Aeon’s End – Für die Ewigkeit!

„Aeon’s End“ ist zurück! Nach dem Spiele-Kracher aus 2020 legt Frosted Games nach und bringt den 2. Teil der Reihe, „Aeon’s End – Für die Ewigkeit!“, raus. Dieser Teil ist eigenständig spielbar, kann aber auch mit dem Grundspiel „Aeon’s End“ kombiniert werden. Was hat sich getan? Welche Bedrohung lauert diesmal in den Rissen? Gelingt es euch, die Festung zu halten? Ein Anwärter auf das Kennerspiel des Jahres 2022?

von Daniel Pabst

„Aeon’s End – Für die Ewigkeit!“ ist ein kooperatives Kartenspiel von Kevin Riley und beinhaltet 393 Karten, 211 Plättchen und Marker, 39 Kartentrenner, 15 Tableaus, 2 Drehräder und 1 Anleitung. Erschienen ist es auf Deutsch im Jahre 2021 bei Frosted Games/Pegasus Spiele. Es handelt sich hierbei um ein eigenständiges Grundspiel, welches die bereits bestehende Geschichte von „Aeon’s End“ fortschreibt.

Wer bisher mit „Aeon’s End“ und dessen Rissmagiern nicht in Berührung gekommen ist, kann direkt mit diesem Spiel starten. Allen, die das Spiel aus dem Jahre 2020 kennen und ein Exemplar von „Aeon’s End“ ihr Eigen nennen können, wird vieles bekannt vorkommen: Erneut gibt es ein Grundspiel und zwei – separat erhältliche – Erweiterungen. Ebenfalls wieder dabei ist ein großer Papiertrenner sowie diverse Kartentrenner, um die Karten sehr passend im Karton einzusortieren. Diesmal liefert uns Frosted Games auch Kartentrenner als „Deckblätter“ der einzelnen Charaktere. Das macht das Ganze noch übersichtlicher. Auch an die Charaktere aus der ersten Welle von 2020 wurde gedacht, sodass sich auch deren Kartentrenner hier im Karton finden.

„Aeon’s End – Für die Ewigkeit“ lässt insgesamt 8 Rissmagier gegen 4 neue Erzfeinde antreten. Das heißt, es gibt jede Menge neue Zauber und Artefakte, die es geschickt zu nutzen gilt, um die neuen Bedrohungen und deren Schergen daran zu hindern, in die Feste der letzten Ruhe einzudringen. Natürlich dürft ihr dabei nicht zu erschöpft sein, da ansonsten keine Abwehrzauber möglich sein werden. Und nicht jeder Rissmagier hat die richtige Antwort auf jeden Erzfeind. Daher nehmt euch am besten ausreichend Zeit, um in zahlreichen Partien die Fertigkeiten und Synergien zu entdecken, bevor ihr euch auf einem Sieg ausruht. Natürlich kann bei der – relativ kurzen – Spieldauer einer Partie von 45-90 Minuten (wobei zu Beginn 90-120 Minuten der Regelfall sein werden) einfach drauflos gespielt werden. Da wird es sicher einige Überraschungen geben.


    Geballte Power durch neue Zauber.

Im Solomodus kann dieses Kartenspiel selbstverständlich auch gespielt werden. Doch wie spielt man „Aeon’s End – Für die Ewigkeit“ jetzt genau? Was macht den Reiz an diesem kooperativen Kennerspiel aus? Geht es nur mir so, dass die Partien super knapp ausgehen und die Zeit beim Spielen wie im Nu verfliegt? Los geht es, in eine Welt unter der Erde, umgeben von Rissen, gefürchtet vor dem Namenlosen und Monsterscharen.

Auf den Regeln steht: „Kennst du Aeon’s End schon? Super! Es gibt keine neuen Regeln – du musst diese Anleitung also nicht lesen.“ Na das klingt doch perfekt, jedenfalls für alle, die die Regeln kennen. Wer weiterlesen möchte, daher an dieser Stelle der Hinweis, dass in den folgenden vier Absätzen lediglich die Regeln für alle „Aeon’s End“-Neulinge vorgestellt werden.

