von Chris Sesterhenn
Trockene Fakten – die äußeren Werte:
„Auf Elfenpfaden“ ist Nummer 145 aus der „DSA“-Abenteuerreihe und der begleitende Abenteuerband zur Spielhilfe „Aus Licht und Traum“, welche die Kultur, Lebensweise und Weltsicht der aventurischen Elfen präsentiert hat. Das Layout entspricht dem aktuellen Standard von Fantasy Productions. Auf 96 Seiten werden dem Spielleiter gut strukturiert die notwendigen Informationen und Texte zur Verfügung gestellt, darunter auch zahlreiche Verweise auf weitere „DSA“-Publikationen mit weiterführenden Details. Den Hauptbezugspunkt bildet dabei – wie zu erwarten – „Aus Licht und Traum“. Zeichnungen und Kartenausschnitte lockern nicht nur das Gesamtbild der einzelnen Abenteuer und Szenariovorschläge auf, sondern bieten zusätzliche Orientierungshilfen. In den jeweiligen Anhängen finden sich die üblichen Beschreibungen der wichtigsten Persönlichkeiten oder auch besonderen Gegenständen des Abenteuers. Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen zu den einzelnen Abenteuern sollen die Atmosphäre und das elfische Flair des Bandes unterstreichen. In diesem Band treffen aber die Zeichnungen eher selten meinen Geschmack. Doch auch über diesen lässt sich streiten und immerhin kommt es ja viel mehr auf den geschriebenen Inhalt an.
Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:
Da „Auf Elfenpfaden“ die Abenteuersammlung zur Elfenspielhilfe „Aus Licht und Traum“ ist, verwundert es kaum, dass das zentrale Thema die Elfen sind. Eingeleitet wird „Auf Elfenpfaden“ durch ein Grußwort der beiden Redakteure. Es folgt ein Kurzüberblick über die Abenteuer sowie eine Sammlung von elfischen Namen und Begriffen. Die Sammlung selbst besteht aus den folgenden fünf Abenteuern und drei Szenariovorschlägen:
„Saat der Hoffnung“, von Michael Masberg: In diesem Abenteuer verlässt ein Auelf den Reichsforst, um einer menschlichen Siedlung zu helfen und erhält dabei tatkräftige Unterstützung durch die Helden. Dieses Abenteuer ist sehr stark auf die Einführung eines (au-)elfischen Helden in die Heldengruppe ausgelegt. Die eigentliche Haupthandlung fällt bei all den weiteren Informationen leider etwas sehr knapp aus.
„Das Lied der Weide“, von Matthias Freund: Die Heldengruppe wird von einem Alchimisten beauftragt, in der Grünen Ebene eine sehr ausgefallene Zutat zu besorgen. Bei ihrer Suche kommen die Helden in Kontakt mit Steppenelfen und müssen ein uraltes Geheimnis lüften.
„Falscher Feind“, von Armin Bundt: Ein Händler, welcher Handel mit den Firnelfen betreibt, heuert die Helden für seine nächste Reise in den eisigen Norden an. Doch dort geraten die Helden schnell in einen aufkeimenden Streit mit den Firnelfen.
„Schwarze Flamme, Schwarzes Licht“, von Lars Feddern: Träume führen die Helden zu den Waldelfen in den Salamandersteinen. Dort bahnt sich ein Konflikt um die Schwarze Flamme an, was dunkle Mächte zu ihrem Vorteil nutzen wollen.
„Schreckensbilder“, von Stephanie von Ribbeck: Zwei Firnelfen wollen zu den legendären Inseln im Nebel reisen und beauftragen dazu den berühmten elfischen Maler Golodion Seemond und den Skalden Ohm Folker, einen Weg zu finden. Die Helden sollen dabei für den entsprechenden Schutz bei der Expedition sorgen.
„Waidmanns Heil“, von Armin Bundt: In diesem Szenariovorschlag gehen die Helden am Neunaugensee auf die Jagd nach einem Silberlöwen. Doch wie so oft liegt weit mehr dahinter.
„Schwanengesang“, von Michael Böck: einfaches Krimiszenario, in welchem die Helden eine entführte Waldelfe befreien sollen.
„Die vergessene Melodie“, von Magnus Epping: Der Geist einer verstorbenen Elfe findet keine Ruhe. Die Helden sollen nun versuchen, den Seelenfrieden wieder herzustellen.
Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:
Bei einer Abenteuersammlung sollte aus meiner Sicht möglichst versucht werden, ein großes Spektrum abzudecken. Dies wurde in „Auf Elfenpfaden“ sehr gut umgesetzt. Die Abenteuer widmen sich den verschiedenen Elfenkulturen und richten sich in ihrer Anforderung vom Einsteigerniveau bis zu den fortgeschrittenen Heldengruppen. Aber da es keine Abenteuerreihe ist, dürften nicht alle Abenteuer und Szenarien in „Auf Elfenpfaden“ unmittelbar zum Einsatz kommen.
Persönlich gefallen hat mir der lobenswerte Ansatz, einige der Abenteuer für die Einführung eines neuen elfischen Helden zu nutzen. Doch bei den durchaus guten Ideen für die einzelnen Abenteuer hat „Auf Elfenpfaden“ auch mit einem großen Problem zu kämpfen: der verfügbare Platz. Eigentlich sollten die fünf Abenteuer etwas mehr Masse erhalten. Schon beim Durchlesen fühlt man sich als potenzieller Spielleiter dazu genötigt (aber auch durchaus motiviert), die beschriebene Handlung auszubauen.
Sehr gefreut habe ich mich insbesondere über eine Rückkehr zu den Inseln im Nebel. Bedingt durch den Platzmangel ist das entsprechende Abenteuer aber eher als ein Einstieg in eine eigene Kampagne zu sehen. Somit kommt – wie eigentlich immer – zusätzlicher Aufwand auf den Spielleiter zu. Genau für diese Vorbereitungsarbeiten sollte aber neben dem Regelwerk mindestens die Spielhilfe „Aus Licht und Traum“ zur Verfügung stehen. Die Szenariovorschläge sind dann auch wirklich nicht sehr viel mehr, aber können mit sehr interessanten Ideen aufwarten.
Ein Blick auf die Handouts zeigt den alten Hasen unter den „DSA“-Fans, dass gute Ideen aus älteren Abenteuern durchaus – teilweise mit Modifikationen – wieder aufgegriffen und stimmungsvoll eingesetzt werden können. Es geht in diesem konkreten Fall um ein Wettreiten. Plan und Regeln kamen mir sofort sehr bekannt vor und ich kann mich erinnern, dass unsere Gruppe schon damals viel Spaß bei der Umsetzung hatte. Aber es gibt sogar eine Verbesserungsmöglichkeit für die Handouts: Ein Querverweis auf das zugehörige Abenteuer wäre hilfreich.
Da sich alle Abenteuer mehr oder weniger intensiv mit der Thematik Elfen beschäftigen, ist für den jeweiligen stimmungsvollen Erfolg ein weiterer Faktor wichtig: Spieler und Spielleiter müssen bereit sein, sich auf das Elfen-Flair einzulassen. Nur so kann sich die Faszination entwickeln und alle Beteiligten mit der besonderen Atmosphäre des Exotischen begeistern.
Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:
„Auf Elfenpfaden“ richtet sich insbesondere an Fans der Elfenkultur. Wer schon mit der Spielhilfe „Aus Licht und Traum“ nichts anfangen konnte, wird auch mit dieser Abenteuersammlung seine Schwierigkeiten haben. Der Spielleiter für „Auf Elfenpfaden“ sollte vor etwas Eigeninitiative nicht zurückschrecken und diese durchaus reichlich einbringen. Alle „DSA“-Spieler, welche sich für Elfen oder Abenteuer mit besonderer Atmosphäre interessieren, dürften Gefallen an dieser Abenteuersammlung finden.
Fazit: Mit „Auf Elfenpfaden“ präsentiert Fantasy Productions eine Abenteuersammlung zur Spielhilfe „Aus Licht und Traum“ des Fantasy-Rollenspiels „Das Schwarze Auge“. Die guten Ideen werden leider zu oft zu knapp umgesetzt, aber das besondere Flair dürfte insbesondere Elfen-Fans ansprechen. Für den Produktpreis erhält man reichlich Abenteuermaterial, welches viele Möglichkeiten für eigene Weiterentwicklungen bietet und was eine Investition auf jeden Fall rechtfertigt.
Auf Elfenpfaden (DSA-Abenteuer Nr. 145)
Abenteuersammlung
Katharina Pietsch, Tyll Zybura
Fantasy Productions 2006
ISBN: 3-89064-437-6
96 Seiten, Hardcover, deutsch
Preis: EUR 18,00
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