten oder aber sie sind in besserer Gliederung vorhanden. Für den Preis ist das Gebotene fast ein Schnäppchen.


Aventurische Regionen 10: Land des Schwarzen Bären
Quellenbuch
Lars Feddern, Daniel Jödemann, Katharina Pietsch (Hrsg.)
Ulisses Spiele 2008
ISBN: 3940424293
200 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 30,00

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