Assassinen-Handbuch

Man möchte ihm aus dem Weg gehen, ihn auf seiner Seite wissen und nicht über ihn reden. Er gehört nicht dazu, und viele halten ihn für ein Monster. Er tötet aus Spaß, aus Geldgier, er tötet, weil er nichts anderes gelernt hat oder weil er glaubt, dass es das Beste für die Welt ist. Egal wie, egal warum: Ein Assassine wird versuchen, seinen Auftrag zu erfüllen. Versuch, nicht zu einem Auftrag zu werden – oder zumindest, es zeitnah zu erfahren.

von Adaon

Der Titel „Assassinen-Handbuch“ weckt zunächst Erwartungen auf Regeln, Connections, Waffen und Ausrüstung für Charaktere, die das Töten zu ihrem Beruf machen wollen. Aber weit gefehlt: auf 17 Seiten (einschließlich Cover) werden Leser mit der Schattendatei eines langjährigen Assassinen vertraut gemacht, der sich einem Kampf gegenübersieht, den er nicht gewinnen kann. Um etwas zu hinterlassen, fasst er seine Erfahrungen und Kenntnisse zusammen, mehr oder weniger hilfreich kommentiert von verschiedenen Jackpoint-Nutzern.

Nach einem Überblick über die möglichen Hintergrundgeschichten, die jemanden in diesen „Beruf“ bringen können, wird auf den Moralkodex des Assassinen eingegangen. Dieser spielt auch im weiteren Dokument immer wieder eine Rolle. Man merkt, dass es darum geht, auf welcher Seite man auch als Berufsmörder steht – welche Grenzen wird man um jeden Preis aufrechterhalten, um sich die eigene Menschlichkeit zu bewahren? Hier bieten sich große Möglichkeiten für Charakterspiel und rollenspielerische Herausforderungen.

Weitere Abschnitte behandeln die Fähigkeiten und Kenntnisse, die ein Assassine haben sollte, sowie die Ausrüstung – beides ist sehr grob umfasst, sodass man die Ratschläge gut an den eigenen Charakter (oder gewünschten NSC) anpassen kann, erlauben es aber nicht, sich einfach etwas „zusammenzustellen“. Der letzte Abschnitt schließlich behandelt grundlegende Regeln für das (Über)Leben als Auftragsmörder und Mensch … wenn der Charakter daran interessiert ist.

Damit ist diese Erweiterung sehr gut darauf ausgelegt, einen Assassinen rollenspielerisch zu entwickeln und glaubwürdig darzustellen. Wie schon geschrieben, wird man nach Regeln, Ausrüstung und Waffen vergeblich suchen: Das „Assassinen-Handbuch“ beschreibt paradoxerweise eher den Versuch der Bewahrung der Menschlichkeit in einem Umfeld, in dem es noch brutaler und seelenloser zugeht, als bei einem durchschnittlichen Shadowrun – wenn es beim Auftrag nicht gerade eben um das Töten von Personen geht ... oder das betreffende Team sowieso kein Problem mit massivem „Kollateralschaden“ hat.

Fazit: Wer einiges an Regeln, Waffen und Ausrüstungsoptionen für Assassinen erwartet, wird leider enttäuscht. Diese Erweiterung ist, auch wenn es vier neue Vor- und einen neuen Nachteil gibt, ganz klar darauf ausgerichtet, Hintergrundinformationen zu einer Spezialisierung zu vermitteln, die unter Berufsverbrechern eben auch vorkommt: das Töten für Geld. In seiner Direktheit und der starken Interaktion der Charaktere im Dokument sowie den gelungenen Hintergrundinformationen über Assassinen in der 6. Welt ist diese Ergänzung sehr gut geeignet, um einen Assassinen-Charakter besser darzustellen, sei für Spieler oder NSC. Und gerade für Spielleiter lohnt es sich bei dem günstigen Preis, zuzuschlagen.


Assassinen-Handbuch
Quellenbuch
Chris Mastey
Pegasus Spiele 2013
17 S., PDF-Dokument, deutsch
Preis: EUR 2,95

bei DriveThruRPG.com bestellen