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Star Wars – Kopfgeldjäger: Showdown auf der Vermillion

Die Abenteuer der Kopfgeldjäger gehen weiter. Während Beilert Valance irgendwie versucht, im Rahmen seiner Zwangsverpflichtung durch Darth Vader mehr Gutes zu tun als Schaden anzurichten, suchen T’onga und ihre Crew aus Jägern weiter das Mädchen Cadeliah, die Erbin zweier Unterweltclans, die in der Hand von Crimson Dawn sein soll. Mit Dengar scheinen sie einen Mann gefunden zu haben, der sie dort einschleusen kann. Doch darf man dem trauen?

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #24-28 der Reihe „Kopfgeldjäger“. Die fünf Hefte wurden ursprünglich in den USA zwischen Juni und November 2022 veröffentlicht, also in der zeitlichen Lücke zwischen den Cross-Over-Events „Crimson Reign“ und „Hidden Empire“. Dieser deutsche Sammelband bei Panini folgte dann parallel im Softcover und im limitierten Hardcover im April 2023. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Ethan Sacks, für die Illustrationen war Paolo Villanelli verantwortlich, für die Farben Arif Prianto.

Die Handlung besteht im Wesentlichen aus zwei großen Erzählteilen. Auf Englisch waren das der Dreiteiler „Raid on the Vermillion“ und der Zweiteiler „Havoc at the Accretion Disco“. Dabei verfolgt Ethan Sacks fast durchgehend drei Handlungsstränge, wobei der Hauptstrang die Abenteuer von T’onga und ihrer Jägercrew, bestehend aus Zuckuss, 4-LOM, Bossk, Tasu Leech und ihrer Frau Losha, erzählt. Parallel dazu folgen wir den Erlebnissen des Ex-Jägers Beilert Valance, der von Darth Vader in imperiale Dienste gepresst wurde. Außerdem bekommt die ruchlose Generalin Vukorah eingestreut Erzählzeit, die durch Mord aufgestiegene Anführerin des Unbroken Clans, die allerdings was loyale Gefolgsleute angeht ziemlich allein auf weiter Flur steht.

Zu Beginn ist Vukorah in T’ongas Gewalt und soll die Jäger zu dem von Crimson Dawn entführten Mädchen Cadeliah führen. Als „helfende Hand“ schaltet sich hier Dengar ein, von dem wir allerdings schon aus dem Vorgängerband wissen, dass er ein falsches Spiel spielt. Und so erleben T’onga und die anderen eine ziemliche Überraschung, als sie sich auf der Vermillion einschleichen, dem Flaggschiff von Crimson Dawn. Parallel dazu muss sich Losha ein Katz-und-Maus-Spiel mit der flüchtigen Vukorah liefern. Und Valance wird zum widerstrebenden Helden in den imperialen Rängen.

Danach folgt ein kleines „Abenteuer der Woche“. T’onga und Crew brauchen Geld, und weil sie nicht für Crimson Dawn arbeiten wollen, haben sie sich von einem Pyke-Gangster engagieren lassen, der in einer krassen Disco am Rand eines schwarzen Lochs eine fette Siegesparty feiert. Um ihn vor wütenden Rivalen zu schützen, sollen ihn die Jäger bewachen. Das geht natürlich total schief. Ehrlicherweise sind sechs Leute auch viel zu wenig für so einen Job, aber über solche Details denken im „Star Wars“-Universum offenbar selbst Profis nicht nach. Unterdessen findet Valance unerwartet auf einem imperialen Sternenzerstörer die Liebe. Und Vukorah holt sich ihren Thron beim Unbroken Clan zurück, nur um – pun intended – gleich darauf emotional zusammenzubrechen. (Ja, wir sollen einmal mehr für „die Bösen“ Verständnis haben. Aber Mister Sacks: Nur weil jemand tierlieb ist, entschuldigt das keine grenzenlose Mordlust.)

Mal abgesehen von dem fragwürdigen Versuch, uns fiese Killerinnen als Menschen mit Herz nahezubringen, ist die Handlung durchaus gelungen in ihrem Unterhaltungswert. Natürlich geht es seitenweise wieder ordentlich zur Sache, wobei Sacks in bester Comic-Cameo-Manier hier die Ritter von Ren gegen T’ongas Jäger antreten lässt. Außerdem schaut Vader mal wieder vorbei – und ganz ohne tote Bothaner bekommt Beilert Valance nebenbei gefährliche Informationen über ein gewisses Bauprojekt des Imperiums über Endor mit. Die Cadeliah-Handlung endet etwas ernüchternd, aber das ist nicht der „Kopfgeldjäger“-Reihe geschuldet, sondern dem Cross-Over „Crimson Reign“, der hier ungünstige Fakten geschaffen hatte. Aber für die ganze Arbeit hätte man sich etwas mehr Effekt am Schluss gewünscht. Cool ist das Setting der Accretion Disco, wenn auch die Handlung dieses Erzählteils einmal mehr zugunsten von Action zurückstecken muss.

Visuell bietet der Sammelband feinste Ware. Paolo Villanelli hat ja schon mehrfach bewiesen, dass er eine sehr gelungene, mit feinem, realitätsnahem Strich gezeichnete Optik beherrscht. Erneut sind Figuren und Raumschiffe sehr sauber und ausdrucksstark zu Papier gebracht, und Arif Prianto haucht ihnen mit intensiven, komplexen Farben Leben ein. Viel schicker kann es in diesem Segment von Comics (also Massenunterhaltung, nicht Künstlercomic) kaum werden.

Eine vollständige, aber keineswegs opulente Bildergalerie schließt den Band ab.

Fazit: „Showdown auf der Vermillion“ ist eine unterhaltsame „Zwischenepisode“ mit den Kopfgeldjägern. Der Cadelia-Plot kommt an sein actionreiches, aber unterm Strich etwas unbefriedigendes Ende, ein Bewachungsjob eskaliert auf „Star Wars“-typische Weise. Man hat ein bisschen den Eindruck, dass Sacks seinen Flow gefunden hat, denn die Story hat ein gutes Tempo und man kann ihr, trotz drei Handlungssträngen (Hauptstrang, Nebenstrang und Beiwerk) gut folgen. Nette Cameos und eine tolle Optik sorgen zusätzlich für Laune beim Leser. So macht es zunehmend Spaß, die Reihe zu lesen. Es ist aber auch ganz klar ein Sammelband in einer Reihe. Wer auf Unterwelt-Abenteuer Lust hat, sollte bei Band 1 anfangen.

Star Wars – Kopfgeldjäger: Showdown auf der Vermillion
Comic
Ethan Sacks, Paolo Villanelli, Arif Prianto
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3347-8
128 S., Hardcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR

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