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Star Wars: Doktor Aphra – Dunkle Droiden

Doktor Aphra verabschiedet sich. Mit dem vorliegenden, überlangen Sammelband endet die 2. Serie „Doktor Aphra (2020)“ unter der Federführung von Alyssa Wong. 40 Hefte (oder auf Deutsch: 7 Sammelbände) lang trieb sich die Archäologin mit fragwürdiger Moral zwischen den beiden Film-Episoden „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ herum (in Realzeit: von 2020 bis 2024). Ist das „Dunkle Droiden“-Event ein passender Paukenschlag zum Ende?

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #32-40 der Reihe „Doktor Aphra (2020)“. Die neun „Aphra“-Hefte wurden ursprünglich in den USA zwischen Mai 2023 und Januar 2024 veröffentlicht. Der Band – oder zumindest sein Mittelteil – gehört zum großen Cross-Over-Event „Dunkle Droiden“ und spielt zeitlich parallel zur Haupthandlung. Es ist sinnvoll, den Kernband „Dunkle Droiden“ zuerst gelesen zu haben, denn sonst bleiben manche Bezüge gerade gegen Ende etwas kryptisch. Grundsätzlich ist die Handlung aber gut eigenständig genießbar. Dieser deutsche Sammelband bei Panini kam gleichzeitig im Softcover und im limitierten Hardcover im September 2024 heraus. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Alyssa Wong. Illustriert wurden sie von Minkyu Jung (#32-#35, #38-#40) sowie Jethro Morales (#36-#37). Die Kolorierung besorgte Rachelle Rosenberg. Damit bleibt das bekannte Team erhalten und führt seine Arbeit ohne Bruch fort.

Eigentlich hatte ja schon am Ende von „Doktor Aphra: Der letzte Ausweg“ so eine Art Finale gestanden. Paare hatten sich gefunden und das Team um Doktor Aphra, das gemeinsam die „Ewiger Funke“-Krise durchlebt hatte, war auseinandergegangen. Dieser Band nun beginnt mit einer Zwischenepisode, für die Wong Aphra erneut mit Luke Skywalker auf Tour geschickt hat, mit dem die schurkische Archäologin bereits das Abenteuer um die „Screaming Citadel“ (auf Deutsch „Eine Allianz auf Zeit“, 2018) erleben durfte. Diesmal ist Aphra auf der Suche nach einem vermeintlichen Jedi-Tempel auf Sason, in dem ein wertvolles Artefakt namens Kythoos Glocke verborgen liegen soll. Um diese zu bergen, braucht Aphra allerdings einen Jedi. Im Gegenzug soll Luke mehr Macht für seinen Kampf gegen Darth Vader erhalten. Widerwillig – aber doch neugierig – schlägt er in den Handel ein. Natürlich geht dabei mehr als nur ein wenig schief.

Die dreiteilige Geschichte steht im Grunde völlig für sich isoliert da, ein „Abenteuer der Woche“-Format, möchte man sagen. Aber das ist okay und macht auch mal wieder Spaß. Einfach Aphra und Luke, die sich gegenseitig wie Hund und Katze verhalten und schöne Wortgefechte liefern, sowie eine hinreichend gruselige Bedrohung, um für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen. Manchmal braucht es gar nicht mehr.

Danach folgt der Fünfteiler, der zum Event „Dunkle Droiden“ gehört. Hier wird Aphra gemeinsam mit Just Lucky von Domina Tagge angeheuert, um nach experimentellen Kampfdroiden der Tagge Co zu schauen, die sich in einem Lager aktiviert haben – obwohl sie keine Energiezellen hatten! Unweigerlich stolpern die zwei dabei erstmals über die „Plage“, was für eine spannende Konfrontation sorgt (es ist so viel interessanter, Leuten beim Überlebenskampf zuzuschauen, die darin nicht besonders gut sind – das nur in Richtung der „Vader“-Comics mal eingeworfen). Parallel dazu bringt Wong auch Magna Tolvan, Ex-Imperiale und Ex-Lover von Aphra, ins Spiel, die für Leia und die Rebellion nach einem verschwundenen Versorgungsschiff sucht. Auch dort haben die „dunklen Droiden“ zugeschlagen. Dann geht die Krise auf einer fliegenden Forschungseinrichtung der Tagge Co weiter. Und schließlich erfährt Aphra, dass Magna in Gefahr ist und rekrutiert Sana und Lucky, um sie da rauszuhauen – womit die Kerncrew der Reihe wieder beisammen wäre.

