Hübsch anzusehen ist das Spielmaterial in der kompakten Box in jedem Fall. Holz und Pappe bilden zu gleichen Teilen das Spielmaterial. Sowohl die hölzernen Spielsteine und Zaubertrank-Ingredienzien sind gut verarbeitet, als auch der Druck und die Stabilität der Pappmarker und des Spielfeldes, hier Kompendium genannt, von höchster Güte.

Doch wieso Kompendium? In einem Wettstreit der Alchemisten geht es natürlich ums Tränkebrauen aus obskuren, bisweilen gar scheußlichen, Zutaten. Und da es sich bei „Alchemist“ um echte Profis und nicht irgendwelche dahergelaufenen Giftmischer handelt, bedient man sich eines Kompendiums, dessen zehn Rezept-Felder zu Spielbeginn zwar noch leer sind, sich aber rasch füllen werden. Neben sechs Siegelsteinen in seiner Farbe erhält jeder Spieler zu Beginn auch zwölf zufällig aus dem Vorratsbeutel gezogene Ingredienzien und eine Schulenkarte.

Die Schulenkarte zeigt eine der fünf Ingredienzien-Sorten, die den speziellen Favoriten der Schule des Adepten darstellt, und wird besonders für die Schlusswertung eine Rolle spielen, stellt aber für den gesamten Spielverlauf eine wichtige Motivation für den Spieler dar.

Mithilfe der Ingredienzien kann nun reihum fleißig gemischt und gebraut werden. Jeder Spieler hat drei Optionen in seinem Zug zur Auswahl. Entweder kann eine neue Rezeptur geschaffen werden, eine bereits im Kompendium vermerkte kopiert werden, oder der Spieler passt und zieht neue Zutaten aus dem Vorrat.

Um eine neue Rezeptur zu kreieren, benötigt man einen freien Platz im Kompendium, sowie zwischen einer und fünf Ingredienzien. Diese werden nun an die freie Stelle im Kompendium gelegt, mit einem eigenen Siegelstein markiert und obendrein mit einem Ruhmesmarker zwischen eins und zehn versehen. Diese stammen aus einem gemeinsamen Vorrat aller Spieler. Es kann also zu jedem Ruhmeswert nur eine Rezeptur geben.

Doch Vorsicht: Auch wenn gleich nach Schöpfung einer neuen Rezeptur Ruhmespunkte kassiert werden, können die anderen Spieler, wenn sie über die nötigen Zutaten verfügen, diese kopieren, und denselben Ruhm sammeln. Lediglich eine der benötigten Zutaten muss als Tribut an den Schöpfer gezahlt werden. Zusätzlich erhält jeder Spieler, der einen Trank braut, zwei neue Zutaten für weitere Brauerei-Aktivitäten. Je nach Spielerzahl füllen sich also schon nach einigen Runden die zehn Plätze des Kompendiums, bei zwei oder drei Spielern entsprechend langsamer, sodass mehr Raum bleibt für Eigenkreationen.

Und hier kommt nun die Schule ins Spiel. Denn durch geschicktes Schaffen von Rezepturen mit der eigenen Schulen-Ingredienz und entsprechend hoher Ruhmes-Ausbeute für die Hexenköche steigt auch deren Verbrauch. Denn neben dem direkten Ruhmesgewinn durch das Brauen von neuen oder alten Tränken gibt es noch eine Schlusswertung, in der die Spieler besonders absahnen, deren Schulen-Ingredienz im Vorrat nur noch in geringster Zahl vorhanden ist.

So wird durch diesen Mechanismus nicht nur cleveres Kombinieren und Platzieren belohnt, sondern auch das Schaffen von Anreizen für die Mitspieler, in die eigenen Tränke zu investieren. Auch ein wenig Bluff kann durchaus ins Spiel kommen. Denn ehe man sich es versieht, hat man die vom Mitspieler favoritisierte Ingredienz in den Ausverkauf und den Mitspieler in höhere Ruhmessphären getrieben.

Fazit: „Alchemist“ ist ein kurzweiliges und schönes Spiel für Druiden, Hexen und Zaubertrank-Köche aller Altersklassen und -formen. Schönes Spielmaterial, simple aber ausgewogene Regeln und eine interessante Spielidee mit genau der richtigen Prise Spielerinteraktion machen „Alchemist“ zu einer echten Alternative für lauschige Spieleabende am offenen (Kessel-)Feuer.