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Star Wars – Kopfgeldjäger: Dunkle Droiden

Nach dem Angriff des Inferno Squads im letzten Band verliert Beilert Valance sein Gedächtnis – und damit den letzten Rest Menschlichkeit, den er noch hat. Das kann und will seine alte Freundin T’onga nicht zulassen. Also setzt sie Himmel und Hölle in Bewegung, um Valance zu retten. Leider ist es keine gute Zeit für Cyborgs, um Schwäche zu zeigen, denn „die Plage“ geht in der Galaxis um – und nachdem das intelligente Virus Millionen Droiden übernommen hat, streckt sie nun ihre hungrigen Klauen nach „dem Fleisch“ aus. Und im Übergangsschritt nimmt sie Cyborgs ins Visier.

von Frank Stein

Mit dem vorliegenden Sammelband endet die Reihe „Kopfgeldjäger“ unter der Federführung von Ethan Sacks. Ein letztes Mal werden alle Register gezogen, wobei Sacks mehr will, als er letztlich hinbekommt. Dazu gleich mehr. Enthalten sind die Ausgaben #35-42. Im amerikanische Original waren das der Zweiteiler „Target: Fett & A Perilous Bargain“, der Fünfteiler zum „Dunkle Droiden“-Event mit dem Titel „The Path of the Righteous“ sowie der abschließende One-Shot „The Secret Weapon“. Die acht Hefte wurden in den USA zwischen Juni 2023 und Januar 2024 veröffentlicht. Dieser deutsche Sammelband bei Panini folgte dann parallel im Softcover und im limitierten Hardcover im Juli 2024. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Ethan Sacks. Für die Illustrationen war gleich ein ganzes Team an Zeichnern verantwortlich, namentlich Lan Medina (#35-36), Davide Tinto (#37-41), Jethro Morales (#42) und Paolo Villanelli (#42). Koloriert wurde das Ganze erneut durchgehend von Arif Prianto.

Ich hatte Ethan Sacks zuletzt gelobt, dass er endlich einen Flow gefunden hätte, ein gutes Tempo und die Fähigkeit, mehrere Erzählstränge gut verständlich parallel zu erzählen. In diesen letzten Heften scheint ihm irgendwie die Lust ausgegangen zu sein, denn tatsächlich strotzt die Geschichte vor unsinnigen Kampfsequenzen, die Seiten um Seiten füllen. Beispiel 1: In einem Club der Kopfgeldjäger provoziert eine Freunden von T’onga eine Schlägerei, um herauszufinden, wer von den Anwesenden am Fähigsten ist. Wozu bitte gibt es Jägerlisten und so etwas wie einen „Ruf“ gewisser Jäger. Dass etwa der riesenhafte Durge, der schon seit den Klonkriegen im Spiel ist und der hier als Gaststar das Team verstärkt, erst noch seine Fähigkeiten beweisen muss, wirkt einfach albern.

Und es geht gleich weiter: T’onga ruft zur Jagd auf Boba Fett auf. Natürlich kommt es zur krachenden Konfrontation. Das sieht geil aus, keine Frage. Aber nachdem alle ordentlich vermöbelt worden sind, hält T’onga Fett einen Geldsack hin und will ihn anheuern. Was soll das? Hätte sie das nicht gleich machen können? Es hätte Bossk jedenfalls den Ärger erspart, eine Hand nachwachsen lassen zu müssen.

Darüber hinaus stellt man sich die Frage, warum T’onga ihre Freundin Losha Ende des letzten Sammelbandes zurückgelassen hatte. Sie müsse etwas so Gefährliches tun, dass sie Losha nicht dabeihaben wollte, orakelte sie damals. Was hat sie damit gemeint? Dass sie Boba Fett bitten will, ihr die Adresse eines guten Cyborg-Docs zu nennen, der Beilert Valance wieder reparieren soll? Klingt erstmal nicht so spektakulär. Da hatte Losha schon ganz Anderes erlebt und überlebt. Dass sich dann die „Plage“ einmischt und die Geschichte für T’onga und ihre Jäger im Allgemeinen und für Valance im Speziellen extrem kritisch wird, das konnte T’onga ja zuvor noch nicht wissen.

