von André Frenzer
Der „Almanach der Riesen“ ist dabei ein „Pathfinder“-typischer Almanach und präsentiert auf 64 Seiten detaillierte Informationen für insgesamt zehn verschiedene Riesenvölker. Alle hier vorgestellten Völker werden im gleichen Schema behandelt. Zunächst wird in einem Einleitungstext das generelle Auftreten der jeweiligen Riesenart behandelt. In der Folge werden die Lebensweise, der Lebensraum und das Sozialverhalten und schließlich die Rolle des jeweiligen Riesenvolkes im Spiel untersucht. Abgerundet wird jedes Kapitel mit spielrelevanten Werten, wie den typischen Schätzen, die sich bei einem besiegten Riesen der jeweiligen Art finden lassen oder die Spielwerte eines Anführers des jeweiligen Volkes.
Die Bandbreite der vorgestellten Riesenvölker ist angenehm breit. Neben den starken, aber doch eher stumpfsinnigen Sumpf- und Hügelriesen haben die bösartigen Runenriesen, die temperamentvollen Feuer- und Frostriesen, die stoischen Steinriesen, Taigariesen, Wolkenriesen, Sturmriesen und auch die zornigen Zyklopen Einzug in den Band gehalten. Diese Riesenvölker unterscheiden sich stark voneinander, sind doch einige von ihnen den Menschen wohlgesonnen und können sogar als Verbündete der Gruppe in Erscheinung treten, während andere – hier insbesondere die Frost-, Feuer- und Runenriesen – ideale Gegenspieler für die Charaktere darstellen. Der Band versucht, die Riesen zu interessanten und vielfältigen Charakteren zu machen. Damit sollen sie über die pure Begegnung am Wegesrand hinaus spannend werden. In vielen Fällen eignen sich Riesen schließlich sogar als Drahtzieher oder Anführer einer Bedrohung, auf welche die Gruppe reagieren muss.
Leider werden Spielleiter vom „Almanach der Riesen“ an dieser Stelle sehr allein gelassen. Denn die wenigen Kampagnen- oder Abenteuervorschläge, die jedes Riesenvolk erhalten hat, sind dünn und verlieren sich in belanglosen Attitüden. Darüber hinaus scheinen sie oftmals beliebig zwischen den Völkern austauschbar. Das ist schade, gerade an dieser Stelle wäre mehr drin gewesen. Stattdessen werden zahlreiche, völlig belanglose Informationen über die Riesenvölker breitgetreten (wer möchte wirklich wissen, bei welcher Nahrung Hügelriesen Blähungen bekommen?), deren Langatmigkeit oftmals an Geschwafel erinnert. Lobend erwähnen möchte ich die Schatz-Zufallstabellen und die Beispielcharaktere, denn hier zeigt sich mehr von der spieltischtauglichen Kreativität der Autoren.
Optisch erwarten den Leser wenig Überraschungen, reiht sich der „Almanach der Riesen“ doch nahezu nahtlos in die Reihe anderer „Pathfinder“-Veröffentlichungen ein. Die Bebilderung ist vollfarbig und meistenteils gut gelungen. Allerdings erscheinen mir manche Bilder in der mir vorliegenden PDF-Datei doch arg dunkel, doch das mag in der gedruckten Publikation anders aussehen.
Fazit: Der „Almanach der Riesen“ verfolgt eine interessante Zielsetzung, will er doch das oftmals klassische „Kanonenfutter“ für höherstufige Heldengruppen mit lebhaftem Hintergrund und Charakter versehen. Während er diese Aufgabe löst vergisst er es aber, spieltischrelevante Informationen für den Spielleiter mitzubringen. Wer unbedingt sein Hintergrundwissen über Riesen vertiefen möchte oder Spielwerte für auch selten anzutreffende Vertreter ihrer Arten benötigt, wird hier natürlich fündig. Eine große Inspirationsquelle ist der „Almanach der Riesen“ aber nicht.
Almanach der Riesen
Quellenbuch
Jesse Benner, Brian R. James, Russ Taylor u. a.
Ulisses Spiele 2013
ISBN: 978-3868897081
64 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95
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