Andrax 2 – Im Labyrinth der Zeit

Mal ehrlich: Wer wäre nicht auf der Suche nach ein paar Antworten, nachdem man für 2000 Jahre in einen komatösen Zustand verfrachtet wurde, nur um in einer post-apokalyptischen Science-Fiction-Fantasy-Welt aufzuwachen und dann auf den Namen „Andrax“ getauft zu werden?

von Dominik Cenia

 

Nachdem ich ja bereits in meiner Rezension über den ersten Band der neuen „Andrax“ Reihe ausführlich über die Entstehung, die Macher und die Hintergründe der Geschichte berichtet habe, steigen wir diesmal gleich mit den harten Fakten ein. Ca. 140 Seiten Schwarz-Weiß-Vollblut-Science-Fiction-Fantasy-Comic-Kost (puh!) im Hardcover! Vier neue Abenteuer rund um den ehemaligen Zehnkämpfer Michael Rush beziehungsweise Andrax, sowie seinen treuen Freund Holhernes (eigentlich ein König, der sich in seinem Reich und bei seiner Königin „langweilt“ – nunja…). Als besonderes Schmankerl unfasst eines von Andrax’ neuen Abenteuern auch die Geschichte „Die Germanen“ – eine Erstveröffentlichung, die es in „Andrax“-Blütezeit aus verschiedenen Gründen nicht bis in die Veröffentlichung geschafft hatte. Doch dieser Missstand wird nach über 30 Jahren ja endlich behoben!

In „Sklaven für die Königin“ trifft Andrax nach einem Unglück auf hoher See auf ein Volk von Höhlenmenschen und schließt mit diesen nach kurzem Gerangel Freunschaft. Er lehrt sie, die Macht des Feuers zu gebrauchen, zeigt ihnen, wie man richtig auf die Jagd geht, und handelt nebenbei auch noch ein paar weitere Jahrtausende der Evolutionsgeschichte innerhalb von wenigen Handgriffen ab. Die Naivität, als auch der Stolz, der aus dem Bildern spricht, ist dabei kaum noch zu überbieten.

Doch erfreuen sich Andrax und seine neuen Freunde nicht lange der erlernten Errungenschaften. Antike Krieger (Griechen? Römer? Etwas von beidem…) aus einem fernen Reich versklaven das kleine Völkchen und Andrax gleich mit. Nach langer Überfahrt über das Meer, trifft Andrax in dem fernen Reich (oh, welch Zufall), seinen Freund Holhernes wieder. Und natürlich dauert es nicht lange, da beginnt das dynamische Duo mit Muskelkraft, Charme und frech wie Oskar das Leben in der Metropole auf den Kopf zu stellen. An dieser Stelle wird dann auch klar, woher der Haupttitel des ganzen Bandes seinen Namen hat. Denn es bleibt nicht bei Kriegern der Antike oder gar Höhlenmenschen. Andrax muss sich im weiteren Verlauf mit Dinosauriern, mittelalterlichen, schmierigen Mönchen und einem riesigen Roboter auseinandersetzen.

Hinzu kommen blutrünstige Germanenstämme und „mannstolle“ Germaninnen, die den beiden Helden so ziemlich alles abverlangen. Dabei zeigt die neue Erstveröffentlichung „Die Germanen“, mit welch rasantem Wortwitz und welch einer Selbstironie die Geschichten doch von der einen Wendung zur nächsten springt. Da tanzen Germaninnen zu „Yesterday“ von den Beatles, während sich die übrigen Männer die Köpfe einschlagen und lüsterne Zombie-Wissenschaftler aus der Vergangenheit unter der Erde quasi eine Art „Hel“ der germanischen Mythologie darstellen. Da bleibt weder ein Auge trocken, noch kommt der Lachmuskel zur Ruhe. Ist man erst einmal in diese brachiale Welt des Andrax eingetaucht, gibt es einfach kein Halten mehr.

Und das Ganze natürlich in einem entsprechend rühmlichen Outfit! Frauen bestehen (wie üblich) quasi nur aus Rundungen aller Art, geschmückt mit vollen Lippen und langen gewölbten Wimpern. Die Männer sind entweder dumme behaarte Grobiane oder Monster (oder beides), während eine handvoll verweichlichter Unschuldiger zwischen den Fronten steht. Aber obwohl die „Andrax“-Comics ihrer Zeit natürlich auch unter dem typischen Termindruck einer regelmäßigen Serie standen, merkt man den Zeichnungen einfach an, dass hier nicht nur um der Fertigstellung Willen gearbeitet wurde. Da steckt Herzblut dahinter!

So lassen sich die vier Geschichten bis zum Ende hin gut aushalten. Und während man noch gedanklich den rasanten Abenteuern von Andrax und Holhernes nachschwärmt, wandert man auch schon so ganz nebenbei über das Nachwort von Peter Wiechmann, der wieder einmal ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert. Ein weiterer großer Vorteil an der Ausgabe (und allgemein bei Cross Cult) ist die Tatsache, dass es eigentlich immer ein mehr oder weniger ausführliches Nachwort, oder zumindest einen Anhang gibt. Dadurch gewinnt die Serie einfach noch ein bisschen mehr an Klasse, wie es für eine Werksausgabe einfach angemessen ist. Es macht Spaß, nach der Lektüre der Comic-Seiten noch ein wenig im Nachwort zu blättern und sich die Umstände der damaligen Zeit vor Augen zu führen.

Fazit: Neben „Andrax“ wirkt Conan beinahe wie eine Ballade aus einem Tolkien-Werk, aber genau deswegen ist „Andrax“ – nunja eben „Andrax“! Hier stehen konsequent das Abenteuer und der Spaß im Mittelpunkt. Hier geschehen alle Dinge aus einer logischen Konsequenz heraus. Bei „Andrax“ wird keine Zeit verloren – und viel Handlung geboten. Es ist der Reiz der Erwartung, die einen beim Lesen bei der Stange hält. Immer wieder fragt man sich, was wohl als nächstes noch „obendrauf“ gesetzt wird, und jedesmal wird man aufs Neue überrascht, auf welch vielfältige Weise genau solche Abenteuer doch Spaß machen können!


Andrax 2 – Im Labyrinth der Zeit
Comic
Jordi Bernet, Peter Wiechmann
Cross Cult 2008
ISBN: 978-3936480764
ca. 140 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 18,00

bei amazon.de bestellen