Aliens vs. Predator 3: Krieg

Machiko Noguchi hatte gedacht, sie könnte eine von ihnen werden, gemeinsam mit den Yautja, den gefürchteten Predatoren, auf Alienhatz durch die Galaxis ziehen. Doch ihr Traum von einem Leben im adrenalininduzierten Hochgefühl der Jagd erweist sich als Trugschluss. Als sie erkennt, wie sehr die Jäger Menschen verachten, muss sie eine Entscheidung treffen, die ihr zwar leicht fällt, aber trotzdem höchst riskant ist.

von Bernd Perplies

„Krieg“ lautet der Titel des dritten (und letzten) der „AvP“-Romane vor, die Mitte der 1990er im Rahmen des kurzen Hypes rund um die zwei außerirdischen Kinomonster gemeinsam mit Comics und Computerspielen erschien. Die Handlung spielt zwischen dem ersten Roman „Beute“ und dem zweiten Roman „Planet der Jäger“, der in einigen Rückblenden bereits auf Noguchis Zeit bei den Predatoren verwies.

Stephanie Danielle Perry steigt in diese Episode des Lebens der Ex-Konzernfrau Machiko Noguchi voll ein. Auf Ryushi, einem Farmerplaneten, über den Noguchi die Aufsicht gehabt hatte und auf dem Aliens und Predatoren nach einer Verkettung unglücklicher Umstände einander die Rübe eingeschlagen hatten – die menschliche Siedlung dabei in Schutt und Asche legend –, konnte sich Noguchi erste Sporen als Jägerin verdienen. Von dem Predator Dachande mit dem Mal als Vollblutjägerin ausgestattet, wartete sie zwei Jahre lang, dann kam ein Schiff der Yautja vorbei und die Krieger nahmen Noguchi mit sich, als diese, Daumen rausgestreckt und den Schädel einer Alien-Königin im Rucksack, am Rande der Wüste auf sie wartete.

Doch Noguchi muss feststellen, dass die Lebensweise der Predatoren ihr einfach zu fremd ist. Zwar liebt sie den Kick der Jagd auf die Aliens, die Hartfleischer, doch der komplexe Kodex der Jäger will sich ihr einfach nicht erschließen. Was sie auch tut, es scheint falsch zu sein. Die Ehre, die sie verdient, wird ihr immer wieder versagt. Dass sie und die Yautja eine Kluft trennt, die kein Mut und kein Geschick zu überwinden vermögen, erkennt Noguchi, als die Yautja sich zu einer großen Jagd im Orbit des Planeten Bunda treffen. Ihre Beute: erst Aliens, dann Menschen! Schweren Herzens gesteht sich Noguchi ein, dass die Yautja sie immer verachtet oder gehasst haben und so wendet sie sich von ihnen ab, um den armen menschlichen Teufeln auf der Planetenoberfläche gegen den grausamen Feind aus dem All beizustehen.

Währenddessen stecken Jess, Lara und Ellis ebenfalls in Schwierigkeiten: Sie sind die einzigen Überlebenden eines Alien-Tötungskommandos, das den Alienbefall in einer Raumstation unter Kontrolle bringen sollte. Das ging nicht nur furchtbar schief, nun wissen sie auch zu viel und der Konzern schickt einen seiner Manager, Mr. Briggs, gemeinsam mit zwei Muskelmännern, um die Situation zu beurteilen und notfalls zu bereinigen. Auch sie landen auf Bunda und damit sozusagen vom Regen in der Traufe. Doch als der höllische Kampf ums Überleben so richtig losgeht, begegnen sie einer unerwarteten Verbündeten.

Zwei Dinge fallen einem als Leser auf, wenn man „Krieg“ liest. Zum einen ist S. D. Perry tatsächlich begnadeter als ihr Autorenkollege David Bischoff darin, die Atmosphäre von „Alien vs. Predator“ einzufangen. Momente ekligen Alien-Horrors wechseln sich mit Szenen animalischer Predator-Wildheit ab, in der Mitte die Menschen, die zwischen erschöpfter Kameradschaft, nackter Panik und grimmigem Zorn versuchen, heil aus dem Clash der Weltraummonster herauszukommen. Einmal mehr bedient sich Perry dabei der Subjektive auch anders denkender Protagonisten, etwa des Androiden Nirasawa, um Abwechslung in den Stil und die Erzählperspektive zu bringen.

