von Frank Stein
Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #37-41 der Reihe „Star Wars (2020)“. Der Band gehört zum großen Cross-Over-Event „Dunkle Droiden“ und spielt zeitlich parallel zur Haupthandlung. Es ist nützlich, den Kernband „Dunkle Droiden“ zuerst gelesen zu haben, durch die Eigenständigkeit der Handlung funktioniert der Comic aber auch so recht gut. Ursprünglich wurden die fünf Ausgaben in den USA zwischen August und Dezember 2023 in Heftform veröffentlicht, also zeitlich parallel zum „Dark Droids“-Hauptcomic. Dieser deutsche Sammelband bei Panini folgte dann parallel im Softcover und im limitierten Hardcover im Oktober 2024. Geschrieben wurden die Comics von Charles Soule, die Zeichnungen stammen von Madibek Musabekov, die Farben von Rachelle Rosenberg.
Die Geschichte setzt zu einem nicht näher spezifizierten Zeitpunkt nach den Geschehnissen des Vorgängerbands ein. Sie beginnt damit, dass die Systeme der Heimat Eins, des Flaggschiffs der Rebellion, anfangen, verrückt zu spielen. Während die Brückenbesatzung unter Admiral Ackbar völlig im Dunkeln tappt, erfährt Lando Calrissian durch Zufall die furchtbare Wahrheit: Sein alter Kumpel Lobot dreht langsam durch. Seine imperialen Implantate drängen nicht nur seine Persönlichkeit zurück, es fehlt ihnen auch an Updates, weswegen sie zunehmend fehleranfällig werden. Wenn nichts geschieht, wird Lobot sterben.
Eine Lösung könnte der uralte Sprachendroide sein, den sich die Allianz vor einiger Zeit im Rahmen der „Operation Starlight“ beschafft hat, nachdem das Imperium die Codes der Rebellen geknackt hatte. Doch den hat Lando leider an Jabba den Hutten verhökert, bei dem er noch Schulden hatte. Das kann er Luke, Leia und den anderen unmöglich beichten. Also begibt er sich allein und unter falschem Vorwand mit dem Falken auf die Reise, um seine Probleme zu lösen – wobei er mitten in den Droidenaufstand der „Plage“ gerät, der auch Jabbas Palast in eine Todesfalle verwandelt.
Charles Soule beschreitet hier einen etwas ungewöhnlichen Weg, indem er mitten im Cross-Over-Event „Dunkle Droiden“ die Geschichte der Freundschaft von Lando und Lobot erzählt. Einmal mehr greift er dabei Lobots Leid auf, das diesen seit Beginn der Comic-Reihe befallen hat: Nach der Übernahme der Wolkenstadt in „Das Imperium schlägt zurück“ hatte ihn das Imperium als menschliches „Rechengehirn“ missbraucht. Seitdem ist er weitgehend katatonisch und Lando kämpft darum, seinen alten Kumpel wiederzubekommen. Wie es früher zwischen den beiden war, wird dabei immer wieder in launigen Rückblenden gezeigt. Aber auch ernste, stille Momente, die beweisen, was für ein moralischer Mann Lobot im Herzen ist, finden ihren Platz.
Soule gelingt eine starke, emotionale Geschichte – und auch der Kampf gegen die Plage, in dem Fall in den Mauern von Jabbas Palast, kann er recht gut einbinden, auch wenn die Helden hier natürlich von einem Deus Ex Machina gerettet werden, denn die Auflösung des Problems findet im Comic „Dunkle Doiden“ statt; dazu tragen Luke, Leia, Lando und Chewie nichts bei. Das macht aber nichts. Spannend ist das Finale trotzdem. Dass ich dennoch nicht gänzlich glücklich mit dem Comic bin, ist eher eine persönliche Sache.
Ich verstehe, dass die „Star Wars“-Autoren nach dem Disney-Reboot neue Wege suchten, um die gleiche Geschichte nochmal zu erzählen. Immerhin gab es ja schon einmal Romane, Comics und Co über die Zeit zwischen „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Trotzdem vermisse ich irgendwie seit dem Ende des Plot-Teils mit der imperialen Commander Zahra die Fokussierung auf das, was mich als Fan interessieren würde: Wie geht es der Allianz in dieser schweren Zeit? Und wie retten wir Han Solo aus den Klauen von Jabba? Stattdessen werden „abschweifende Episoden“ erzählt, etwa die Flucht von Crimson-Dawn-Agenten vor dem Imperium, der Ausflug der Rebellen in den Niemandsraum und nun halt die Geschichte mit Lando und Lobot. Das sind keine schlechten Geschichten, überhaupt nicht, bloß erzählen sie eben eher von persönlichen als galaktopolitischen Entwicklungen. Das finde ich etwas schade.
Visuell wird gute Standardkost geboten. Madibek Musabekov überzeugt erneut mit feiner Linienführung, was Raumschiffen wie Charakteren zugutekommt. Nach wie vor grinsen seine Figuren in Nahaufnahme aber immer wieder, als hätten sie ein Brett vor den Kopf geschlagen bekommen. Irgendwie hat er es nicht so mit lächelnden Charakteren. Zu Rachelle Rosenberg muss man nichts mehr sagen: Die Kolorierung trägt wie immer erstklassig zur Atmosphäre bei.
Fazit: „Lando und Lobot“ bietet eine starke und emotionale Geschichte rund um die zwei Freunde Lando und Lobot. Das Cross-Over-Event „Dunkle Droiden“ ist dabei gut integriert. Dass die Helden zu der Krise keine Lösung beitragen, wiegt nicht so schwer, weil es im Comic darum nicht wirklich geht. Landos frühere Missetaten und Sühne stehen eindeutig im Vordergrund. Hier endet das Ganze auch mit einem Cliffhanger (wenngleich einem schwachen, wir wissen ja, wie es mit der Figur weitergeht). Wenn man dem Comic etwas vorwerfen möchte, dann dass er einmal mehr von den eigentlichen Fragen jener Handlungsepoche ablenkt: Wie kämpft die Allianz um ihr Überleben? Und wie retten wir Han Solo? Darum geht es einmal mehr kaum.
Star Wars: Dunkle Droiden – Lando und Lobot
Charles Soule, Madibek Musabekov, Rachelle Rosenberg
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-4041-4
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,00 EUR
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