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Star Wars – Kopfgeldjäger: Chaos auf Bestine

Irgendwann musste es ja so weit kommen: Auf dem Planeten Bestine stoßen T’onga und ihre Jäger mit dem gegen seinen Willen für das Imperium kämpfenden Beilert Valance und seinen Leuten zusammen. Die einen sind für Crimson Dawn vor Ort, die anderen im Auftrag von Darth Vader. Beiden wurde eine Geschichte erzählt, was sie dort tun oder verhindern sollen. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter all dem wirklich?

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #29-34 der Reihe „Kopfgeldjäger“. Im amerikanische Original waren das der Dreiteiler „Bedlam on Bestine“, der One-Shot „The Lost Findsman“ und der Zweiteiler „In the Crosshairs of Inferno Squad“. Die sechs Hefte wurden in den USA zwischen Dezember 2022 und Mai 2023 veröffentlicht. Der Event-Comic „Hidden Empire“ erschien zeitgleich, aber die Verbindung zu diesem ist nur minimal (Zuckuss spürt die Öffnung des Fermata-Käfigs). Dieser deutsche Sammelband bei Panini folgte dann parallel im Softcover und im limitierten Hardcover im Januar 2024. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Ethan Sacks, für die Illustrationen waren Paolo Villanelli und Alessandro Miracolo (der One-Shot) verantwortlich, für die Farben durchgehend Arif Prianto.

Die Geschichte beginnt, wie sie im Vorgängerband geendet hatte: Zwei Team sind auf dem Weg zum Planeten Bestine. Kopfgeldjägerin T’onga und ihre Crew, bestehend aus den namhaften Jägern Bossk, Zuckuss, 4-LOM, Tasu Leech und T’ongas Frau Losha, wurden von Crimson Dawn angeheuert, um einen imperialen Munitionstransporter zu überfallen, der unterwegs ist, um der Garnison vor Ort die Mittel zu geben, aufsässige Bürger auszuschalten. Beilert Valance und seine Leute wurden unterdessen von Darth Vader losgeschickt, weil dem Anschein nach kriminelle Elemente einen Transporter mit Medikamenten und Nahrung im Visier haben. Dass eine auftraggebende Partei lügt, ist klar. Wir ahnen schon, welche es ist.

Auf Bestine kommt es zum actionreichen Zusammenprall der Teams, wobei in bester Superhelden-Comic-Manier wirklich niemand nennenswerte Schäden davonträgt, der nicht ein gesichtsloser Komparse ist. Es mag ein Teil dieses unausgesprochenen Paktes zwischen Comic-Machern und Lesern sein, aber trotzdem wundert man sich in „lichten Momenten“ immer mal wieder darüber, wie schlecht die einen Helden austeilen beziehungsweise wie viel die anderen Helden wegstecken können. Jedenfalls knallt es nicht nur ordentlich zwischen den Protagonisten, es kommt auch zum Erweckungsmoment für Valance, was Vader überhaupt nicht gefällt.

Auftritt Inferno Squad. Ich gebe zu, dass mich dieser Cameo des imperialen Spezialkommandos (wir kennen es aus dem Videospiel „Battlefront II“) positiv überrascht hat. Solche Auftritte selten verwendeter, aber eigentlich cooler Personen gefallen mir immer. Ein netter Schachzug von Sacks. Der Job von Iden Versio und ihren Jungs ist simpel: Findet den Cyborg Valance und löscht seinen Speicher. Denn er weiß zu viel. Dass hiermit gleich die nächste Konfrontation ins Haus steht, ist klar.

Zwischendrin folgen wir in kleinen Szenen noch ein paar anderen Figuren aus dem Personal der Reihe. So fällt die imperiale Offizieren Leutnant Haydenn, die sich in Valance verliebt hatte, mehr und mehr vom Glauben ab. Und Vukorah, die sich durch Mord und Intrige in die Führungsposition beim Unbroken Clan geputscht hatte, nutzt die Gelegenheit, um ganz von vorn anzufangen. Schließlich erleben wir mit einem frühen Initiationsritus für Zuckuss einen Rückblick in die Vergangenheit des Gand-Finders.

Ob es diesen letzten One-Shot gebraucht hätte, sei mal dahingestellt. Wenn er etwas zeigt, dann vor allem, dass alle Kopfgeldjäger Ausgestoßene aus ihrer Gesellschaft sind und gut daran tun, sich untereinander Kameraden zu sein – wenn sie denn keine ausgeprägten Einzelgänger sind. Ansonsten läuft die Geschichte aber erneut in angenehmer Geschwindigkeit und mit übersichtlichen Parallelsträngen weiter. Wenn man ihr etwas vorwerfen möchte, dann vielleicht dies: Es gibt kaum noch eine „äußere Handlung“. Zunehmend dreht sich alles nur noch um das Schicksal von Beilert Valance und die Frage, wie viel er sich von seiner Menschlichkeit erhalten kann.

Visuell bleibt das gute Niveau erhalten, was am eingespielten Team Paolo Villanelli und Arif Prianto liegt. Es mag nicht jeder Gesichtsausdruck sitzen, aber grundsätzlich sehen die Figuren schon sehr gut aus. Action und Drama sind ebenso eindrücklich eingefangen, nicht zuletzt durch eine experimentierfreudige, entfesselte Panel-Struktur. Da gibt es nichts zu meckern. Ein optischer Ausreißer bildet der One-Shot um Zuckuss‘ Vergangenheit. Das ist aber gar nicht die Schuld von Alessandro Miracolo, der einen guten Job abliefert. Aber weitgehend nackte Gand sind einfach eine schrecklich hässliche Spezies, die ein bisschen wie gerupfte Hühnchen wirken. Nicht sehr ansehnlich.

Eine Covergalerie am Schluss gibt es nicht, dafür werden die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen Cover voneinander abgetrennt. Mir gefällt es so, weil es die Dramaturgie der einzelnen Hefte unterstreicht.

Fazit: „Chaos auf Bestine“ erzählt die Geschehnisse im Kopfgeldjäger-Setting auf vielschichtige Art und Weise weiter. Sacks gelingt dabei eine gute Mischung aus Action, Drama und stilleren Momenten. Beilert Valance wird wieder mit den Kopfgeldjägern um T’onga vereint – doch damit fangen die Probleme erst richtig an. Die Verbindung zum Event-Comic „Hidden Empire“ ist verschwindend gering. Nur auf die Machtwelle, die die Öffnung des Fermata-Käfigs erzeugt, wird kurz eingegangen. Der Verweis ist aber so dezent, dass ein Textkasten extra darauf hinweist, dass da in einem anderen Comic mehr dahintersteckt. Unterm Strich eine gute, kurzweilige Story, die allerdings mit einer etwas seltsamen Wendung am Schluss endet.

Star Wars – Kopfgeldjäger: Chaos auf Bestine
Comic
Ethan Sacks, Paolo Villanelli, Arif Prianto
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3615-8
136 S., Hardcover, deutsch
Preis: 18,00 EUR

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