Ankh – Die Götter Ägyptens: Pantheon

Im Grundspiel „Ankh“ von Eric M. Lang streiten die Spieler als Götter Ägyptens um Anhänger, Territorien und vor allem Verehrung, denn am Ende kann nur einer der alleinige Gott der Ägypter sein. Fünf stehen dabei anfangs zur Verfügung: Anubis, Amun, Osiris, Isis und Re. Die Erweiterung „Pantheon“ bringt, der Name lässt es erahnen, weitere Gottheiten ins Spiel und sorgt somit für gern gesehene Abwechslung.

von Frank Stein

Wer „Ankh – Die Götter Ägyptens“ zu zweit oder dritt spielt, dem wird es nicht sofort auffallen, aber sobald man die volle Spieleranzahl von fünf an den Tisch bringt, wird es schnell augenfällig: Die fünf Götter in der Grundbox bieten nur eine beschränkte Abwechslung. Natürlich kann man untereinander Götter wechseln, dennoch wird recht bald der Wunsch stärker, weitere Götter in den Konflikt um die Lande des antiken Ägyptens zu schicken. Schließlich gibt es da noch so viele im reichen ägyptischen Pantheon.

Unter eben diesem Namen, „Pantheon“, kommt dann auch die Erweiterung daher, die besagten Spielerwunsch nach mehr zu befriedigen weiß. Fünf neue Götter sind in der Box enthalten, damit verdoppelt sich die Zahl der Möglichkeiten. Das ist schon ordentlich. Davon abgesehen, das muss man aber auch sagen, bietet die Erweiterung nichts. Es gibt keine neuen Spielmechanismen, Szenarien oder Regelergänzungen. Fünf Götter – mit all ihren Spielmaterialien –, das war’s.

Enthalten sind durchaus namhafte Vertreter des ägyptischen Götterreigens. Bastet, Hathor, Thot, Horus und Seth betreten mit „Pantheon“ die Bühne, und sie alle sehen wieder echt gut aus. Das Spielmaterial entspricht natürlich in Sachen Qualität zu 100% dem des Grundspiels. Entsprechend opulent kommen die Miniaturen der Gottheiten und ihrer Krieger einher. Egal ob die katzenköpfige Bastet mit ihren zwei Löwenbegleitern, der geflügelte Adlergott Horus mit seinen Speeren oder der von einer riesigen Kobra begleitete Seth: Miniaturenfreunde werden daran ihre helle Freude haben, und Spieler, die gern bemalen, dürfte der Detailreichtum ebenso verzücken wie verzweifeln lassen.



Alle Götter werden mit ihrem entsprechenden Spielmaterial geliefert, also Miniaturenbasen, Göttertableaus, Kampfkarten, Verehrungsmarkern und Ankh-Plättchen. Dazu kommt ein 3-seitiger Flyer, der den Einsatz der neuen Götter im Spiel im Detail erklärt. Dabei unterscheiden diese sich – genau wie die Götter im Grundspiel – nur durch ihre individuelle Götterkraft (und den Zeitpunkt, wann sich einem durch Freischalten der Ankh-Kräfte ein Wächter anschließt). Diese ist auf dem Götter-Tableau in aller Kürze aufgeführt und dann im Flyer inklusive typischer FAQ-Antworten genauer ausgebreitet.

Die im Prinzip wichtigste Frage – ungeachtet aller schönen Optik und der vermehrten Vielfalt – lautet nun natürlich: Taugen die neuen Götter etwas? Bringen sie Reiz aufs Spielbrett? Für mich definitiv ja! Fangen wir mal bei Seth an. Dieser zieht während Konflikten gegnerische Krieger und Wächter auf seine Seite. Geschickt agierende Spieler können also bei jedem Konflikt die Kontrahentenstärke verändern. Das setzt aber voraus, dass Seth hoch mobil agiert, sonst ist er nicht effektiv. Hathor ist da unabhängiger von der Stellung der Gegner. Die Göttin der Liebe opfert schlicht einen extra Anhänger (wann immer sie Effekte abhandelt, bei denen Anhänger geopfert werden) und erhält dafür sofort eine Figur aus ihrem Vorrat. Nett.

Horus wiederum kann in jedem Konfliktereignis zwei Regionen auswählen und dort jeweils eine spezielle Kampfkarte verbieten. Das ist ungeheuer praktisch, wenn der oder die Gegner von einer bestimmten Kampfkarte voraussichtlich besonders profitieren würde(n). Horus muss dafür nicht vor Ort sein, stattdessen wird das Ganze über Horusplättchen geregelt. Thot ist ein Gott für Spieler mit Zockermentalität. Denn vor jedem eigenen Kampf kann man einen Anhänger aus dem allgemeinen Vorrat auf Thots Waagschale legen. Dann muss man die Kampfkarte eines Gegners erraten. Liegt man falsch, gehen alle Anhänger in der Waagschale an den Gegner. Liegt man richtig, geht es weiter und am Ende des Konfliktereignisses erhält man für jeden Anhänger eine Verehrung. Ein potenziell recht starker Effekt, aber sehr riskant. Muss man  mögen. Auch bei Bastet geht es um Glück, aber auf eine Art, die ihr eigentlich nur Vorteile bringt. Denn sie darf (bei Spielaufbau und nach jedem Konfliktereignis) drei Katzenplättchen auf Monumente in unterschiedlichen Regionen legen. Kämpft sie dort, darf sie die Plättchen umdrehen und ihren Wert (* = 0, +1, +3) zu ihrer Stärke addieren. Ein Mal pro Zug kann ein Gegner benachbart zu einem Katzenplättchen dieses umdrehen und Bastet zurückgeben. Deckt er * auf, stirbt allerdings seine Figur und Bastet verteilt alle Plättchen neu.



Während Thot sich nur für Spielernaturen eignet und Horus ein hohes Maß an taktischem Einfühlungsvermögen erfordert, haben uns vor allem Bastet und Hathor, aber auch Seth gut gefallen. Tendenziell scheinen die Götter der Grundbox aber etwas mächtiger zu sein.

Fazit: „Pantheon“ für „Ankh – Die Götter Ägyptens“ bringt fünf neue Götter ins Spiel, die für mehr Abwechslung sorgen. Die Qualität des Spielmaterials ist hervorragend, vor allem die Minis sehen episch aus. Im Spiel erweisen sich die Götter als unterschiedlich brauchbar, tendenziell sind die Gottheiten der Grundbox nützlicher. Auch darf man nicht vergessen, dass die Erweiterung aufgrund der vielen Figuren nicht ganz billig ist. Dass hier kein einziger zusätzlicher Spielmechanismus geboten wird, mag manchem sauer aufstoßen. Für Leute, die gern und häufig „Ankh“ spielen, ist die Box trotzdem zu empfehlen, allein schon, weil so viel mehr Kombinationsmöglichkeiten entstehen. Insofern würde ich sie auch dem „Wächter-Set“ vorziehen. Auch Miniaturenbemaler mit Faible für Ägypten werden hieran ihre helle Freude haben.

Ankh – Die Götter Ägyptens: Pantheon
Brettspiel-Erweiterung für 2 bis 5 Spieler ab 14 Jahren
Eric M. Lang, Adrian Smith
Guillotine Games / CMON / Asmodee 2022
EAN: 4015566603615
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 59,99

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