Zum anderen ignoriert Perry den Roman von Bischoff einfach. Zeitlich bildet „Krieg“ den Brückenschlag zwischen „Beute“ und „Planet der Jäger“ und auf den ersten Blick glaubt man, Perry habe hier 1999 fünf Jahre nach den beiden anderen Romanen die Lücke schließen wollen, über die Bischoff nur in Bruchstücken berichtet hatte – was natürlich ein cleverer Gedanke war, denn welcher Fan hätte nicht Noguchis Zeit bei den Predatoren miterleben wollen? Auf den zweiten Blick jedoch merkt man, dass Perry diverse Vorgaben von Bischoff schwungvoll ignoriert. So wendet sich Noguchi bei Bischoff auf einem Bergbauplaneten gegen ihre Predatoren-Rotte, bei Perry ist es mit Bunda eine Forschungsstation auf einer Dschungelwelt. Bei Bischoff trifft Noguchi den Yautja Shorty, mit dem sie eine unerfreuliche Vergangenheit verbindet, auf dem „Planet der Jäger“ wieder, in „Krieg“... na ja... ereignen sich Dinge, die dieses zukünftige Treffen sehr unwahrscheinlich werden lassen.

Nun kann man als Fan zornig aufbegehren, was Perry denn für eine arrogante Schnepfe sei, den Roman ihres Kollegen, der immerhin fünf Jahre früher erschien, einfach nach eigenem Gutdünken für null und nichtig zu erklären (indem sie eine Vorgeschichte verfasst, die den späteren Begebenheiten Steine in den Weg legt). Tatsächlich ist die ganze Angelegenheit jedoch etwas komplexer. Es scheint nämlich wie folgt zu sein: Ursprünglich erschien „Beute“ 1989/1990 als „Aliens vs. Predator“ in einer vierteiligen Comic-Reihe. 1994 legten Vater und Tochter Perry dazu die Romanversion vor. Im Dezember des gleichen Jahres fügte David Bischoff mit „Planet der Jäger“ ein eigenständiges Sequel hinzu, wobei er möglicherweise Machikos Kampf gegen die Alienqueen den Ausgaben #1-#14 des „Dark Horse Insider“ entnommen hatte, der eben diesen beschrieb und zu besagtem Zeitpunkt das einzige Quellenmaterial über Noguchis Leben bei den Predatoren nach dem Desaster von Ryushi darstellte (daher wird diese Szene bei Bischoff auch in Noguchis Erinnerung besonders hervorgehoben). Gleichzeitig war dieses Duell in Comic-Form aber auch das Präludium zur vierteiligen „AvP: War“-Comic-Reihe, die im Sommer 1995 herauskam – als Bischoffs Buch schon längst im Handel war. Wenn man es also endgültig betrachtet, haben die Comic-Autoren bei Dark Horse den zweiten „AvP“-Roman ignoriert (oder ignorieren müssen, weil Buch und Comics vermutlich gleichzeitig entwickelt wurden) und S. D. Perry hat sich, als sie 1999 die Roman-Version zu „War“ verfasste, nur wortgetreu an die Comic-Vorlage gehalten respektive halten müssen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Man kann die drei „AvP“-Romane in Reihe lesen (denn entgegen der Beteuerung auf dem Buchrücken sind sie bei Weitem nicht eigenständig, sondern machen umso mehr Spaß, je mehr man sich in den eng verwobenen Geschichten des Franchises auskennt), man sollte sie in dem Fall in der Reihenfolge 1, 3, 2 genießen, man darf sich dann aber nicht wundern, wenn Teil 2 und 3 zumindest zwei inhaltliche Widersprüche aufweisen.

Ganz nebenbei: Wer während der Lektüre von „Krieg“ die ganze Zeit das Gefühl hat, dass hinter der Geschichte von Lara, Jess und Ellis noch mehr steckt, der liegt richtig. Ihre Abenteuer, die hier nur in Rückblenden erzählt werden, sind in der vierteiligen Comic-Reihe „Aliens: Berserker“, die im Frühjahr 1995 (direkt vor „War“) erschien, niedergelegt. (Natürlich 1998 auch in Buchform gebracht – von keiner anderen als S. D. Perry... ;-) )

Fazit: Der „AvP“-Roman „Krieg“ ist sicher das bessere Sequel zu dem ersten Band der kurzen Reihe, „Beute“, als das zweite Buch „Planet der Jäger“. Die Kultur der Yautja wird näher beleuchtet, es gibt einiges an klassicher Alien-Action zu erleben und insgesamt passt der Stil von S. D. Perry besser zur Atmosphäre des Franchises. Etwas ärgerlich sind die inhaltlichen Unstimmigkeiten zwischen „Krieg“ und „Planet der Jäger“, außerdem gewinnt, wer die Handlung des Comics/Romans „Aliens: Berserker“ kennt, dem die Charaktere Lara, Jess und Ellis entnommen wurden. In seiner komplexen Vernetzung innerhalb des Franchises ein Roman, der vor allem für eingefleischte Fans und Kenner geschrieben wurde. Alle anderen werden nur halb so viel Spaß beim Lesen haben.


Aliens vs. Predator 3: Krieg
Film/Serien-Roman
S. D. Perry
Dino 2005
ISBN: 3-8332-1219-5
264 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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