von André Frenzer
Wie in der Reihe der Almanache üblich, erscheint auch der „Almanach der versunkenen Reiche“ als 64-seitiger Softcoverband. Der Almanach ist vollfarbig, reichhaltig bebildert und stellt insgesamt sechs untergegangene Reiche vor. Vier dieser Reiche – Alt-Osirion, Ghol-Gan, das Imperium von Jistka und Thassilon – sind dabei bereits vor Jahrtausenden niedergegangen, zwei Reiche – der Golf von Abendego und Sarkoris – erst vor knapp einhundert Jahren, als der Gott Aroden starb und sich das Auge von Abendego und die Weltenwunde öffneten.
Jedes Reich wird auf insgesamt zehn Seiten vorgestellt. Der Aufbau der Beschreibungen ist dabei immer gleich. Einer kurzen Einleitung schließt sich eine umfangreiche Geschichte des jeweiligen Reiches bis hin zu seinem Niedergang an. Daraufhin wird die heutige Lage in dem Reich beschrieben, zusammen mit einigen magischen Gegenständen, die sich in den Ruinen des Reiches finden lassen können und einigen neuen Monstern, die eben diese Ruinen bevölkern. Auch werden einige der bedeutendsten Ruinen knapp beschrieben.
Die Auswahl der niedergegangen Reiche ist dabei angenehm divers; Alt-Osirion beispielsweise lehnt sich deutlich an das alte Ägypten mit seinen Pharaonen und Pyramiden an; das Zyklopenreich Ghol-Gan wiederum ist mit seinen Stufenpyramiden und brutalen Zyklopenopfern wohl den südamerikanischen Mayas und Azteken nachempfunden. Doch auch das von rücksichtslosen Golems geschützte Imperium von Jistka, die sternendeutenden und technikverliebten Einwohner von Lirgen oder die Meister der Runenmagie aus Thassilon zeigen eine Menge Kreativität und helfen, das Kopfkino beim Leser in Gang zu bringen.
Nichtsdestotrotz wage ich den Nutzen dieses Almanachs anzuzweifeln. Die Beschreibung der jeweiligen Reiche ist wohl gut gelungen – doch letzten Endes hat man hinterher zu wenig in der Hand, um auch wirklich interessante Abenteuer aus dem Material zu schmieden. Drei Sätze über eine besondere Ruine, ein neues Monster und ein oder zwei magische Gegenstände: Das ist schlicht zu wenig. Hilfreicher wären vielleicht Karten besonderer Ruinen gewesen oder Monstertabellen, welche die zu erwartende Gegnervielfalt in den Dungeons dargestellt hätten. So bleibt für den geschichtsverliebten Spielleiter eine Menge Arbeit übrig.
Optisch erwarten den Leser wenig Überraschungen, reiht sich der „Almanach der versunkenen Reiche“ nahtlos in die Reihe anderer „Pathfinder“-Veröffentlichungen ein. Die Bebilderung ist vollfarbig und gut gelungen. Gerade die Charakterzeichnungen haben mir sehr gut gefallen. Leider kann man gleiches nicht von der Qualität des Lektorats sagen – die Menge an Rechtschreibfehlern stört tatsächlich den Lesefluss, was schade ist.
Fazit: Der „Almanach der versunkenen Reiche“ ist eine hübsche Lesefibel für alle, die sich mehr mit der Geschichte Golarions beschäftigen wollen. Die Bandbreite der vorgestellten Reiche zeugt von der Kreativität der Autoren; leider ist zu wenig interessantes Material für den Einsatz direkt am Spieltisch dabei.
Almanach der versunkenen Reiche
Quellenband
Wolfgang Baur, Adam Daigle, Jeff Erwin u. a.
Ulisses Spiele 2013
ISBN: 978-4868897180
64 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95
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