Aliens 3

Der Dritte und wohl vorerst leider auch letzte Band der „Aliens“-Schwarz-Weiß-Reihe von Cross Cult enthält mit „Mondo Pest“, „Mondo Heat“ und „Das Nest“ drei neue Geschichten aus dem düsteren Zukunftsuniversum der außerirdischen Schlabbermonster. Erneut wurden dabei vor allem solche Geschichten ausgesucht, bei denen die düstere Schwarz-Weiß-Aufmachung durchaus als Vorteil angesehen werden kann.

von Dominik Cenia

„Mondo Pest“ und „Mondo Heat“ (beide von Ronnie del Carmen und Henry Gilroy) sind zwei gute alte „voll auf die Fresse“-Alien-Action-Comics. Der knallharte Alien-Kopfgeldjäger Herk Mondo räumt gleich auf zwei verschiedenen Planeten mit der Alien-Brut so richtig schön auf. Dicke Knarren, Dutzende von coolen Sprüchen und ein Gesamteindruck, der auf den ersten Blick gar nicht so sehr zu dem düsteren Alien-Look zu passen scheint, zeichnen die beiden Mondo-Abenteuer aus.

Beide Geschichten machen aber höllisch Spaß, denn Mondo ist einfach ein echt cooler Charakter, der meiner Ansicht nach irgendwo zwischen Duke Nukem und John McClane einzuordnen ist. Eine Figur, die man einfach nach den ersten paar Seiten mögen muss, und ein Charakter mit Potenzial, von dem ich wirklich gerne mehr sehen würde. Denn hier ist endlich mal jemand, der den Aliens zu richtig schön in den Arsch tritt! Da interessiert es einen natürlich (als Geek sowieso) sofort, wie sich der gute Mondo wohl gegen einen Predator schlagen würde. Leider gibt es aber in dem vorliegenden Band keine solche Begegnung *seufz*.

Wie bereits erwähnt, erscheinen Ronnie del Carmens Zeichnungen fast schon ein wenig zu untypisch für das düstere Universum der „Aliens“. Allerdings rettet die neue Schwarz-Weiß-Optik die Bilder davor, völlig aus der Rolle zu fallen (im Original sind meines Wissens beide Geschichten in Farbe, was einiges zunichte macht). Insgesamt sind „Mondo Pest“ und „Mondo Heat“ auf alle Fälle zwei erfrischend neue Abenteuer (auch wenn sie schon von 1995 und 1996 sind), die dem „Aliens“-Franchise durchaus gut tun. Bitte mehr davon!

Während aber bei Mondo in der ersten Hälfte des Bandes Humor und Action nicht zu kurz kommen, schlägt „Das Nest“ von Jerry Prosser und Kelley Jones eine ganz andere Richtung ein. Gerade Kelley Jones, der mit seinem sehr düsteren und fast schon kalt wirkenden Zeichenstil sehr gut die finstere Optik der Filme einfängt, ist dem ein oder anderen Comic-Liebhaber bestimmt ein Begriff. Er arbeitete bereits an „Batman“ oder „Sandman“ mit und war Hauptzeichner von „The Crusaders“, erschienen bei Vertigo Comics.

Die Geschichte könnte düsterer nicht sein: Ein totkranker Wissenschaftler versucht mit Hilfe eines Alien-Androiden auf einem Planeten an das „Gelee Royal“ zu gelangen: ein Stoff, der scheinbar Droge und Heilmittel zugleich ist und nur von einer Alienkönigin abgesondert wird. Doch die Dinge geraten außer Kontrolle, denn auf dem Planeten tummeln sich noch ein paar weitere „Erntehelfer“. Und auch im Orbit des trostlosen Felsbrockens existiert noch die ein oder andere Bedrohung.

Die Geschichte fängt gut an, nimmt sich viel Zeit, alles zu erklären, gerät dann aber gegen Ende irgendwie ins Stocken. Es ist vorauszusehen, dass es zu einer „wir sitzen auf diesem Planeten fest“-Situation kommen wird. Leider wird dieser Übergang ein wenig zu künstlich hergeleitet. Die anschließende „Resthandlung“ bietet ein paar tolle Charakterstudien, erscheint mir aber insgesamt dann doch ein wenig wirr – ein „Stellungskrieg“, der zu keinem richtigen Ende kommen will. Schön düster und hoffnungslos, aber im Vergleich zu dem interessanten Anfang dann doch eher nur mittelmäßig.

Trotzdem gehört „Das Nest“ mit Sicherheit zu den besseren „Aliens“-Geschichten, vor allem wegen seiner Länge, den düsteren Zeichnungen und der wirklich coolen Idee, einen „Alien-Androiden“ in den Bau einer Alienkönigin zu schicken. Gerade in diese Richtung hätte sich die Geschichte vielleicht noch etwas mehr entwickeln können, was aber leider nicht geschehen ist.

Bei den letzten beiden Bänden der „Aliens“-Reihe habe ich häufig bemängelt, dass die Qualität der Geschichten doch immer recht schwankend war. Der dritte Band hat dieses Problem endlich in den Griff bekommen. Denn mit den beiden Abenteuern von Mondo hat man einfach zwei wirklich coole Action-Comics, während „Das Nest“ eine atmosphärisch überaus dichte und düstere Rahmenhandlung und dazu passende Zeichnungen bieten kann. Diesmal stimmt die Mischung. Und ich würde mir wirklich wünschen, dass Cross Cult in diesem Stil die Serie weiterhin am Leben erhält.

Fazit: Dass die „Aliens“ mehr als nur menschenfressende und brütende Monster aus dem All sind, haben die letzten drei Comic-Bände von Cross Cult bewiesen. Und zusammen machen sich die Dinger nicht nur super im Bücherregal, sondern bieten einem auch einen umfangreichen Rundumblick auf das Franchise der „Aliens“. Und mit Sicherheit gibt es da draußen noch zahlreiche weitere „Alien“-Comics, die es zu drucken lohnt. Also CrossCult: Haltet die Augen offen! Vielleicht ergibt sich ja auch noch mal etwas für einen vierten Band. Ich würde mich nach dem Genuß dieser Ausgabe auf jeden Fall darüber freuen.


Aliens 3
Comic
Henry Gilroy, Ronnie del Carmen, Jerry Prosser, Kelley Jones
Cross Cult 2008
ISBN: 9783936480597
176 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 16,00

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