Auch dieser Handlungsteil liest sich spannend und kurzweilig, wobei Wong das Kunststück gelingt, sich so nah am Event-Comic zu halten, dass die vorliegende Story nicht völlig nebensächlich wirkt, gleichzeitig aber so eigenständig zu bleiben, dass man Aphras Anteil an der Krise fast auch so lesen könnte. Einzig gegen Ende verschränkt Wong die Handlung mit den anderen Reihen, wodurch einzelne Panels entstehen, die etwas kryptisch bleiben könnten, wenn man nicht mindestens den Kerncomic „Dunkle Droiden“ gelesen hat.

Der Abschlussband bildet dann das generelle Ende. Es ist ein kleines, sehr persönliches Ende ohne weitere Paukenschläge oder Action. Aphra ist ganz auf sich konzentriert, und es zeigt sich, dass sie im Laufe der letzten Wochen und Monate eine Veränderung durchlaufen hat. War sie sich selbst bisher immer am nächsten, so reicht ihr das Leben als Einzelgängerin auf einmal nicht mehr. Das ist schön und ruhig inszeniert, vielleicht ein klein wenig in die Länge gezogen, aber es sollte wohl noch einmal alles, was Aphra ausmacht, kurz thematisiert werden. Eins jedenfalls ist am Schluss klar: Doktor Aphra wird auf die eine oder andere Weise wiederkehren.

Optisch gibt es einmal mehr nur sehr wenig zu klagen. Hier und da ist mal ein Gesichtsausdruck entgleist, aber alles in allem liefern Minkyu Jung und Jethro Morales absolut solide Arbeit ab, nicht spektakulär, aber auch keineswegs hässlich. Ihr Stil ist dabei so ähnlich, dass der Zeichnerwechsel kaum ins Gewicht fällt. Rachelle Rosenbergs Farben werten wie immer die Panels auf und sorgen vor allem beim „Dunkle Droiden“-Event für eine schaurige Grundstimmung.

Eine Covergalerie am Schluss gibt es nicht, dafür werden die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen Cover voneinander abgetrennt, eine Lösung, die mir gefällt, weil man so auch die Schluss- und Anfangspunkte der Einzelhefte besser würdigen kann.

Fazit: Die 2. Serie „Doktor Aphra“ unter der Federführung von Alyssa Wong hat mir von Anfang an echt Spaß gemacht – und das Finale macht auf schöne, zufriedenstellende Art und Weise den Sack zu. Klar, nicht jede Entscheidung von Wong war in meinen Augen ein Volltreffer – die Figuren Just Lucky und Ariole Yu, die stellenweise echt nichts zu tun hatten, wirkten ein wenig zu sehr ins Team gezwängt, um noch ein schwules Pärchen neben den zahlreichen lesbischen Frauenfiguren dabei zu haben. Aber unterm Strich haben die Comics gut unterhalten, und gerade dieser Schlussband hat Dank eines Cameos von Luke Skywalker und dem dramatischen Kampf gegen die Droiden der Plage nochmal ein positives Zeichen gesetzt. Fortsetzung folgt ...

Star Wars: Doktor Aphra – Dunkle Droiden
Comic
Alyssa Wong, Minkyu Jung, Rachelle Rosenberg
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3847-3
200 S., Softcover, deutsch
Preis: 25,00 EUR

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