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Star Wars: Darth Vader – Entfesselte Macht

Darth Vader ist außer Kontrolle! Das Aktivieren eines uralten Artefakts, des Fermata-Käfigs, hat die Macht extrem erschüttert (nachzulesen im Comic „Hidden Empire“). Nun kann er sich kaum noch halten vor Kraft – ein Problem, mit dem er sich an jemanden wenden muss, den er eigentlich schon lange töten wollte: die schurkische Archäologin Chelli Lona Aphra.

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #33-36 der Reihe „Darth Vader (2020)“. Außerdem wurde am Ende Ausgabe #3 der Reihe „Darth Vader (2015)“ erneut abgedruckt. Warum? Unklar. Vielleicht wollten die Macher unser Gedächtnis auffrischen. Vielleicht wollten sie auch nur Platz schinden. Für langjährige Sammler ist das jedenfalls eine Dopplung, die unnötig gewesen wäre und nur Geld kostet. Die vier neuen, hier gesammelten „Star Wars“-Comic-Hefte wurden ursprünglich zwischen Mai und Juli 2023 in den USA auf Englisch veröffentlicht, also in der kleinen zeitlichen Lücke zwischen „Hidden Empire“ und „Dark Droids“. Der Comic hat auch durchaus Brückenschlag-Charakter, immerhin leidet Vader anfangs unter den Folgen des „Hidden Empire“-Finales und sät am Ende die Saat für „Dark Droids“ aus.

Auf Deutsch wurden die Comics zunächst in Heftform zwischen Oktober 2023 und Februar 2024 herausgebracht, im Juli 2024 folgte dann parallel dieser Sammelband im Softcover und parallel im limitierten Hardcover. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Greg Pak, illustriert wurden sie jeweils zu Hälfte von Adam Gorham und Raffaele Ienco. Die Kolorierung besorgte Federico Blee.

Der Comic setzt – sieht man von zwei Seiten Prolog ab – fast panelgleich da ein, wo der Vorgängerband „Die Rückkehr der Schatten“ geendet hatte. Allerdings wird das Geschehen dort nun etwas umgedeutet, was man gut oder schlecht finden kann. Fakt ist: Vader ist so dermaßen von der Macht erfüllt, dass er deren Energien nicht mehr kanalisieren kann und sich zum Schutz der Truppen durch die Außenhülle seines Flaggschiffs „Executor“ sprengt. Da auch ein Sith im All sterben würde, folgt ihm die Ex-Zofe Sabé, die noch immer auf Anakins Bekehrung hofft, mit einem Shuttle, das Vader allerdings auf einem nahen Planeten zum Absturz bringt. Auf einer einsamen Insel inmitten eines leeren Ozeans kommt es zum Duell des Willens zwischen Vader und seiner widerwilligen Verbündeten. Dabei zieht sich die Frage wie ein roter Faden durch die Seiten, ob Hass zu Macht oder zu unsäglichem Leid führt, eine spannende, wenn auch am Ende etwas repetitive Diskussion zwischen dem Dunklen Lord und dem Double von Padmé Amidala.

Dann verschwindet Sabé unvermittelt aus der Geschichte. Ihr Tod wird in einem Panel angedeutet, aber eigentlich dürfte niemand glauben, dass Pak seine Lieblingsfigur so sang- und klanglos opfert. Stattdessen macht sich Vader auf die Suche nach Doktor Aphra, die ihm bei seinem Machtproblem helfen soll. Da er die Macht einstweilen nicht zuverlässig nutzen kann, kämpft er stattdessen mit einer Art Lichtschwert-Kanonenlanze (man sieht sie auf dem Cover). Als Aphra ihm dann noch zu einem mystischen Schild aus machtdämpfendem Kryptonit … äh … Kyberit verhilft, sieht er endgültig wie ein alter Machtritter aus, ein etwas bizarres Bild.

Schließlich nimmt der Comic eine weitere Wende, als rachsüchtige Droiden auf der Bildfläche erscheinen, um sich für ihre Misshandlung durch Vader zu „bedanken“. An dieser Stelle verliert Pak so langsam endgültig die Kontrolle über seine Handlung, scheint mir. Der Bogen zum „Dunkle Droiden“-Event wird hier etwas mit der Brechstange erzwungen.

Am Ende folgt dann noch der Reprint. Der Comic hat an sich durchaus seinen Wert, erzählt er doch vom Beginn der Zusammenarbeit zwischen Vader und Aphra und außerdem von der (Wieder)Geburt von Triple-Zero. Dennoch wird hier ein seltsamer Präzendenzfall geschaffen. Nie wurde irgendein Altcomic mit neuen Comics gemischt nachgedruckt – jenseits von Essential oder Collector’s Editions. Es fühlt sich falsch und auch unnötig an dieser Stelle an. Den Platz und das Geld hätte man sich sparen können.

Visuell bewegt sich der Comic im Mittelfeld. Die Optik von Adam Gorham sagt mir nicht so zu. Seine Figuren sind zu eckig gezeichnet, was vor allem Gesichtern abträglich ist. Raffaele Ienco weißt da mehr zu überzeugen, wenngleich ihm just Doktor Aphra, um welche die zweite Hälfte der Geschichte geht, nicht so recht gelingen will. Sie wirkt merklich unansehnlicher als in anderen Comics. Die Kolorierung rettet hier einiges. Die blutroten Erinnerungen kennen wir bereits aus der Reihe. Dazu gesellen sich Farbverläufe und Schatten, die für Plastizität sorgen.

Eine Covergalerie am Ende beschließt den Comic.

Fazit: „Entfesselte Macht“ ist in meinen Augen eine eher schwache Ausgabe der „Vader“-Comics. Schon die Prämisse, dass ein Artefakt die Macht derart galaxisweit erschüttern kann, finde ich fragwürdig. Immerhin folgt dann eine ganz kurzweilige, wenn auch etwas repetitive Diskussion zwischen Vader und Sabé. Aphras Auftritt dagegen, Vaders Verwandlung zum altertümlichen Ritter und der Aufstand der Droiden holpern eher von Panel zu Panel. Nicht zum ersten Mal wünscht man sich, dass sich Vader nicht die ganze Zeit nur mit sich selbst beschäftigt. Der Kampf gegen die Rebellenallianz scheint schon seit geraumer Zeit zum Erliegen gekommen sein. Schade.

Star Wars: Darth Vader – Entfesselte Macht
Comic
Greg Pak, Raffaele Ienco, Federico Blee u. a.
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-4032-2
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 17,00 EUR

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