Alle Spielerinnen und Spieler wählen einen der acht verfügbaren Charaktere und einigen sich gemeinsam auf einen Erzfeind, der ihnen gegenübersteht. Sowohl für die Charaktere, welche als „Rissmagier“ bezeichnet werden, als auch für den Erzfeind wird dann ein „Setup“ vorbereitet. Für die Rissmagier ist dies eine Starthand und ein Startdeck, jeweils bestehend aus fünf Karten. Zudem gilt es einen Vorrat an Karten auszulegen. Dieser besteht aus zwei Stapeln an Artefakten, drei Stapeln an Kristallen und vier Stapeln an Zaubern. Der Erzfeind besitzt auch ein Deck, welches als „Erzfeind-Stapel“ bezeichnet wird und umso mehr Karten besitzt, je mehr Rissmagier sich ihm stellen. Bereits an dieser Stelle können die Spielerinnen und Spieler überlegen, welche Karten – und natürlich Charaktere – für den jeweiligen Erzfeind passend wären und den Sieg vereinfachen. Oder sie wählen „blind“ Karten, um das Schicksal über die Schwierigkeit entscheiden zu lassen …


    Neue Erzfeinde sind unterwegs.

Durch die Kartentrenner gestaltet sich der Spielaufbau recht schnell. Zu Beginn jedes Zuges wird eine Reihenfolgekarte gezogen. Ist diese eine Spieler-Reihenfolgekarte, so ist dieser Rissmagier dran. Zunächst dürfen Zauber gewirkt werden, dann werden in beliebiger Reihenfolge Kristalle und Artefakte gespielt, neue Karten erworben, Risse aktiviert oder gebündelt, neue Zauber gebunden, ein Plan des Erzfeindes verhindert oder Energie erworben. Mit Zaubern werden Kreaturen oder dem Erzfeind Schadenspunkte verursacht. Die Zauber müssen immer an offene Risse gebunden werden, welche dafür zunächst erst aktiviert oder gebündelt werden müssen. Mit der Energie kann man seine „Ultimate“ aktivieren, ein mächtiger Effekt, welcher zum richtigen Moment zwischen Sieg und Niederlage entscheiden kann. Artefakte haben eins breites Spektrum an Effekten und mit Kristallen erzeugt man Aetherium, was die Währung in „Aeon’s End“ darstellt, mit der man entweder neue Karten aus dem Vorrat erkaufen oder einen Plan des Erzfeindes „abbezahlen“ kann.

Am Ende des Spielzuges werden die ausgespielten Handkarten in beliebiger Reihenfolge auf den Ablagestapel gelegt. Muss man zu einem späteren Zeitpunkt Karten ziehen, so wird der Ablagestapel einfach umgedreht und fungiert erneut als Deck. Damit haben die Spielerinnen und Spieler – mal von den spontanen und zerstörerischen Effekten des Erzfeindes abgesehen – es in der Hand, welche Kartenreihenfolge folgen wird. Wer also ein gutes Gedächtnis hat, weiß stets die obersten Karten der Decks und kann schon für die kommenden Züge vorrausschauend agieren. Das einzige Deck, welches von Runde zu Runde gemischt wird, ist das Reihenfolgendeck. Man weiß dabei, dass der Erzfeind zwei Aktionen pro Runde durchführt, jedoch ist unsicher, zu welchem Zeitpunkt dies geschieht. Wird eine Erzfeind-Reihenfolgekarte gezogen, so agiert dieser, indem alle offen ausliegenden Kreaturen aktiviert und eventuell dessen Pläne durchgeführt werden. Dann wird zusätzlich die oberste Karte des Erzfeind-Stapels gezogen und die Magier müssen mit den Folgen leben.
 
