von Oli Clemens
Drei Runden lang draften 1 bis 6 Spieler Zauberkarten. Bei jeder Karte werden sie entscheiden, ob sie diese in ihre Zaubertableaus integrieren wollen oder ob die bereits angelegten Karten aktiviert werden. Das sind insgesamt 18 Entscheidungen, bis man am Schluss weiß, ob man für die Endabrechnung mehr Punkte als die anderen gesammelt hat. Das klingt als Spielprinzip simpel. Und trotzdem – oder vielleicht genau deswegen – bietet „Arcana Rising“ eine Menge gute Unterhaltung.
Und so geht’s:
Jeder schnappt sich ein Zaubertableau. Das zeigt fünf farbige Zauberschulen: Verführung, Kräuterkunde, Blutmagie, Zaubertränke und Alchemie. An jede Schule wird ein Ressourcenmarker als Starthilfe angelegt. Diese braucht man, um neue Sprüche in die Zauberschulen einbauen zu können. Am Schluss sind sie außerdem Siegpunkte wert.
Mittig zwischen allen liegt das Mondtableau. In ihm sind Aussparungen, in die farbige Scheiben eingelegt werden. Diese Mondscheiben regeln, welche Magieschulen in welcher Runde aktiviert werden können. Dann gibt es sechs Karten in die Hand und los geht’s mit dem Draften.
Für die Karte, die ich auswähle, gibt es nun zwei Verwendungsmöglichkeiten. Entweder bezahle ich die aufgedruckten Kosten und füge sie als neuen Zauber der farblich passenden Zauberschule hinzu. Dann schiebe ich sie unter mein Spieltableau. Diese Aktion nennt sich „Zauber vorbereiten“.
Alternativ kann ich sie auch abwerfen, um meine bereits vorbereiteten Zauber zu wirken. Welche das sind, sagen mir die beiden Mondscheiben im Mondtableau. Entscheide ich mich für das Wirken der Zauber, wird jede Karte in den entsprechenden Farben aktiviert, die ich in den vorherigen Zügen vorbereitet habe.
Einige der Karten häufen schlicht Ressourcen an, andere locken mit Tauschgeschäften. So kann ich beispielsweise drei Marker aus dem Bereich „Verführung“ gegen drei Marker aus dem Bereich „Alchemie“ tauschen. Für die Endabrechnung ist das ein guter Deal. Mit anderen Karten bekomme ich sogar direkt schon Siegpunkte. Wann immer das passiert, greife ich bei dem Haufen mit sechseckigen Markern zu. Was genau eine Karte für mich macht, erklären mir Symbole und kleine Texte im unteren Bereich.
Wir spielen insgesamt drei Runden. Für jede Runde wartet ein eigener Stapel mit Zauberkarten darauf, gespielt zu werden. Das erinnert mechanisch an den Drafting-Großvater „7 Wonder“. Damals wie heute werden in jedem Stapel die Karten nicht nur mächtiger in ihrer Wirkung, sondern natürlich auch teurer in ihrer Anschaffung. Außerdem bieten die Karten der zweiten und dritten Runde noch ein paar Überraschungen, wie lukrative Spielende-Bedingungen oder die Gelegenheit, bei den anderen was aus dem Ablagestapel zu stibitzen.
„Arcana Rising“ ist also im Kern ein Draft-Engine-Builder, bei dem ich Ressourcen generiere, um mir neue Karten leisten zu können und Siegpunkte anzuhäufen. Das ist nun wirklich keine Weltneuheit, aber das klappt in dem Spiel wirklich erfreulich einfach und zügig. Anfänglich braucht man sicher ein bisschen, bis man sich mit den Symbolen und Texten auf den Karten angefreundet hat. Mit jeder weiteren Partie kommt aber eine angenehme Dynamik in das Spiel. So profitiert man absolut davon, wenn man es ein paar Mal gespielt hat, weil man die Karten in ihrer Wirkung und Effizienz besser einschätzen kann. Dann wird auch die Spieldauer immer kürzer, sodass man eine Partie locker in 30 Minuten schafft.
Mit dem Material von „Arcana Rising“ lässt sich echt gut spielen. Die Mondmarker erinnern an Pokerchips und werden aus einem kleinen Samtbeutel gezogen. Die Spieltableaus sind aus dicker Pappe und absolut robust, so auch die Siegpunktmarker und Ressourcenmarker. Beim Spiel zu fünft sind uns die „Einser-Marker“ aber schon knapp geworden. Da die Zauberkarten intensiv beansprucht werden, liegt auch hier der Gedanke an Sleeves zum Schutz nah. Das komplette Material liegt in einem Inlay auf seinem Platz. Deswegen lässt sich eine Runde schnell auf- und abbauen. Echt gut!
Die wenigen Regeln, die es zum Spielen braucht, sind klar und verständlich in der gut strukturierten und bebilderten Anleitung zusammengefasst.
Fazit: „Arcana Rising“ ist eine absolut positive Überraschung! Das Drafting und Engine-Building läuft super flüssig. Das Abwägen zwischen der Frage, wann der richtige Zeitpunkt ist, um meine Zauberschulen zu aktivieren, oder ob ich weiter an der Engine bastele, hat es in sich. Die sich immer ändernde Anordnung der Chips auf dem Mondtableau sorgt für echte Grübelmomente. Das mögen Kennerspieler auf jeden Fall, aber auch Familienspieler sollten sich an „Arcana Rising“ wagen, wenn sie mal ein bisschen mehr Strategie in einem Spiel austesten wollen, das hervorragend die Mechaniken Draften und Engine-Building miteinander verknüpft.
Arcana Rising
Kartenspiel für 1 bis 6 Spieler ab 10 Jahren
Tim Armstrong
Mirakulus 2022
EAN: 7141236662297
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 35,00
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