Angel: Smile Time – Angriff der Mörderpuppen

Die Welt von „Angel“ und „Buffy“ ist schon einzigartig. Auch wenn sie oft düster, (melo)dramatisch und ernst ist, so scheinen die Autoren dort doch alles machen zu können, egal wie albern es auch sein mag, ohne dass es deplaziert wirkt. Wer das nicht glauben will, hat wohl die Angel-Episode „Angriff der Mörderpuppen“ – im Original „Smile Time“ – verpasst, eine Art „Angel meets Muppets“. Diese Fernsehfolge ist nun als Comic-Adaption erschienen, und ihre Fortsetzung gibt es gleich noch oben drauf.

von Bastian Ludwig

Der Band versammelt drei Geschichten, die von jeweils völlig unterschiedlichen Teams gestaltet wurden.

Den Anfang macht „Angriff der Mörderpuppen“, in der es das „Team Angel“ mit „Smile Time“, einer dämonischen Kindersendung im Stil der Sesamstraße, zu tun bekommt und Angel in eine lebendige Handpuppe verwandelt wird.

„Masken“ bildet dann sozusagen einen Epilog zu dieser Erzählung, den es auf dem Fernsehschirm nicht zu sehen gab. Angel, noch immer als Puppe, und Nina Ash bekommen bei ihrem ersten Date Probleme mit einem Dämon.

„Schattenpuppen“, eine Weile nach „Angriff der Mörderpuppen“ angesiedelt und ebenfalls keine Adaption, greift die Grundidee der TV-Episode noch einmal auf und erzählt eine recht ähnliche Geschichte, allerdings mit Spike und Lorne in den Hauptrollen. „Smile Time“ läuft inzwischen in Japan, also machen sich die beiden auf, den mörderischen Puppen abermals das Handwerk zu legen.

Das alles findet sich in einem Band mit der guten Qualität, die man von Panini-Paperbacks gewohnt ist. Als Bonus zu den Geschichten gibt es noch eine umfangreiche Artwork-Galerie, ein paar Photos aus der Fernsehepisode sowie ein kurzes Interview mit „Schattenpuppen“-Zeichner Franco Urru.

Ich behaupte jetzt einfach mal, „Angriff der Mörderpuppen“ ist die witzigste Episode, die das Buffyverse hervorgebracht hat. Wo der Humor in den meisten Episoden von „Angel“ – wie auch von „Buffy“ – eher nebenbei aus der Handlung und den Figuren entsteht, ist diese Folge komplett auf ihren Witz hin konzipiert und sie funktioniert auf diese Weise wunderbar. Sie lebt vom Kontrast zwischen Puppen und echten Menschen, zwischen dem düsteren Angel und der niedlichen Puppe, zu der er wird, zwischen dem Verhalten, dass wir von niedlichen Puppen erwarten und dem Verhalten, dass die Puppen in dieser Folge an den Tag legen. Kurz gesagt: „Angriff der Mörderpuppen“ ist ein skurriles Highlight der gesamten Serie.

Leider muss man sagen, dass die Comic-Adaption da nicht mithalten kann. Dabei macht sie eigentlich nichts wirklich falsch. Sie hält sich an die TV-Episode, fängt also die Stimmung der Serie gut ein, ist solide, wenn auch etwas steif, gezeichnet und insgesamt hübsch düster. Allein der Witz will sich bei mir nicht so recht einstellen, und ich schiebe das einfach mal auf das Medium Comic, in dem es viel schwieriger ist, die genannten Kontraste darzustellen.

Im Comic interagieren eben keine Puppen mit echten Menschen, sondern mehr oder weniger naturalistisch gezeichnete Puppen mit mehr oder weniger naturalistisch gezeichneten Menschen. Es fehlen die albernen Bewegungen der Puppen, es fehlt die melancholische Stimme von David Boreanaz und wie sie aus dem Mund einer Puppe ertönt; und schon ist der Kontrast auf ein Minimum reduziert.

Mit dem gleichen Problem kämpft dann auch der Gruselanteil der Geschichte. Trotz allen Humors gibt es den nämlich tatsächlich, und er speist sich ebenfalls aus dem Widerspruch zwischen den harmlos wirkenden Puppen und den grausamen Taten, die sie begehen; Chucky lässt grüßen.

Fallen Humor und Grusel aber weg, wird der Blick auf die nackte Handlung frei, und diese entpuppt sich dann als Standardkost, die nicht ausreicht, um die Geschichte zu retten.

All das trifft dann auch auf „Schattenpuppen“ zu, wobei man der Geschichte zu Gute halten muss, dass sie die gleiche Grundidee durchaus interessant variiert, mit ein paar frischen Ideen ausgestaltet und eine insgesamt etwas komplexere Handlung als „Angriff der Mörderpuppen“ vorweisen kann. Außerdem macht sie auch optisch mehr her; der Zeichnungen sind schlicht dynamischer und mit mehr Schwung ausgeführt.

Am besten gefallen hat mir dann tatsächlich das kurze Zwischenspiel „Masken“, nicht etwa, weil die Geschichte Bäume ausreißen würde, sondern eher, weil mir die Beziehung zwischen Nina und Angel im Fernsehen zu kurz gekommen ist und man hier wenigstens einen kleinen Nachschlag serviert bekommt.

Fazit: „Angel: Smile Time – Angriff der Mörderpuppen“ ist ein Comic, der zwar an keiner Stelle etwas richtig falsch macht, den Humor der Vorlage aber kaum vom Bildschirm aufs Papier übertragen kann. Die Handlung der Geschichten ist dann leider zu konventionell, um dies auszugleichen. Wirklich enttäuscht wird man als Fan wohl nicht sein, vielleicht ist man aber besser beraten, den DVD-Player anzuwerfen und sich die TV-Episode noch einmal anzuschauen.


Angel: Smile Time – Angriff der Mörderpuppen
Comic
Ben Edlund, Scott Tipton, David Messina, Brian Lynch, Franco Urru u.a.
Panini Comics 2010
ISBN: 978-3-86607-992-2
192 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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