Arkham – Hexenstadt am Miskatonic

Mit dem Quellenbuch über die mythenträchtige Siedlung am Ufer des Flusses Miskatonic eröffnet Pegasus die „Lovecraft Country Collection“, eine geplante Reihe von Quellen- und Abenteuerbüchern, welche die Kernlokalitäten von H. P. Lovecrafts Werken behandeln.

von Simon Ofenloch

Das finstere Herz des verstörenden Universums von Mythen-Schöpfer Howard Phillips Lovecraft schlägt in einem kleinen, biederen Städtchen in Massachusetts - im verfluchten Arkham, der „Hexenstadt am Miskatonic“. Der fiktive Ort ist wohl der in den Schriften des amerikanischen Horrorautors am häufigsten erwähnte. In ihr ist das Grauen besonders präsent. In der Siedlung und ihrer näheren Umgebung ist die Welt besonders durchlässig für jene Bedrohungen, die Herzen verbittern, Gedanken verrücken und Seelen verzweifeln lassen. Und Arkham ist auch die Heimat der Miskatonic University, einer Forschungseinrichtung und Lehranstalt mit finsteren Geheimnissen.

„Arkham – Hexenstadt am Miskatonic“ steht in bester „Pegasus-Tradition“, was zunächst einmal bedeutet, dass sich das Quellenbuch in edlem Hardcover-Design präsentiert. Im Übrigen bleibt man auch inhaltlich den gewohnten gehobenen Maßstäben treu. Zahlreiche Aspekte werden behandelt, genau und detailliert, und mit passendem Bildmaterial vorgestellt.

Die vorliegende Publikation beruht auf zwei vorangegangenen Veröffentlichungen, auf zwei Büchern, die nun kombiniert und überarbeitet in einem einzigen seitenstarken Band aufgegangen sind. Es handelt sich um die redigierte Übersetzung von „H. P. Lovecraft’s Arkham“ von Keith Herber und um „Miskatonic University“ von Sam Johnson und anderen – beide aus dem Hause Chaosium.

Der erste Teil des Buches konzentriert sich folgerichtig auf die Siedlung, zunächst mit kurzen Abhandlungen über die wechselvolle Stadtgeschichte, über das urbane Leben, auch unter Berücksichtigung der regionalen Wetterverhältnisse, und über die Strukturen der Stadtverwaltung. Dann gibt es ein kleines Kapitel über den „guten Ruf“ und wie man den sozialen Status eines Bürgers oder eines Studenten der Miskatonic Universität im Spiel erfassen kann. Darauf folgt der erste Hauptteil: ein Stadtführer mit Viertel- und Häuserbeschreibungen.

Arkham hat neun Stadtviertel. Zu jedem Stadtteil gibt es im Stadtplan numerierte Häuser, und diese speziellen Wohn-, Verwaltungs- und Geschäftshäuser werden jeweils mit einer kurzen aber stimmigen Beschreibung vorgestellt. Neben bekannten und unabdingbaren Schauplätzen wie dem „Unnennbaren Haus“ und dem „Hexenhaus“ finden sich auch jede Menge anderer, Fabriken, Dienstleistungsbetriebe, Schulen, Kirchen und ausgesuchte Privathäuser.

Zur bessern Orientierung liegt dem Quellenbuch ein Faltplan von Arkham im A2-Format bei.

Der zweite, größere Teil des Buches behandelt schließlich die „Miskatonic-Universität“. Man erfährt Interessantes über die Geschichte und den Aufbau der wissenschaftlichen Einrichtung, welche Fakultäten und Institutionen es gibt, wie man als Student oder Lehrender seine Tage verbringt, und natürlich werden auch etliche Geheimnisse erwähnt, manche gelüftet, andere nur angedeutet. Besonders ausführliche Abschnitte behandeln die Orne-Bibliothek auf dem Campus und das Universitätsmuseum. Die Existenz von Tunneln unter dem Universitäts- und überhaupt dem Stadtgelände wird ebenso sorgfältig ausgestellt. Ein weiterer Abschnitt behandelt Kulte und Geheimgesellschaften, und letztlich folgen noch einige Vorschläge und Idee für den Spielleiter, wie man Kampagnen an der Miskatonic Universität planen und durchführen kann.

Ein Anhang mit Informationen zu neuen Zauberkünsten, besonderen nützlichen Gegenständen an der Universität, archaischen Sprachen und Vorlagen zu Studienbüchern und Zeugnissen runden das breite Angebot ab.

„Arkham – Hexenstadt am Miskatonic“ ist ein äußerst praktischer Stadtführer und ein erschöpfender Studienbegleiter, ein Quellenbuch mit viel Lesestoff, mit Hintergrundmaterial in unglaublicher Detailtiefe. Wie immer sind die zugehörigen Fotos, Illustrationen und die komplette Aufmachung des Bandes hochwertig.

Lediglich die beiliegende Karte von Arkham lässt sich bemängeln, die mit ihrem verwaschenen, dreidimensionalen Häusermeer wenig überzeugt. Das wäre grafisch sicherlich ansprechender machbar gewesen. Aber zum Zweck der Orientierung dient sie allemal.

Fazit: Das umfangreiche Quellenbuch bietet einen umfassenden, facettenreichen und glaubwürdigen Hintergrund für zahllose Abenteuer und Kampagnen im Arkham der 1920er Jahre. Man darf auf die weiteren Bände der Reihe gespannt sein, auf Nachrichten aus Kingsport, Innsmouth und Dunwich.


Arkham – Hexenstadt am Miskatonic
Quellenbuch
Christopher Lang, Keith Herber u.a.
Pegasus Spiele 2009
ISBN 978-3-939794-81-3
316 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 39,95

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