von Frank Stein
Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #42-47 der Reihe „Darth Vader (2020)“ sowie „Der Fluch“ (engl. „The Curse“) aus „Free Comic Book Day 2024: Star Wars“ und „Werkzeug des Imperiums“ (engl. „Tool of the Empire“) aus „Star Wars: Revelations 1“. Ursprünglich wurden die sechs Ausgaben in den USA zwischen Januar und Juni 2024 in Heftform veröffentlicht, „Tool of the Empire“ kam im Dezember 2023 heraus, „The Curse“ im Mai 2024. Auf Deutsch erschienen die Ausgaben der fortlaufenden Reihe zuerst zwischen November 2024 und April 2025 in Heftform bei Panini. Dieser deutsche Sammelband folgte dann parallel im Softcover und im limitierten Hardcover im Mai 2025. Geschrieben wurden die Comics von Greg Pak, die Zeichnungen stammen von Salvador Larocca, Adam Gorham, Ramon Rosanas und Raffaele Ienco, die Farben von Bolan Woodard, Federico Blee und Guru-eFX.
Ich muss das Pferd diesmal von hinten aufzäumen beziehungsweise meine Meinung zu dem Comic vor den Inhalt stellen. Die Idee an sich fand ich super: Man nehme ein paar Nebenfiguren der laufenden „Darth Vader“-Comic-Reihe, erfülle sie mit einer Mischung aus Frustration und Ambition und schon hat man ein paar wunderbare Gegenspieler, die eine prachtvolle Intrige gegen Vader und den Imperator hätten schmieden können. Hätten können … Denn leider geht Greg Pak diesen Weg nicht, sondern macht es wie so oft in seinen letzten Comics unnötig kompliziert und verworren, sodass am Ende irgendwie gar keine sinnvolle Handlung mehr übrigbleibt, sondern nur die Vortäuschung einer guten Intrige und ab und an brachiale Dark-Lord-Action.
Die Ausgangslage nach der Droidenplage ist unverändert. Aus nicht ganz ersichtlichen Gründen (abgesehen davon, dass er ein Sith ist) will der Imperator Darth Vader tot sehen, während der nach immer mehr Macht strebt, die ihn stärker macht, was der Imperator andererseits wieder gut findet, so als sehne er sich geradezu nach einem möglichst potenten Gegner, der ihn abgrundtief hasst. Wie gesagt, das mag so ein Sith-Ding sein. Vaders nächstes Projekt ist derweil eine Truppe kybernetisch aufgemotzter Rebellen, die als Elite-Einheit proklamiert wird, aber natürlich keine Chance gegen ihn hat. Und so werden die Widerständler fürderhin seine ferngesteuerten Schoßhunde. Kampfdroiden oder Sturmtruppler, das war ja gestern.
Auftritt Sly Moore. Sie bietet Vader an, Teil ihres Schismas zu werden, um den Imperator zu stürzen. Dazu soll er sich ausgerechnet mit all jenen verbünden, die er zuvor besiegt und gedemütigt hat. Warum die nun ihrerseits Lust darauf haben sollten, dem Beelzebub zu dienen, um den Teufel auszutreiben, das kann der Comic nicht hinreichend erklären. Man dient Vader halt, weil man sonst tot ist. Aber warum lädt Sly Moore ihn in ihre Truppe ein? Weil nur er stark genug ist, die Ordnung in der Galaxis wieder herzustellen. Abgesehen davon beichtet sie natürlich alles, was sie tut, auch dem Imperator. Irritierend? Absolut. Und so verkommt das Schisma zur reinen Worthülse, während Vader zwei bis drei Missionen durchzieht, um Macht anzusammeln, die er am Ende im Kampf gegen ein titanisches Weltraummonster entfesselt. Ja, von Panel zu Panel scheint das Sinn zu ergeben, auf Aktion erfolgt Reaktion. Aber wohin das alles führen soll, ist auch nach zig „Vader“-Bänden unklar. (Abgesehen von der Konfrontation in „Episode VI“ auf dem zweiten Todesstern.)
Zwei Nebenfiguren aus früheren Geschichten sind zwar ein netter Cameo, sorgen aber für weitere Verwirrung, zumal ihr Handeln weitgehend kryptisch bleibt. Ich bin sehr gespannt, wie Pak das alles in den letzten Ausgaben der Reihe auflösen will.
Optisch wird gemischte Kost geboten, wobei Vader meist sehr gelungen düster wirkt, alle Nebenfiguren aber mit mäßig gelungener Mimik zu kämpfen haben. Ich wiederhole mich hier, doch erneut bietet ein „Star Wars“-Comic nur zweckdienliches Niveau, echte Wow-Gefühle beim Betrachten stellen sich leider nur in einzelnen Panels ein. Am meisten Spaß machen tatsächlich die Cover, die diesmal teilweise im Comic, teilweise hinten in einer Covergalerie präsentiert werden.
Fazit: Auch im vorletzten Comic-Band der Reihe bleibt Autor Greg Pak seinen Lieblingsthemen treu: der Rivalität zwischen dem Imperator und Vader einerseits und Vaders etwas ziellosem Streben nach mehr Macht – im Sinne von Kampfkraft – andererseits. Die Idee der Schisma-Bewegung war gut, wurde aber nicht genutzt. Ebenso spielt die Rebellion kaum eine Rolle. Man wundert sich nicht, dass die Allianz bis Endor eine ganze Flotte sammeln konnte, so wenig wie sich Vader und der Imperator dafür zu interessieren scheinen. So bleiben vor allem etwas verworrene Ränkespiele, in denen jeder jeden hintergeht, ab und zu durchbrochen von brachialen Kampfeinlagen Vaders, die ihn geradezu übermächtig wirken lassen. Die Verbindung zu „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, wo sich Vader fast fatalistisch dem Imperator unterstellt hat, bis ihn die Liebe zu seinem Sohn ausbrechen lässt, ist für mich nach wie vor schwach. Ich bin gespannt, wie der Finalband aussehen wird.
Star Wars: Darth Vader – Schisma
Comic
Greg Pak, Raffaele Ienco, Federico Blee
Panini Comics 2025
ISBN: 978-3-7416-4243-2
154 S., Softcover, deutsch
Preis: 19,00 EUR
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