Dieses Wechselspiel aus Rissmagier- und Erzfeind-Aktionen geht solange hin und her, bis eine Seite eine Siegbedingung erreicht hat. Der Erzfeind siegt, falls die Feste der letzten Hoffnung oder alle Rissmagier keine Lebenspunkte mehr haben. Konnte man dagegen die Lebenspunkte des Erzfeindes auf Null reduzieren oder hat alle Karten im Erzfeind-Stapel überlebt, so konnte ein glorreicher Sieg errungen werden.


    Mit neuen Rissmagiern gelingt die erste Herausforderung.

Nun zu der spannenden Frage, was sich an diesem Grundspiel im Vergleich zu „Aeon’s End“ aus 2020 anders spielt: Zum einen merkt man „Aeon’s End – Für die Ewigkeit“ die erhöhte Schwierigkeit an. Die Erzfeinde haben zwar auf den ersten Blick nicht die höchsten Lebenspunkte, aber „versteckte“ Fähigkeiten und eigene Horden an Monstern, wodurch die Kämpfe komplexer werden. Der erste Erzfeind namens „Schattentitan“ versucht das Fundament der Feste zu zerfressen, damit einem wortwörtlich „die Decke auf den Kopf fällt“. Die „Krone der Leere“ wirkt auf den ersten Blick kaum wie eine Bedrohung. Denn diese verfügt lediglich über einen Lebenspunkt, womit jeder Zauber sie abwenden würde. Doch bevor der eigene Schlag möglich ist, muss ihr Kult an Akolythen und deren Blutmagie vertrieben werden. Zudem bedrohen die „Riss-Furie“ und der „Schattenmantel-Magus“ die Rissmagier. Die „Riss-Furie“ kann durch die Zeit springen und erhält dadurch zusätzliche Aktionen. Der „Magus“ hingegen trägt, wie es im Namen steht, einen Schattenmantel, welcher ihn vor euren Zaubersprüchen abschirmt.

Ebenso vielseitig wie die Erzfeinde kommen die Rissmagier daher: Jede und jeder von ihnen hat, wie auch bei „Aeon’s End“ eine andere Startkondition, geschaffen durch eine individuelle Anordnung an offenen Rissen, Startkarten und Spezialfähigkeiten. Durch diese Karten und Spezialfähigkeiten wird versucht, spielerisch die Charaktereigenschaften der Rissmagier darzustellen. So startet beispielsweise der Rissmagier-Assassine Quilius mit der Karte namens „Auslöschen“ im Deck und sammelt Trophäen von bezwungenen Kreaturen. Der Steinkreis-Mystiker Mazahaedron hingegen teilt sein Wissen mit den Mitspielerinnen und Mitspielern, indem er neu erworbene Karten teilt und sein Mantra heilt Wunden, welche die Feste im Laufe des Kampfes erlitten hat.

Trotz dieser vielen neuen Charaktere sind die Charaktere aus dem ersten Grundspiel nicht überflüssig geworden. Es ist schön zu sehen, dass „Aeon’s End“ nicht auf „Power Creep“ aus ist, sondern es uns überlässt, die Karten voller Möglichkeiten zu spielen und dabei deren Stärke zu testen. Und natürlich funktioniert nicht jeder Charakter gleich gut in Kombination mit anderen Rissmagiern und in unterschiedlicher Spieleranzahl. Zu erkennen, wer mit wem am besten kooperiert, ist den Spielerinnen und Spielern überlassen.


    Neues Design und Korrektur für „Aeon’s End – Für die Ewigkeit“.

Als Bonus mitgeliefert werden drei Charaktere, die man aus der ersten Welle „Aeon’s End“ kennt, bei denen an den Texten geschliffen wurde, eine korrigierte Karte sowie ein Stapel zusätzlicher Startkarten („Splitter“ und „Funken“) für „Aeon’s End“ aus 2020, um die dortigen Decks vorbereitet beziehungsweise „gebaut“ lassen zu können. Besonderheiten gibt es dann noch beim Artwork der „Splitter“ und „Funken“, da dieses in „Aeon’s End – Für die Ewigkeit“ einen neuen Anstrich erhalten hat.

