von Bastian Ludwig
Inhalt
Der Wissenschaftler David Sereda landet mit seiner Crew auf dem Planeten Chione. Siedler haben hier die Ruinen einer alten, geheimnisvollen Stadt außerirdischen Ursprungs entdeckt. Seredas Team möchte den Fund untersuchen, von den Siedlern soll es dabei eigentlich unterstützt werden, doch schon kurz nach ihrer Ankunft merkt die Gruppe, das etwas mit den Einheimischen nicht in Ordnung ist. Der Grund dafür muss in der mysteriösen Stadt zu finden sein, Sereda hat aber kein Interesse, der Sache nachzugehen. Erst als ihn von eben jenem Ort der Hilferuf eines Mädchens ereilt, macht sich der Wissenschaftler mit ein paar Siedlern auf zur Rettung. Schnell muss er aber erkennen, dass nicht nur die Ruinen selbst eine Bedrohung darstellen, sondern dass diese auch von einer ganzen Horde Aliens bevölkert werden.
Besprechung
„Aliens Nekropolis“ erzählt eine geradlinige, schnörkellose Geschichte. Die Crew des Raumschiffs „Vidar“ landet auf Chione, ein zu lösendes Geheimnis wird etabliert und der Held bekommt eine Rettungsmission, an deren Erfüllung sich der restliche Handlungsverlauf ausrichtet, Ende. Nun gut, mag man jetzt sagen, das ist vielleicht etwas wenig Fleisch auf den Rippen, aber wenn es gut präsentiert ist, langt es allemal. Das Problem ist nur: So richtig gut ist es nicht präsentiert.
Damit meine ich weder die ordentlichen Illustrationen von Zach Howard – unterstützt von Gabriel Andrade –, der zwar zeichnerisch keine Baumstämme ausreißt, seine Figurengestaltung aber im Griff hat und die Aliens ansprechend in Szene setzt. Ich meine auch nicht die Charaktere. Die sind zwar nicht gerade sehr plastisch, aber allemal ausreichend ausgearbeitet, um den Leser nicht zu langweilen.
„Aliens Nekropolis“ hadert mit zwei anderen großen Problemen. Das erste ist der Umgang mit dem Geheimnis um die alte Ruinenstadt. Auf irgendeine Art und Weise scheint die Stadt die Siedler zu beeinflussen, sie fast in eine Art Drogenrausch zu versetzen und sie Dinge tun zu lassen, die sie gar nicht tun wollen. Aus so etwas ergeben sich doch eigentlich einige interessante Fragen: Wer hat die Stadt gebaut? Woher stammt ihre berauschende Wirkung? War diese ein Plan der Erbauer? Falls ja, was hatten diese Erbauer vor? Allein, „Alien Nekropolis“ beantwortet keine dieser Fragen. Noch schlimmer: Die Figuren versuchen nicht einmal, Antworten zu finden. Die Handlung konzentriert sich ganz auf die Rettung des Mädchens, das Wenige, was wir über die Stadt erfahren, wird in Rückblenden nebenbei eingeworfen. So ein cock tease lässt den Leser frustriert zurück.
Das zweite Problem sind die Aliens. Die spielen in der Geschichte nämlich praktisch keine Rolle. Ob mal jemand darüber nachgedacht hat, dass das vielleicht keine so gute Idee für einen „Alien“-Comic ist? Die Viecher tauchen zwar immer wieder auf, sind eine stete Bedrohung und ein Hindernis bei Finden der Verschollenen; letzten Endes hätte man sie aber auch gegen beliebige andere Monster austauschen können – genau genommen sogar gegen irgendwelche gefährlichen Tiere –, ohne dass der Story dadurch etwas abhanden gekommen wäre. Zu allem übel wird auch noch ein Zusammenhang zwischen den Aliens und der Ruinenstadt angedeutet, der aber – wer hätte es gedacht – nicht im Geringsten weiter erforscht wird.
Am Ende von „Aliens Nekropolis“ hat man das Gefühl, den ersten Akt einer größeren Geschichte gelesen zu haben, die aber nie erzählt wird – eine Fortsetzung gibt es meines Wissens nicht.
Atmosphärisch orientiert sich der Comic übrigens am ehesten an James Camerons „Aliens“, was nicht verwunderlich ist, da sich die Settings und Grundmotive doch recht ähnlich sind: Wir haben die Weite eines Planeten und ein Siedlerstädtchen in Gefahr, das von einem Soldaten – Sereda verfügt über militärisches Wissen – gerettet werden muss.
Fazit: Es verwundert jetzt vielleicht ein bisschen, dass ich das Fazit so anfange, aber schlecht ist „Alien Nekropolis“ nicht. Die Illustrationen sind ansprechend, die Action ist flott und die Aliens sind gut in Szene gesetzt. Allerdings spielen sie nur eine austauschbare Nebenrolle, was in einem „Alien“-Comic eigentlich nicht der Fall sein sollte, und der Geschichte fehlt ärgerlicherweise eine sinnvolle Auflösung. Von daher kann man sich diesen kleinen „Alien“-Happen gönnen, es schadet aber auch nicht, wenn man ihn ausfallen lässt.
Aliens Nekropolis
Comic
John Arcudi, Zach Howard, Mark Irwin
Cross Cult 2010
ISBN: 978-3-941248-80-9
100 S., Softcover, deutsch
Preis EUR 14,80
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