Alien-Modul 3: Darrianer

Die Darrianer sind eine mysteriöse, hoch technisierte Menschenrasse, die ein kleines Sternenreich in den Spinwärtsmarken für sich beanspruchen. Der 13Mann-Verlag hat den Darrianern nun ein eigenes Quellenbuch gewidmet.

von Andreas Loos

Bereits im Quellenbuch über die „Spinwärtsmarken“ haben die Darrianer eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Mehr oder weniger in einer Pufferzone zwischen dem Zhodani-Konsulat und dem Dritten Imperium gelegen, sind die Darrianer der wichtigste Verbündete des Imperiums in den Marken. Die Konföderation der Darrianischen Welten ist in einigen technologischen Bereichen dem Imperium und auch den Zhodani weit überlegen. Die hochgewachsenen Menschen erinnern ein wenig an die Vulkanier aus „Star Trek“, auch im Hinblick auf ihren Wissensdrang und ihren Stoizismus. Durch die spitzen (Elfen)Ohren der Darrianer drängen sich solche Assoziationen geradezu auf. Die Informationen aus den „Spinwärtsmarken“ werden hier nun erheblich ausgebaut.

Der erste äußere Eindruck weiß zu gefallen. Der Hardcovereinband, die griffigen Seiten, der Index, die beiden schwarzen Lesebändchen – das alles hat schon bei vorangegangen Publikationen bei mir für sehr viel Freude gesorgt, und auch diesmal ist es nicht anders. Die Schwarz-Weiß-Bebilderung zwischen den Buchdeckeln fand ich ebenfalls ansprechend und stimmig.

Inhaltlich hat man sich am bewährten Muster des ersten „Alien Modul: Aslan“ orientiert. Gleich im ersten Kapitel gibt es bereits das entsprechende Rüstzeug zum Thema Charaktererschaffung. Die Regeln sind genau auf die Darrianer zugeschnitten und sehr detailliert. Auch die Karieren sind extra auf die Darrianer zugeschnitten worden. Man kann hier unter anderem zwischen Agent, Unterhalter, Arbeiter, Gesandter, Gardist, Wissenschaftler und Angehörigem der Raumflotte wählen.  

Damit man keinen Kulturschock bekommt, befasst sich das zweite Kapitel mit der darrainischen Rasse. Von der Physis bis zu den kulturellen Besonderheiten der Gesellschaft werden die Informationen recht ausführlich und vielseitig aufbereitet, sodass es Spielern und Spielleitern nicht schwer fallen sollte, einen Darrianer zu verkörpern. Interessant fand ich unter anderem die Informationen zu der Raumflotte und den Bodentruppen. Der Detailreichtum dieses Kapitels ist schon erstaunlich. Einen besonderen Reiz übten für mich die Regeln für das Erschaffen von Darrianischen Wörtern aus. Nur selten erhält man die Gelegenheit, eine fremde Kultur mit eigenen, seltsam klingenden Wortschöpfungen zu bereichern.

Damit man die Kultur auch gut versteht, schließt sich ein umfangreicher Ausflug in die Geschichte der Darrianer an. Das beginnt bei den Anfängen und der Verpflanzung von der Erde auf den Planeten Darria durch die Alten und geht über ihre graue Vorzeit bis hin zur selbst verschuldeten stellaren Katastrophe, als eine gewaltige Eruption der Sonne die Darrianer ins Chaos stürzte, und den neueren Entwicklungen. Auch hier hat man sich alle Mühe gegeben, den Weg der Darrianer so plausibel wie möglich zu beschreiben. Eine zweiseitige Übersicht gibt die Abläufe der geschichtlichen Ereignisse zusätzlich wieder.

Das Kapitel über die darrianischen Geheimnisse sollte wohl eher dem Spielleiter vorbehalten sein. Ein üblicher Warnhinweis, dass die Spieler hier nicht weiterlesen sollen, fehlt allerdings. Die Natur der Geheimnisse ist vielfältig und auch hier schlüssig dargestellt. Für manches Mysterium werden mehrere verschiedene Lösungen angeboten, der Spielleiter sollte dann entscheiden, welche am besten in seine Kampagne passen.

Die vorhandene Hochtechnologie macht die Waren der Darrianer zu begehrten Handelsobjekten. Neben ausgeklügelter Technik mit einer Garantie von mehreren Jahrzehnten, exportieren die Darrianer vor allem Raumschiffe. Das Quellenbuch kann hier einige zivile und kleine militärische Schiffstypen aufweisen, die man dann auch außerhalb der Konföderation antreffen kann und die jede Kampagne bereichern können. Die Schiffe wurden mit den Regeln aus der Rollenspiel-Erweiterung über die Raumflotte entworfen. Wie gewohnt gibt es für jedes Schiff einen Deckplan zur besseren Orientierung. Was mich ein wenig gestört hat, ist das Fehlen von beispielhaften Großkampfschiffen. Pläne für einen Kreuzer hätten mich persönlich interessiert. Stattdessen wird das Thema nur grob angeschnitten.

Für zufällige geschaffene Persönlichkeiten im darrianischen Raum gibt es ein paar schöne Tabellen. Zusammen mit der Auswahl darrianischer Auftraggeber und Tabellen für Zufallsbegegnungen, kann man schon ein paar Abenteuer aufbauen. Tiere, die auf den Planeten der Konföderation heimisch sind, runden diesen Teil des Buches ab. Die nächsten Seiten sind den von den Darrianern besiedelten Welten gewidmet und erweitern die Einträge aus den „Spinwärtsmarken“ erheblich. Hier findet sich eine wahre Schatzkiste an Abenteuerideen.

Verschiedene Vorschläge für den Aufbau einer darrianischen Kampagne werden bilden den inhaltlichen Abschluss des Quellenbuches.

Das Quellenbuch hat nur einen entscheidenden Nachteil, der mich sehr geärgert hat: Stellenweise hatte ich den Eindruck, dass ein Stück Rohtext in die Druckversion gekommen ist. Manche Passagen lesen sich, als ob die Übersetzung durch den Google-Übersetzer bewirkt wurde. Die Syntax ist dort stellenweise haarstäubend. Zudem scheint sich das Korrektorat zum größten Teil auf die Rechtschreibfunktion von Word verlassen zu haben. Es ist wirklich ärgerlich, dass der Spaß an einem ansonsten durchweg gelungenen Buch auf diese Art geschmälert wird.
 
Fazit: Die Darrianer sind ein faszinierendes Volk, das eine prominente Rolle in den Spinwärtsmarken einnimmt. Spielleiter, die ihre Kampagnen dort ansiedeln oder Darrianer in ihrem Spiel verwenden möchten, werden das Quellenbuch sehr nützlich finden. Der insgesamt sehr positive Eindruck wird aber durch die schlechte Arbeit von Lektorat und Korrektorat gemindert.


Alien Modul 3: Darrianer
Quellenbuch
Marc Miller u.a.
13Mann Verlag 2012
ISBN: 978-3941420090
176 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 26,95

bei amazon.de bestellen