7 Jahre 7 Welten

Frage: Was haben unter anderem künstliche Frauen, Schweineschlachtungen, Gilmore Girls und ein frierender Soldat gemeinsam? Antwort: Sie alle sind Teil einer Kurzgeschichten-Sammlung der etwas anderen Art.

von Markus Ritter

 

Diese kleine Anthologie von Lucas Edel ist ein richtiger Leckerbissen für all diejenigen, die es gerne mal etwas abgedrehter mögen. Ein Buch, klein genug, dass es in jede Tasche passt, aber reichhaltig genug, um einem mehrere vergnügliche Auszeiten zu bescheren.

Unterteilt in verschiedene Kapitel („Psyche“-Welten, „Technik“-Welten, „Damals“-Welten, usw.) erzählt der Autor kurze, aber knackige Storys, die sich äußerst erfreulich von so manchen Ergüssen anderer Schreiberlinge abheben. Fast alles ist herrlich schwarzhumorig, manchmal auch etwas derbe, und öfters gibt es auch noch etwas zum unterschwelligen Nachdenken.

In den meisten Fällen beschreibt Edel – gebürtiger Austrianer – kurze Situationen, die auch in Wirklichkeit so schnell vergehen würden, wie man sie liest. Das hat den Vorteil, dass man eine Geschichte in paar Minuten Klo-Besuch, Busfahrt, Fernsehwerbung oder Mittagspause runterlesen kann, und sich alles just in dem Moment genau so zutragen könnte, während man sein Würstchen in den Senf tunkt.

Ein Großteil der Storys wurde schon in diversen Zeitschriften veröffentlicht, bei allen steht eine kurze Bemerkung wo, und wann dieses war, und was Edel zu der einen oder anderen Idee getrieben hat. Hierbei lässt sich beispielsweise für jeden, der jemals „Gilmore Girls“ gesehen hat (ob man sie mag oder nicht), nachvollziehen, was unser schreibender Freund in diesem Moment empfunden haben mag. Dabei trifft er sogar haargenau den Ton der Serie.

Viele Geschichte beinhalten zudem Sci-Fi-, oder Fantasy-Elemente und passen so eigentlich fantastisch in klassische Genre-Anthologien, wie man sie früher auch in Pulps veröffentlichte.

Meine persönlichen Favoriten hierbei sind oben erwähnte „Gilmore Girls“-Story sowie „Von Menschen und Schweinen“ (eine wirklich fiese kleine Geschichte, die am Ende an diverse Horror-Filme der letzten Jahre erinnert), „Der Schlüssel“ und „Jede Generation hat ihre Helden“ (saukomisch, wenn Klone von Berühmtheiten dazu verdonnert sind, der Nachwelt immer und immer wieder die Geschichte ihrer Originale vorzuspielen, obwohl sie ihre ganz eigenen Vorstellungen vom Leben haben).

Edel schreibt flüssig und humorvoll und hat wirklich ein paar nette Ideen zu Papier gebracht, die es wert sind, gelesen zu werden. Ich wünsche Edel viel Erfolg und freue mich durchaus auf seine nächsten Ergüsse!

Fazit: Wer es gerne mal in kurzen Häppchen etwas schräger mag und auch von so manch kleiner Geschmacklosigkeit nicht sofort angewidert ist, dem sei „7 Jahre 7 Welten“ sehr ans Herz gelegt. Ich habe mich toll amüsiert! 


7 Jahre 7 Welten
Horror/Mystery-Anthologie
Lucas Edel
Edition Anna Perenna 2010
ISBN-978-3-200-02101-3
194 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 10,90

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