Arkham Horror

Arkham, inoffizielle Hauptstadt des neuenglischen "Lovecraft Country" ist in Aufruhr. Schreckliche Ereignisse passieren in der Stadt, und bizarre Kreaturen versetzen die Einwohner in Angst und Schrecken. Das katastrophale Ende scheint nah, denn nur eine kleine Schar (hoffentlich) unerschrockener Helden könnte das Blatt noch zum Guten wenden und Arkham vor dem Horror bewahren.

von Michael Wilhelm

Knapp 20 Jahre nach der ersten Ausgabe dieses opulent ausgestatteten Brettspiels haben Fantasy Flight Games dem Klassiker ein vom Design her zeitgemäßes Erscheinungsbild verpasst. Damals noch im Cthulhu-technisch alt gedienten Hause Chaosium erschienen, bekam "Arkham Horror" eine komplette Generalüberholung. Nicht nur die Illustrationen, zum Teil schon aus dem wirklich schönen Sammelkartenspiel desselben Verlages bekannt, sondern auch das Regelwerk wurden überarbeitet und erweitert.

Schon beim ersten Öffnen der Box können einem wahrlich die Augen übergehen. Der Inhalt besteht aus insgesamt mehr als 700 farbenprächtigen und hochwertigen Karten und Markern, fünf Würfeln, einem großformatigen, nicht weniger prächtigen Spielplan und 16 Charakterbögen. Allein dadurch sollte man sich schon bewusst sein, dass "Arkham Horror" kein kurzes Spiel für Zwischendurch ist. Selbst beim Spiel zu acht wird man vermutlich kaum wirklich alle Utensilien aufbrauchen, aber auch ein Spiel zu dritt oder viert kann schnell die Vierstundemarke erreichen und sprengt allein aufgrund der Spielplangröße die meisten Spiel-, Ess- oder Wohnzimmertische.

Wer sich aber dem Horror von Dauer und Komplexität des Spiels gestellt hat, dürfte eines der interessantesten und anspruchvollsten Brettspiele vor sich haben, das man sich nur wünschen kann. Besondere Erwähnung sollte auch der von den Spielern geforderte kooperative Charakter des Spiels erfahren. Die Grauen des Cthulhu-Mythos können nicht im Alleingang abgewandt werden. Und so kann man dieses Spiel nicht gegen die anderen Spieler, sondern nur mit ihnen gewinnen.

Herzstück des Spiels ist, neben dem riesigen Spielplan, auf dem außer der Stadt Arkham auch umliegende Gebiete und fremde Welten, wie der Yuggoth genannte Pluto, die Traumlande und die Stadt der Großen Rasse (bekannt aus „Der Schatten aus der Zeit“) abgebildet sind, die ausführliche Spielanleitung. Und deren Ausführlichkeit ist auch bitter nötig, denn die größte Schwäche des Spiels ist die Komplexität, und so wird man in den ersten Runden eine Menge Zeit mit der Nase in der Anleitung verbringen. Doch glücklicherweise lassen sich die meisten Fragen schnell klären. Sollten trotzdem noch Probleme bestehen, kann auf der Website von FFG Rat geholt werden.

Hat man also den kompletten Tisch oder Fußboden mit Spielplan, Markern und Kartenstapeln bedeckt, wählt jeder Spieler einen Charakter. Diese haben unterschiedliche Fähigkeiten und Spielwerte, die sich aber im Laufe des Spiels ändern und den Erfordernissen anpassen können. Rundenweise erforschen die Spieler dann die Straßen Arkhams. Beim Erreichen einer neuen Örtlichkeit öffnen sich Portale, aus denen die Abgesandten des Mythos in Form von Monstern und Kultisten in die Stadt strömen. Diesen gilt es, aus dem Weg zu gehen, oder sie mittels Kampf oder List auszuschalten.

Die Portale müssen auch wieder geschlossen werden, da sonst die ganze Stadt in die Klauen der finstren Brut fällt. Denn mit jedem Portal, das sich öffnet, rückt der Zeitpunkt des Erwachens des Großen Alten, der hinter der ganzen Sache steckt, näher. Erst auf dem Rückweg kann so ein Portal versiegelt werden. Dazu muss ein Spieler die gefahrvolle Reise durch die fremde Welt, die sich hinter dem Portal versteckt, wagen. Doch nicht nur Gefahren lauern auf der anderen Seite. Auch Verbündete oder Mythosartefakte, wie Ältere Zeichen, sind zu erlangen, und sogar im finstersten Höllenreich können abgeschiedene Plätze Ruhe und Erholung bieten.

Gewonnen haben die Spieler, wenn alle Portale geschlossen, oder sechs mit Älteren Zeichen für immer versiegelt sind. Sollten die Spieler nach Erscheinen des Großen Alten in der Lage sein, diesen zu bannen, haben sie ebenfalls gewonnen. Doch das zu schaffen, ist eine echte Herausforderung. Zu viel Zeit lassen sollten sich die Spieler aber auch nicht, denn sind sie mit dem Schließen der Portale im Verzug, erwacht der Große Alte früher und fällt über die schlecht gerüsteten Spieler her.

Fazit: Was für ein Spiel. Es ist kaum vorstellbar, dass ein Kosmos von derartiger Komplexität wie der Lovecraft‘sche Mythos wirklich adäquat in ein "simples" Brettspiel umzusetzen ist. Aber "Arkham Horror" schafft genau das und noch viel mehr. Allein durch die Auswahl an Charakteren, 16 an der Zahl, und die 8 verschiedenen Großen Alten, die als Endgegner zur Verfügung stehen, und jeder auf seine Weise die Spielumgebung beeinflussen, ist ein hoher Wiederspielwert gegeben, denn selbst das Solo-Spiel unterhält schon über Stunden. Darüber hinaus hat "Arkham Horror" aufgrund der randvoll mit wunderschönem Spielmaterial gefüllten Box ein sensationelles Preis-Leistungsverhältnis. Freunde des Mythos, greift zu, solange die Tentakel noch griffig sind!


Arkham Horror
Brettspiel für 1 bis 8 Spieler ab 12 Jahren
Richard Launius
Fantasy Flight Games 2005
ASIN: B000ALCC5K
Sprache: Englisch
Preis: ca. EUR 49,95

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