At the Mountains of Madness

Wenngleich Lovecraft der schriftstellerische Erfolg zu seinen Lebzeiten verwehrt blieb, gilt er doch heute als bedeutender Vertreter der unheimlichen Phantastik! Auf Lovecraft geht folgender Ausspruch zurück, der Auskunft über sein Werk gibt: „Das älteste und stärkste Gefühl ist die Angst, die älteste und stärkste Form der Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.“ Dieser Ausspruch gilt auch für seinen Roman „At the Mountains of Madness“. Ob er auch für diese grafische Adaption von Zeichner und Texter I. N. J. Culbard hier gilt, soll diese Rezension beantworten.

von Markus Kolbeck

Der 120-seitigen Softcover-Graphic-Novel „At the Mountains of Madness“ liegt der gleichnamige Horror-Roman von H. P. Lovecraft (1890-1937) zugrunde, veröffentlicht auf Deutsch als „Berge des Wahnsinns“. Der Band wurde erstmals 2010 von SelfMadeHero in englischer Sprache herausgebracht. Culbard hat den Text von Lovecraft für die Graphic Novel adaptiert. Auf dem Titelbild ist eine (polare) Schneelandschaft zu sehen, die von zwei verloren wirkenden Figuren durchwandert wird. Im Hintergrund ist ein unheilschwangeres, titanisches Gebirge abgebildet. Ich halte schon dieses Coverbild für gelungen, weil es stimmungsvoll ist. Seitenangaben fehlen leider.

Inhalt

1930 bricht eine Forschungsexpedition der Miscatonic University in die eisige Einöde der Antarktis auf. Es kommt zu einem dramatischen Zwischenfall, bei dem Mitglieder der Expedition ums Leben kommen. Die Forscher Prof. Dyer und Mr. Danforth brechen zu zweit auf, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie stoßen jenseits zyklopischer Berge auf eine fremde Zivilisation und versuchen, deren Geschichte zu entschlüsseln: Lange vor dem Auftreten der Menschheit auf der Bühne der Evolution gab es bereits intelligentes Leben auf der Erde! Die Implikationen für die Menschheit heute scheinen hochdramatisch. Man braucht rund 75 Minuten, um den Band durchzulesen.

Kritik

Die Bilder der Graphic Novel sind stimmungsvoll, die Geschichte wird wesentlich knapper erzählt als im Roman, bleibt aber immer spannend. Man kann sich fragen, ob man diese Graphic Novel lesen sollte, wenn man den Roman schon kennt, was bei vielen Personen, die hier auf diesen Band aufmerksam werden, der Fall sein dürfte. Wenn man den zugrundeliegenden Roman bereits gelesen hat, hat die Bildergeschichte natürlich nicht mehr den vollen Reiz des gänzlich Neuen, große Überraschungen bleiben aus. Allerdings bleibt es immer reizvoll zu sehen, wie Culbard die Geschichte konkret umgesetzt hat. Fragt sich, ob diese unheimliche Geschichte auch die Angst aus dem eingangs erwähnten Ausspruch befördert? Nun ja, bei mir persönlich hat sich kein großer Grusel eingestellt, vor allem weil man die Pointe bereits kennt. Ich habe aber die Graphic Novel trotzdem gerne gelesen und bereue die Investition von Zeit und Geld keineswegs!

Fazit: „At the Mountains of Madness“ ist eine gelungene Umsetzung von Lovecrafts Roman. Stimmung und Spannung sind angemessen repräsentiert. Allerdings gibt es als Kritikpunkt, dass die Graphic Novel „nur“ eine Umsetzung eines anderen Werks ist, es also ein bisschen an Kreativität mangelt (was aber durch die Kreativität der Bilder wieder teilweise wettgemacht wird). Außerdem fehlt der Reiz des umfassend Neuen, wenn man den Roman schon kennt. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass sich bei mir persönlich nicht der Grusel eingestellt hat, den man von einer unheimlichen Geschichte erwarten kann. Ich empfehle den Band – mit diesen kleineren Einschränkungen – allen Lovecraft-Liebhaber*innen und Fans unheimlicher Bildergeschichten!

At the Mountains of Madness

Graphic Novel
I. N. J. Culbard
SelfMadeHero 2010
ISBN: 978-1-906838-12-6
120 S., Softcover, englisch
Preis: GBP 14,99

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