Arcana

In diesem Kartenspiel nutzen zahlreiche Handelsorganisationen, bekannt als Gilden, die Arcana der Macht, um die Herrschaft über die ungeheuren Reichtümer der Stadt Cadwallon zu erringen. Die Gildenagenten werden in Machtkämpfe geschickt, um neue Persönlichkeiten zu rekrutieren, wichtige Orte zu erobern und wertvolle Relikte zu sammeln. Aber bei der Auswahl der Karten, die das eigene Kartendeck immer weiter vergrößern, muss man schlau sein, denn Orte und Relikte bringen am Ende zwar viele Siegpunkte, sind im Kampf um die Macht aber oft weniger nützlich als weitere Agenten. Mit „Arcana“ wartet eine Welt voller Bluff und Intrigen hinter den Toren von Cadwallon...

von Jan Stetter

 

Nicht erst seit „Dominion“ beweisen besonders Kartenspiele stets aufs Neue, dass sie mit relativ einfachen Ideen und Spielmechanismen eine bemerkenswerte Spieltiefe und viel Spielspaß zu erreichen vermögen. „Arcana“ reiht sich nun lückenlos in diese Tradition ein und gehört zu den Kartendeckbauspielen, wie man sie vor allem aus dem Bereich der Sammelkartenspiele und jüngst von den Living Card Games her kennt. Auch die Mühen um ein schickes Design der Karten und etwas skurrile, aber erstklassige Illustrationen offenbaren die Nähe „Arcanas“ zu diesen Kartenspieltypen.

Bei „Arcana“ übernimmt jeder Spieler eine Gilde der Fantasy-Stadt Cadwallon – die vielen Rollenspielern und Freunden des Table-Top-Spiels „Confrontation“ bekannt sein dürfte – und schickt als Gildenoberhaupt seine Agenten in die je nach Spieleranzahl unterschiedlich zahlreichen Handelszonen der Stadt. Dort liefern sie sich mit den Agenten der anderen Spieler ein hartes Ringen um einflussreiche Persönlichkeiten, Orte und Relikte, die sie für ihre Gilde zu gewinnen versuchen und die der Gilde mehr Einfluss in den Bereichen Militär, Politik, Spiritualität oder Finanzen sichern. In gildennahen Zonen ist dieses Ringen einfacher als in den gildenfernen oder in der Freihandelszone, denn in einer gildennahen Zone können Agenten und andere Karten auch verdeckt gespielt werden, um die tatsächliche Stärke im Kampf um eine gewünschte Karte zu verheimlichen und/oder ein reges Bluffen zu ermöglichen. Der Clou ist dabei das Deckbauelement, denn jede errungene Karte bereichert wie bei „Dominion“ den eigenen Kartenstapel und kann in zukünftigen Spielzügen für die eigene Sache eingesetzt werden: Persönlichkeiten als neue Agenten, Ortskarten als spezielle Effekte, Relikte als Bestechungen für das schnelle Rekrutieren weiterer Persönlichkeiten oder als Ausrüstung für die eigenen Agenten. Am Ende schließlich gewinnt der Spieler, dessen gesammelte Karten die höchste Siegpunktsumme ergeben.

Die interessanten und lohnenswerten Optionen des Fortgeschrittenenspiels runden „Arcana“ ab und sollten von Anfang an mit in das Spiel einbezogen werden, da die Grundregeln von „Arcana“ ohnehin nicht sehr lang sind: die geheimen Aufgaben, deren Erfüllung zusätzliche Siegpunkte gibt; die Miliz, die beim Kartenkampf in einer Zone das Zünglein an der Waage sein kann; das taktische Entfernen einer neuen Karte, um das eigene Deck nicht aufzublähen, sondern schlank und effektiv zu halten, ohne die Siegpunkte der neuen Karte zu verlieren.

Ich war sehr erfreut, als ich sah, dass sich Pegasus dieses Kleinods unter den Kartenspielen angenommen hat und eine gute deutsche Übersetzung des Spiels publiziert mit einer Spielanleitung, die weitaus verständlicher ist als ihr etwas missglücktes englisches Pendant. (Dafür ist die deutsche Verpackung nicht gerade ein Geniestreich, denn die Karten rutschen ohne externe Hilfen unweigerlich durcheinander.)

Fazit: „Arcana“ ist ein schnelles, relativ unkompliziertes und sehr interaktives Kartenspiel mit einer Spieltiefe, die in unserer Runde für einen hohen Wiederspielwert sorgt(e) und aus einigen Testspielen ein abendfüllendes „Arcanazocken“ machten. Natürlich kann „Arcana“ auf Dauer nicht mit einem „Dominion“ oder „Warhammer: Invasion“ mithalten, doch muss es sich auch nicht im Schatten dieser großen Geschwister verstecken. Mir persönlich gefällt es wegen der Interaktivität und des Bluff-Faktors beispielsweise geringfügig besser als „Dominion“, und alles in allem denke ich, dass „Arcana“ in keiner Kartenspielsammlung fehlen sollte.


Arcana
Fantasy-Kartenspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Damien Desnous
Pegasus Spiele 2010
EAN: 4-250231-703362
163 Spielkarten, Spielanleitung, deutsch
Preis: ca. EUR 12,95

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