„Aeon’s End“ stand auf der Empfehlungsliste für das Kennerspiel des Jahres 2021 und verpasste knapp die Nominierungsliste mit den drei Spielen „Die verlorenen Ruinen von Arnak“ (CGE), „Fantastische Reiche“ (Strohmann Games) und „Paleo“ (Hans im Glück). Mit „Aeon’s End – Für die Ewigkeit“ wahrt sich Frosted Games die Chance auf die Nominierungsliste und vielleicht sogar den Titel für das Kennerspiel des Jahres 2022! Das allein aber macht die zeitnahe Veröffentlichung nicht aus, es ist vielmehr der Spaß an der sehr gelungenen Kombination an kooperativem Deckbau und der eigenen Fantasy-Welt rund um die Risse und die Feste der letzten Ruhe.

Die Geschichte ist längst noch nicht auserzählt! Hat man die beiden Grundspiele und insgesamt vier Erweiterungen (zwei in 2020 und zwei in 2021) in seinem Regal stehen, wartet man gespannt auf die Ankündigungen von Frosted Games, wann die „Legacy-Version“ auf Deutsch erscheinen wird und welche andere Version des Original-Verlags „Indie Boards&Cards“ es zu uns schaffen wird. Bereits jetzt hat man Hintergrundgeschichten der Rissmagier erhalten, die sich aus den Bildern der Karten, Zitaten oder der Einleitung der Regeln ergeben. Am Ende aber ist die vorgegebene Geschichte nicht zu dominant, um die eigenen Erzählungen der Spiel-Partien zu verdrängen. So ist auch „Aeon’s End – Für die Ewigkeit!“ immer spannend und es liegt an euch, welche Charaktere zu wahren Helden oder Heldinnen werden.


    Der Erzfeind hat fiese Unterstützung.

Ein gewisses Faible für Fantasy, Zauber und Magie (und natürlich auch Kartenspiele) sollte jeder Spieler und jede Spielerin für „Aeon’s End“ allerdings mitbringen, da ansonsten – durch die gestiegene Auswahl an „Deckbuilder“-Spielen – auch andere Genre zugänglich sind, wobei die Komponente „kooperatives Deckbuilding“ noch nicht so ausgeprägt ist. Der Kooperationsaspekt ist bei „Aeon’s End“ und „Aeon’s End – Für die Ewigkeit“ sehr stimmig und man unterhält sich ständig, um die Spielzüge abzustimmen sowie sich zu unterstützen. Auch der Solomodus macht Spaß, das eigene Deck ist stärker und man kann noch optimierter spielen, ist aber gleichzeitig mit weniger Lebenspunkten selbst immer unter Druck. Die Spieleranzahl beträgt 1-4 Personen, wobei entweder der Solomodus oder die Zweispielervariante zu empfehlen ist.

Wer zwischen der Entscheidung schwankt, welches der beiden Grundspiele es zu spielen gilt, dem kann als Einsteigervariante das „Aeon’s End“ von 2020 empfohlen werden, und wer mit Kartenspielen und Deckbuildern Erfahrung hat, dem wird dieses von 2021 empfohlen. Für diejenigen, die bereits das Spiel von 2020 haben, kann „Aeon’s End – Für die Ewigkeit“ auch empfohlen werden, da es wie eine große Erweiterung ist und Vielfalt schafft, den Wiederspielwert sowie die Herausforderung erhöht und die Geschichte fortführt.   

Fazit: „Aeon’s End – Für die Ewigkeit!“ ist wie das unverhoffte zweite Album einer beliebten Sängerin oder eines beliebten Sängers – nur dass man die einzelnen Inhalte miteinander mischen und damit gleichzeitig (ab)spielen kann. Das macht nicht nur Spaß, sondern fordert richtig heraus, wenn man gemeinsam versucht, die Erzfeinde zurückzudrängen. In diesem Sinne: Viel Spaß beim eigenen Kombinieren und siegreich sein.

Aeon’s End – Für die Ewigkeit!
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Frosted Games/Pegasus Spiele 2021
Kevin Riley
EAN: 4250231728426
Sprache: Deutsch
Preis: 49,95 Euro

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