Im Grunde finde ich die Geschichte ja gar nicht so schlecht. Valances Furcht vor dem Verlust seiner Menschlichkeit und die Art, wie ihn die Plage für ihre Zwecke missbraucht, machen den Jäger einmal mehr zu einem tragischen Helden, der zudem besser als manche andere Figur in das „Dunkle Droiden“-Event hineinpasst. Der Versuch, ihn zu retten (einmal mehr), liest sich auch durchaus spannend. Nur ist nicht jede erzählerische Entscheidung diesmal die beste gewesen. Auch das recht spontane Anbiedern der einstigen Schurkin Vukorah, die sich jetzt auch als Kopfgeldjägerin ihr Geld verdienen will, an Losha passt nicht so richtig, zumal sie eine neue flapsige Art an den Tag legt, der nicht zu ihrem bisherigen Charakter passt.

Ganz am Schluss steht dann noch ein letzter Kampf, den Valance auf Tatooine auszufechten hat. Auch diesen hätte es nicht dringend gebraucht. Immerhin dürfen wir nochmal Han Solo in Karbonit sehen, mit dem damals alles angefangen hat. Und dann stehen Zusammenführung und Versöhnung auf dem Programm, so als wolle Sacks unbedingt auf einer positiven Note enden. Das wiederum ist okay, wenngleich es nach all dem Kampf und den Toten vielleicht etwas zu rührselig wirkt. Es sei dem Autor aber gegönnt, dass seine Lieblinge am Schluss etwas durchatmen dürfen …

So sehr die Story im Finalteil ihre starken und schwachen Momente hat, so uneinheitlich präsentiert sich der Comic auch optisch. Dass ausgerechnet im Finale fast komplett auf den erfahrenen Paolo Villanelli verzichtet wurde, kann nur als bedauerlich bezeichnet werden. Lan Medina, Davide Tinto und Jethro Morales sind einfach nicht auf dem gleichen Niveau, was man an vor allem an „verzogenen“ Gesichtern und nicht gänzlich gelungenen Körpern immer wieder festmachen kann. Es bewegt sich alles größtenteils noch im Rahmen, aber es gab schon Stellen, wo ich durch die Optik aus der Handlung gerissen wurde. Schade, dass das Finale der Reihe hier nicht vollends überzeugen konnte.

Eine Covergalerie am Schluss gibt es nicht, dafür werden die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen Cover voneinander abgetrennt. Mir gefällt es so, weil es die Dramaturgie der einzelnen Hefte unterstreicht.

Fazit: Im Finale der „Kopfgeldjäger“-Reihe dreht sich alles darum, dass Beilert Valance den letzten Rest seiner Menschlichkeit zu verlieren droht. Das ist nur konsequent und auch dramatisch gut umgesetzt. Leider stören ein paar Entscheidungen, die inhaltlich wenig Sinn ergeben und wohl nur getroffen wurden, um Anlass zur nächsten Action-Einlage zu bieten. Spaß machen einige der Gaststars und Cameos (etwa der Auftritt von Durge), andere sind nicht ganz gelungen (etwa die „neue“ Vukorah). Auch visuell nur im Mittelfeld angesiedelt, vermag der Comic nicht ganz das Niveau der unmittelbaren Vorgängerbände zu halten, was angesichts der im Ganzen durchaus spannenden und kurzweiligen Reihe etwas schade ist. Immerhin: Die Einbindung des „Dunkle Droiden“-Events ist dank Valance gut gelungen.

Star Wars – Kopfgeldjäger: Dunkle Droiden
Comic
Ethan Sacks, Davide Tinto, Arif Prianto u. a.
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3798-8
184 S., Softcover, deutsch
Preis: 24,00 EUR

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